Montag, 3. März 2008

M-Klasse
Der Sportler schläft. Die Entspannung malt das Alter ins Gesicht, läßt die Verschlossenheit hervortreten wie herauspoliert. Die Haare kinderschlafwirr, grau, stark gewellt - drüberstreichen möchte ich und das Drahtige spüren, welches ihn, wach, immer umgibt, aber das Drahtige soll Ruhe haben nun. Der magere Körper weich losgelassen, ein Zwilling, wie er da so knochig hingestreckt ist, zierlich die ganze Figur und fein gezeichnet jeder Muskel unter der nachtwarmen Haut, die so überwältigend zart ist, ich weiß, wie sie sich anfühlt unter meinen Händen. Der Sportler schläft, die schmalen Schultern fallen matt aufs Lager und die schönen Augen sind verschlossen.

Morgen früh wird er noch bevor er das Bad betritt zwei Zigaretten rauchen auf der holzgedielten Terrasse, den Blick weit hinausgerichtet und doch blind fürs Gegenwärtige, eine leuchtende Kapsel aus Autarkie und Abwehr um sich errichtend, die ihre Wirkung erst gegen Abend restlos verlieren wird. Dann wird er Musik auflegen im Wohnzimmer und er wird Kaffee machen für uns beide, leise singend an die Arbeitsfläche gelehnt. Und während er gelassen mit Chrom und Porzellan hantiert, gewinnt der Rücken Breite, die Oberarme spannen sich ins Hemd. Beide Arme werde ich von hinten um ihn schlingen und mein Gesicht vergraben in diesem duftenden Männernacken.

Schlaf, Sportler.

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