Montag, 31. Dezember 2007
Keks zum Tee
Heute möchte ich Ihnen etwas erzählen, nämlich von einem unerträglichen C. Ja, von einem C, einem hohen C, einem dreigestrichenen genaugenommen: c'''. Die Geschichte trägt sich zu in Haydns Klaviersonate Nr. 59 Es-Dur, Hob. XVI/49. Es-Dur ist ja schon so eine Tonart, über die sich viel räsonnieren ließe. Aber jetzt, passen Sie auf!
Nach dem zweiten Satz, der schon sehr beethovensch tut mit seinem b-moll-Teil, ja fast schubertsch, da rauschen die Sextolen nur so, aber was wollte ich sagen... also danach kommt ein FINALE "Tempo di Minuet", der alte Haydn, so ein Fuchs, was, spart das Menuett einfach ein, das alberne pudrige Gedengsel, und macht gleich ein schnickschnackiges Finale draus. Es hebt sehr unschuldig-doof an, taa-ramm-tamm diddeli-daa-da ramm-tamm, aber schon im zweiten Takt macht das je eine Tönchen in jeder Hand einen so gewaltigen Lärm, very nifty, Mozart konnte das übrigens auch, da trappeln Duolen und Triolen durcheinander wie die Zirkuspferdchen zum Militärmarsch (das ärgert mich jedes Mal, dass denen keiner einen gescheiten Gleichschritt beibringt, Donnerwetter, dafür geh ich doch nicht in den Zirkus, dass die so planlos durcheinandertraben). Naja, und dann plinkert das so weiter nach dem Kochbuch, ein paar kaskadierende figurierte Sextakkorde, schöne ABA-Geschichte. Dann sowas wie ein Trio, man hört förmlich das Holz tröten, ja!, wenn der nicht sein Handwerk beherrscht, wer dann. Ha! Aber jetzt kommt's! Jetzt kommt das Da Capo des Menuetts! Es-moll! Es-MOLL! Zirkuspferdchen in es-moll, alles gleich triolisch unterlegt, dann finden sich die Pferdeln besser zurecht von Anfang an. Und was für eine Musik ist das alles in es-moll! Eine ganze Sonate in es-moll durft er ja damals nicht, schade, was wäre das für ein Stück geworden. Das funktioniert alles in es-moll viel besser, das Stück IST in es-moll, alles andere war nur Kulisse, damit er es am Ende richtig auftreten lassen kann, sein es-moll. Und dann! Ahí! Die Wiederholung muss natürlich zurück ins Sonnenlicht, raus aus dem schattigen, nach altem Getäfel und Bergamotte-Tee duftenden Salon, raus an die frische Luft. Und was in Moll ein samtgardinengedämpftes ces war, ist nun (Vorsicht! Sonnenbrille auf!) wieder ein c, so falsch wie ein armes c nur klingen mag für einen, der es schattig mag.
Das nächste Mal erzähle ich Ihnen, wie Haydn - Alptraum jedes Tonsatzschülers - einen halsbrecherischen Ausflug nach E-Dur zurückführt dahin, wo er herkommen ist, nach Es-Dur nämlich. Sie können sich schonmal Gedanken machen. Es gibt eine sehr elegante Lösung.
Nach dem zweiten Satz, der schon sehr beethovensch tut mit seinem b-moll-Teil, ja fast schubertsch, da rauschen die Sextolen nur so, aber was wollte ich sagen... also danach kommt ein FINALE "Tempo di Minuet", der alte Haydn, so ein Fuchs, was, spart das Menuett einfach ein, das alberne pudrige Gedengsel, und macht gleich ein schnickschnackiges Finale draus. Es hebt sehr unschuldig-doof an, taa-ramm-tamm diddeli-daa-da ramm-tamm, aber schon im zweiten Takt macht das je eine Tönchen in jeder Hand einen so gewaltigen Lärm, very nifty, Mozart konnte das übrigens auch, da trappeln Duolen und Triolen durcheinander wie die Zirkuspferdchen zum Militärmarsch (das ärgert mich jedes Mal, dass denen keiner einen gescheiten Gleichschritt beibringt, Donnerwetter, dafür geh ich doch nicht in den Zirkus, dass die so planlos durcheinandertraben). Naja, und dann plinkert das so weiter nach dem Kochbuch, ein paar kaskadierende figurierte Sextakkorde, schöne ABA-Geschichte. Dann sowas wie ein Trio, man hört förmlich das Holz tröten, ja!, wenn der nicht sein Handwerk beherrscht, wer dann. Ha! Aber jetzt kommt's! Jetzt kommt das Da Capo des Menuetts! Es-moll! Es-MOLL! Zirkuspferdchen in es-moll, alles gleich triolisch unterlegt, dann finden sich die Pferdeln besser zurecht von Anfang an. Und was für eine Musik ist das alles in es-moll! Eine ganze Sonate in es-moll durft er ja damals nicht, schade, was wäre das für ein Stück geworden. Das funktioniert alles in es-moll viel besser, das Stück IST in es-moll, alles andere war nur Kulisse, damit er es am Ende richtig auftreten lassen kann, sein es-moll. Und dann! Ahí! Die Wiederholung muss natürlich zurück ins Sonnenlicht, raus aus dem schattigen, nach altem Getäfel und Bergamotte-Tee duftenden Salon, raus an die frische Luft. Und was in Moll ein samtgardinengedämpftes ces war, ist nun (Vorsicht! Sonnenbrille auf!) wieder ein c, so falsch wie ein armes c nur klingen mag für einen, der es schattig mag.
Das nächste Mal erzähle ich Ihnen, wie Haydn - Alptraum jedes Tonsatzschülers - einen halsbrecherischen Ausflug nach E-Dur zurückführt dahin, wo er herkommen ist, nach Es-Dur nämlich. Sie können sich schonmal Gedanken machen. Es gibt eine sehr elegante Lösung.
[Prim]
jean stubenzweig,
30. Mai 2008, 15:11
Solches würde ich sehr gerne mal in den Feuilletons der großen Blätter lesen. Doch es käme zu spät, sind sie doch alle deabonniert.
Aber nun darf ich ja Zeus' Töchtern ins Tagebuch linsen. Zumal die mehr davon versprochen haben.
Wo? Wann?
Aber nun darf ich ja Zeus' Töchtern ins Tagebuch linsen. Zumal die mehr davon versprochen haben.
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hora sexta,
30. Mai 2008, 16:46
Ich danke Ihnen. Das sind große Pralinen, die Sie da schicken.
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solminore,
20. Oktober 2011, 14:00
Warum durfte er das nicht? Durfte doch auch ein Trio in es-Moll.
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hora sexta,
21. Oktober 2011, 11:50
Na wegen Werckmeister und Kirnberger und so -
danke für den Hinweis, das es-moll-Trio war mir nicht bewusst. Eine Schwester der Beethovenschen Fis-Dur-Sonate? Die hat auch nur zwei Sätze.
danke für den Hinweis, das es-moll-Trio war mir nicht bewusst. Eine Schwester der Beethovenschen Fis-Dur-Sonate? Die hat auch nur zwei Sätze.
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