Sonntag, 20. Juli 2014
ma per buttarmi in Arno
Ja, ich melde mich hier aus einem echten Problemstadtteil, in der Nähe riesige Investitionsruinen, die Hautklinik und ein bunter Mix aus kleiner Multikultiökonomie. Sie sehen, Linden schläft noch an diesem sommerlichen Sonntagvormittag, denn hier beginnt das Leben immer erst montags. Wo ich jetzt stehe, wird die Bühne aufgebaut werden, eine Open-Air-Bühne wie man sie hier noch nicht gesehen hat, ein ganzer Pkw-Anhänger wird hier stehen und mit so wenig Plastikplane überdacht werden, dass zwei Männer schon zu viel sein werden, um hier den Aufbau zu schaffen. Gestern schauten hier kleine Straßenkinder vorbei, die zu berichten wussten, dass es sogar elektrischen Strom geben wird, um das sinfonische E-Piano richtig funktionieren zu lassen, wie es sonst nur gestandene Alleinunterhalter fertigbringen. Was erwartet uns hier? Es haben sich hier Einwanderer aus einer ärmeren südlichen Nachbarregion niedergelassen, die hier ihr Glück gefunden haben und nun schon in der zweiten Generation eine kleine Garküche betreiben, die auch unter den Einheimischen Anklang findet und vor allem in den Abendstunden gerne besucht wird. Hier wird seit 40 Jahren mit einfachsten Mitteln und gegen kleines Geld für die Bevölkerung gekocht, die Dekoration aus Plastikkrabben, Erinnerungsstücken an den heimischen Sportverein und völkerkundlich interessanten Trivia interessiert inzwischen auch amerikanische Wissenschaftler, und nun soll hier drei Tage unter Freunden gefeiert werden. Neben nationaltypischen Tänzen wird es hier ein Klassik-Openair geben mit Schlagern wie Nessun dorma, der berühmte Babbino caro und die große Casta Diva werden dabei sein, außerdem eine Hymne an ein Land wo angeblich Zitronen blühen (eine frühe Hommage eines frühen Intellektuellen an das Herkunftsland des Clanchefs) und man hört, dass sogar das beliebte Ave Maria geplant ist, ein Stück, das die Völker in Tränen vereint und auch hier natürlich nicht fehlen darf. Außerdem soll es ein recht deutsches Kammerdrama um eine Blume geben, die am Ende grausam zertreten wird, der immanente humanitäre Anspruch und die Erinnerung an ökologische Verantwortung und die Notwendigkeit einer gewissen Herzensbildung auch und gerade für Frauen sollen hier ganz nebenbei wichtige Akzente setzen. Die Musik dazu ist von Amadeus komponiert, einem wenig integrierten, aber desto berühmteren multinationalen Allroundtalent, bekannt aus dem gleichnamigen Kinofilm. Seien Sie also gespannt. Die Pianistin hat ein nicht öffentliches Sondertraining angesetzt, eine bekannte Sängerin wird ihre derzeit laufende CD-Produktion extra für das einmalige Event unterbrechen – nur wenige werden eine Karte ergattern, aber die Bevölkerung kann aus den umliegenden Häusern und von den Balkonen zuhören, und das ohne Eintritt bezahlen müssen – eine großzügige soziale Geste des Veranstalters. Soviel für heute live aus dem sommerlichen Linden, und damit gebe ich zurück ins Studio.

40 Jahre Pizzeria Napoli, Hannover

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Donnerstag, 10. Juli 2014
Wenn ich krank bin
Wenn ich krank bin, riecht die Welt ganz rot. Der Tee wird kalt, während ich schlafe, danach schwimmt ein Staub darauf. Ich sollte etwas essen, denke ich, aber dann geht es nicht. Der Tag fühlt sich an wie lauter Abende nach zwecklosen Kämpfen. Wenn ich krank bin, ist sie nett zu mir. Schlafe, sagt sie, ich komme dann später, es ist ja noch lange hell. Warm oder kalt, nach und nach und nach.

Samstag, 5. Juli 2014
Kirsche Kirsche hoihoihoi
Drei Mannschaften zu je 8 Spielern (7 Feldspieler, 1 Torwartfeldspieler) spielen auf zwei Tore. Es gibt keine Seiten. Das wäre mein Fußball.

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Freitag, 27. Juni 2014
Entfesselt
Das Laken zu Wirbeln schlafen, Schnecken in Häuser überführen, die voll Gesinge sind. Im Traum einen alten Park als Erbe in Aussicht, im Traum von einer verquollenen Alten, die gekannt werden will, aber es sträubt sich etwas im Hals. Mit dem Kleinsten braune Pilze für das Abendessen besprechen, jeden einzeln. Ein stundenlanger Koffer dient nicht mehr als Zeichen der Zukunft. Sieben Jahre sind um, an Land ist Distanz, sagen sie, die Distanz welche der Beweis ist dafür, dass nichts richtig gemacht werden kann. Die Zeit als Stapel aus Schubladen, in die sie alle selbst hineinkriechen, sobald die Fragen wolken. Mörike an Ebel, immer wieder. Sieben neue Jahre, fern.

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Samstag, 14. Juni 2014
Alles Frieren geht von den Füßen aus.

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