Montag, 22. Februar 2010
Tag 0
Am siebten Tag wurde ich entlassen. Sie konnten mein Telefon nicht abrechnen, denn der Computer kannte das Datum nicht. Und so kam es, dass ich mit dem Y2K-Problem doch noch zu tun bekam.

Am dritten Tag kam der Oberarzt zur Visite. Dr. Zett, stellte er sich vor. Ich kenne Sie, sagte ich, Sie waren doch zum Schluss dabei und haben sich mir da schon vorgestellt. Das haben Sie mitbekommen, sagte er, das habe ich nicht gedacht.

Am Tag danach schrieb ich einen Brief, im Bett. Sie ist gesund und wunderschön, schrieb ich. Er hat den Brief sofort weggeworfen, erzählte man mir später.

Am späten Abend ließ ich ihn anrufen. Er war wegen einer Messe zufällig in der Stadt, und als er kam, hatte er schon einen Sekt in der Krone. Es war Nacht, und er saß an meinem Bett und wir haben diesen Tag zu unseren großen Geschwistertagen dazugezählt.

Kaiserschnitt, fragte ich, als ich die Anästhesistin wieder neben mir sah. Nein, sagte sie. Heute mittag, als das mit der Peridural nicht klappte, da habe ich Ihnen versprochen, dass ich bei Ihnen bin, wenn Ihr Kind kommt, und hier bin ich. Sie hat meine Hand nicht mehr losgelassen.

Selten habe er sich so gut unterhalten, da gehe so eine Braunüle glatt von allein rein, lachte er, als ich mich für die angenehmste Stecherei meines Lebens bei ihm bedankte.

Ich parkte mein Auto in einer etwas entfernten Nebenstraße, damit es lange da stehen bleiben könnte ohne Parkschein, denn ich wusste nicht, wie es weitergehen würde danach, und wann ich wieder an das Auto würde denken können.

Sonntag, 21. Februar 2010
Terrassentag 1/2010
Es zwitschert auf den Dächern und gluckert in den Rinnen, und in der Brust knackt es von der Sonne und vom Weiß.

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Samstag, 20. Februar 2010
Und da trägt es ihn waiiit hinaus, den Suuppermario
Vierbriefmarkengroßes Olympia geguckt, 15 km Langlauf der Herren, ich nenne das so. Immer kommt ein bunter Mann um die Kurve, es sind viele gleichzeitig unterwegs, man weiß nicht wie viele und sie sehen alle gleich aus und fahren immer um Kurven herum, es sieht sehr verbissen aus. Das Kameramikro fängt auch das Zischen der Skier auf dem Schnee ein, und dazu erzählt der Reporter, mit welcher Eisschnellläuferin der verheiratet ist, der gerade nicht zu sehen ist. Am unteren Bildrand Zwischenzeiten und Vergleichszeiten von einem der zu sehen ist und einem anderen, den muss man sich gemerkt haben, aber wenn nicht, dann sagt der Reporter noch wie alt der andere ist und dass der schon Weltmeister war. Manchmal überholt einer einen anderen und man fürchtet ein wenig, dass die gegenseitig über ihre Skier stolpern, aber es geht immer gut. Ab und zu läuft "der Bundestrainer" neben einem Läufer her und brüllt ihm grunzende Dinge zu und der läuft völlig unbeirrt weiter. Im Hintergrund klingeln dann Kuhglocken und "keine Überraschung" sagt der Reporter, der übrigens vom Fliegen spricht, wenn einer sich bergauf ein wenig anstrengt. Überhaupt bewundere ich den Reporter, der das absurde Theater live beplaudert, das muss man können, denn es ist nichts weiter zu sehen als dass immer ein bunter Mann um die Kurve kommt, welche Kurve ist das jetzt?, und aus den Einstellungsschnipseln der verschiedenen Läufer und den gezeigten Zeiten im Kopf ein lückenloses Bild des Kurses zusammenzusetzen, das ist eine schöne Beschäftigung. Zum Schluss fallen sie alle wortlos in den Schnee. Ich mag Abfahrt lieber, da fährt immer nur einer auf einer sequent gezeigten Strecke und der fliegt wirklich dass es einem Angst und warm wird, und im Ziel bricht der nicht zusammen, sondern reckt die Faust in den Himmel wenn er gut war.

Wie schön berührt war ich allerdings ganz früher, zu Zeiten des Familienfernsehens, dass sich da "Herren" und "Damen" den Abhang hinunterstürzten. Heute sind das angeblich Frauen und Männer (aus der Abteilung "Redaktionsbeschlüsse, die wahrscheinlich der Wirklichkeit geschuldet sind"), und wohinein können sich die Teenager verlieben in Zeiten, wo keiner mehr mit einem tanzenden Ingemar-Stenmark-Quast an der gestrickten Mütze hinunterwedelt?

Montag, 15. Februar 2010
Mein blauer Weg
Das Busgeld für Lachs und Ziegenkäse ausgeben heißt frühmorgens durch die Pferdewiesen gehen. Blau sind die Wiesen und blau sind die schlafenden Pferde, wie mit einer kratzenden Feder gezeichnet stehen die Weiden der schmalen Allee, daneben fließt es schwarz um schneeige Inselchen. Die Lichter der Kräne sind fern, noch ferner der rote Streifen im Osten. Hau ab, möchte ich zaghaft rufen und kühle mein Gesicht an der vergehenden Nacht, aber das Lyrische gebiert natürlich Kinder hier draußen, wo das Eis hauchdünn ist an den Rändern.

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Freitag, 12. Februar 2010
Bus Stop Love Story
Wie ein schöner Mann noch schöner wird mit einem groben Pullover. Keine Jacke, kein Anorak, kein Mantel, sondern: ein dicker warmer wollener Norweger in braun und grau und schafweiß, hoher Rollkragen bis zu den flaumigen Ohrläppchen, rasierte Wangen, und diese schmelzenden Flocken auf dem kurzen Haar. Diese schmelzenden Flocken.

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