Freitag, 28. Dezember 2007

Kacheln und Nadelfilz
Das unterste Geschoss grundsätzlich gekachelt (die Bauernhäuser machen keine Ausnahme), die Straßen baumlos, dafür ein paar Verkehrsschilder zu viel, OTTO-Shop und DHL-Shop und Handarbeitsbedarf verschränkt in einem winzigen Lädchen, welches früher das Postamt war, so sieht's aus in meinem Heimatdorf. "ß Godd" sagen sie, wenn sie einem begegnen, ohne Mund und Augen dabei zu bewegen, aber immerhin sagen sie was. Morgen werden sie die Straße kehren. "Die Stråß". Sie kennen nur eine. Ich bin wie so oft angewidert und schäme mich sofort und zugleich, für dieses Angewidertsein zuvörderst und für alles andere auch, für Armseligkeit und Tristesse, denen ich entstamme. Ein Privileg, dieses einstmal als dumme Idee hätte gelten müssende Gelandetsein in der großen Stadt (und N. ist ja wahrlich keine Weltstadt und hat sogar große gekachelte Häuser, und beinah wäre ja auch alles schiefgegangen in der großen Stadt, das kann hier nicht passieren). Ödnis auch dort, schmerzlich empfunden allertags. Ödnis allenthalben. Aber hier alles fremd, alles. Von Heimkommen ins Warme keine Spur, untreu bin ich dieser meiner Heimat, untreu im Herzen und überhoben im Geiste. Das haben sie nicht verdient, die Alten, die auch in so einem tristen Haus wohnen mit Nachtstromspeicheröfen und Nadelfilz in allen Räumen.

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