Dienstag, 20. Mai 2008
Nachbarin! Euer Fläschchen!
Der Spreißel ist durch die glasige Hornhaut hindurch gut zu sehen. Eröffnet man diese mit einer Stecknadel (was für ein grobes Werkzeug, dick wie ein Wetzstahl und stumpf wie eine Zahnbürste am hinteren Ende), benebelt sich sofort die Sicht auf das dunkle, vor allem im Wissen um sich selbst schmerzhafte Teilchen im Daumen, das dort selbstverständlich nicht aus Feigheit, sondern aus Tapferkeit und Coolness vergessen wurde nach dem letzten Gartentag - was kümmert einen phantasievollen, begabten Landschaftsbauer schon ein kleiner Stachel im Fleisch. Die Vertreibung des eindringenden stählernen Feinds durch mannigfache Lichtbrechung der verletzten obersten Schicht mag als pfiffiger Versuch des gequälten Organismus durchgehen, die Sache frühzeitig zum Scheitern zu bringen - allein der Tapfere kämpft sich weiter in die Tiefe, stochert blind im staunenswert zähen Gewebe, jeder Stich ein Stich. Inzwischen macht sich leichte Schummrigkeit im Zwerchfell breit, die es ratsam erscheinen lässt, den sich selbst operierenden Patienten auf einem Küchenstuhl Platz nehmen zu lassen, um den Fortgang der Behandlung bei auf der Tischplatte ruhiggestelltem Unterarm unter der tief heruntergezogenen Küchenlampe sicherzustellen. Zu tiefe Sondierung beim Versuch, das archaische Operationsbesteck beherzt unter den Fremdkörper zu manövrieren, bringt dann endlich das Blut zum Fließen - der Spreißel versinkt endgültig im undurchdringlichen Rot. Gemeinsam mit der Hoffnung, mittels der Nadel genügend bösartige Keime in die Wunde eingebracht zu haben, damit eine veritable Entzündung in Gang komme und genügend Flusskraft entwickle, um ganz im Sinne ihres evolutionären Erfinders dem Fremdkörper nach wenigen Tagen den Ausgang zu weisen, klirrt die Stecknadel zurück in den Kreis ihrer hämisch glänzenden Schwestern. Einen Schnaps jetzt, bitte.
[virtus]
texas-jim,
26. Mai 2008, 14:00
Rasierklinge. Der Länge nach über dem Spreißel.
Ehrlich.
Ehrlich.
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hora sexta,
26. Mai 2008, 16:29
Sie meinen tangential einen Deckel abnehmen? Oder längs einen sauberen tiefen Schnitt machen?
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texas-jim,
27. Mai 2008, 10:34
Der saubere, tiefe Längsschnitt. Alles andere wird blutig.
Schneiden Sie bis hinunter zum Spreißel.
Über die ganze Länge, sonst bleibt ein Teil drin und entzündet sich.
Haut links und rechts auseinanderziehen, Spreißel raus und gut ist.
Schneiden Sie bis hinunter zum Spreißel.
Über die ganze Länge, sonst bleibt ein Teil drin und entzündet sich.
Haut links und rechts auseinanderziehen, Spreißel raus und gut ist.
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hora sexta,
27. Mai 2008, 19:13
Auf dem Pflaster steht "encouraged by texas-jim". Aber gut ist noch nicht, glaube ich. Ich krieg ihn nicht in der Suppe.
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texas-jim,
28. Mai 2008, 11:15
Verflucht, das scheint ja ein sehr hinterhältiges Exemplar zu sein. Zugsalbe vielleicht? Hab ich aber noch nie gebraucht.
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