Samstag, 2. Mai 2015
Kleine Wölfe
Sie üben das Kämpfen und den Stolz und das Wundenlecken. Durch den Exzess suchen sie die großen Freuden und die Kraft, durchzuhalten. Sie üben, ein Rudel zu bilden, auf das Verlass ist.
Die ganz Empfindsamen aber üben auch das Herzeleid.

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Sonntag, 26. April 2015
Stadtpomeranze
dom

So bezaubernd, diese junge Steinmetzin, die durch die Dächer des Doms führt. Der Dachstuhl ist aus Stahl und verlor seinen ersten Platz in gewissen Listen nach wenigen Jahren schon an den Eiffelturm. Es stehen Sechskantschlüssel rum zum gelegentlichen Nachziehen der Muttern, schulterhoch und 30 kg schwer, ein 6er für einen Siebengebirgsschrat, falls er mal nachsehen kommen will nach seinen Steinen. Unterwegs in den engen Gängen ist das Richterfenster zum Anfassen nah. Die Gerüstbauerwerkstatt ein Traum für alle Kletterer, soviel Geseile und Gehake hängt dort rum. Es gilt die strenge erste Regel: In den Dom wird nicht gebohrt. Sie bauen ihre Gerüste trotzdem, auf Vorsprüngen und an Seilen, mit ausklappbaren Stegen, und auf allen Fotos lachen sie. Jener Regel folgend hängt die Schwalbennestorgel frei an Seilen in der Metallkonstruktion, das Betreten macht sie schwingen, was wohl nicht jedes Organisten Sache ist. Die Dächer der Schiffe sind mit Blei gedeckt, denn Kupfer würde durch die Strömungsphysik an den steilen Flächen leicht hochgebogen werden bei Wind. Im Vierungsturm kommt dann die Sonne raus zum Gruppenbild. Was für eine Welt.

So ein freies Gefühl immer, zum ersten Mal ohne Jacke unterwegs zu sein, und sogar bis weit in den Abend hinein. Zwischen Junggesellenabschieden, Altstadtbrauereien und den üblichen Schaufenstern hindurch zieht es mich bis in die Nähe des Franken, der an diesem Abend an einem Tisch diniert und mit den jungen Damen der Intelligenzia tanzt. Schade, dass ich hier ohne dich bin, sagt er aus dem Telefon, als ich schon den Weg in mein Hotelzimmer eingeschlagen habe, das so groß ist wie ein Badezimmer und doch alles hat, was ein Stadtwochenende in der Nacht verlangt: Wasser, Bett, Fenster zum Öffnen, Mond am Himmel.

Dass ich mal in eine falsche Bahn steigen würde, einfach aus lauter Frohsinn, und weil die Zeit zu kostbar ist, nachzusehen, ob und wie zurück weil nur zwei Minuten zum Abschiednehmen und da muss man den Blick doch aneinanderhalten, wenigstens das.
Ach Köln.

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Dienstag, 14. April 2015
Zimmer 235
Vor dem 'Vendôme' auf einer Bank in der warmen Sonne eine Portion Pommes mit Salz verspeist - passt zur Disney-Land-Kulisse mitten im ärmlichem Kleinstadtabend. Blick bis Köln im Dunst. Nun ein Pils auf einem Queensize-Bett. Draußen singt die Amsel. Draußen fährt ein Moped. Neben mir ist noch Platz.

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Donnerstag, 26. März 2015
Giglio-les-Alpes
Wieder nimmt ein kleiner Ort alles an, was zu ihm kommt. Es wird lange dauern, bis der Frieden zurückkommt. Bis dahin wird untergebracht und geholfen in jeder Weise, die Menschen möglich ist. Chapeau.

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Sonntag, 22. März 2015
Wo Lücken
Gestern pfoff im Viertel der Wind durch den Mantel bis aufs Zwerchfell. Der Erste Zweite Geiger hatte beim Satteln des Bikes noch Carmen empfohlen, er habe frei, aber seine Kollegen würden spielen, aber zunächst musste ein Mittagsschlaf gehalten werden. Ich bekam einen Wohnungsschlüssel und einen Kaffee ohne alles, und dann schwang sich der Mann, der sich mit herbem Rasierwasser auf wild zu tunen versucht und doch ein ganz zarter ist trotz der großen Füße, aufs Fahrrad, und es kam sofort der Mittagsschlaf in einem frisch bezogenen Bett. Der Hunger auch nach frischer Luft nach einem ganzen Vormittag Probe in dem Saal, den sie "Glocke" nennen, obwohl er innen lindgrün ist und voller denkmalgeschützter Klappstühle, und ein Hunger nach warmem Essen verlangte noch einen Ausgang am Abend. Der Wind pfoff im Viertel durch den Mantel bis aufs Zwerchfell, vorbei an Carmen, weiter Richtung Dom immer kälter, es war zu früh, eigentlich noch kein Einlass, aber komm doch rein. Sehr sparsam die Ausstattung in einem kahlen Raum, doch Holzboden, Musik und ein paar Getränke aus dem Kühlschrank sind ja genug. Eine Ärztin tanzte mit dem Ruftelefon um den Arm geklettet, man war neugierig auf den unbekannten Gast und nach zwei Stunden wollte die Achse ins Bett.

Eine Visitenkarte mitgenommen, eine Busfahrkarte gekauft, ein Kleid für den nächsten Morgen bereitgelegt. Kaum eingeschlafen, kam eine Kerze in den Raum und Heimlichkeit und lange Zeit, und doch war das Aufstehen so leicht, so leicht. Kein Frühstück, rein ins Kleid, ein Kuss unter die warme Decke, und in der Sonntagsbäckerschlange pfoff der Wind durch den Mantel bis auf den Rücken. Eine Busfahrkarte gekauft, und nichts wie rauf auf die Bühne.

Halleluja. Regionalbahn. Schön getanzt, schön gesungen, schön gewesen.

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