Montag, 14. Juli 2008
Der Doktor
Er spricht schnell und in Details, aber erst, wenn das Leid zu Ende geklagt ist, das da auf dem Besucherstuhl Platz genommen hat, die tenorale Färbung hört man durch die graublau lackierten Türen der ehemals herrschaftlichen Altbauwohnung hindurch. Von einem Behandlungszimmer zum nächsten eilt er, aber nur zwischen ihnen, denn in den Zimmern hat er Zeit. Geduldig wartet die Gemeinde, Terminverabredungen sind dazu da, die Praxis zu betreten zu einem gewissen Zeitpunkt, und je später der Aufruf kommt, der zunächst nur einen Platz im Flur bedeutet (ein veraltetes Merianheft und ein paar anthroposophisch farblose Kinderbücher gibt es dort), desto besser, weiß man, hat man's heute wieder: er hat Zeit.
Er fordert entschieden auf, zu zeigen und zu sprechen, macht sich geschwind und doch gründlich ein Bild des gesamten Biotops, schaut in die Augen, hört auf das Beben, verschreibt Verschreibungspflichtiges und verordnet Verschreibungsunmögliches, auch nichts. Er tut nur, wovon er etwas versteht, das ist sein lächelndes Credo, wenn er an einen Kollegen überweist ohne Fackeln.
Keine Chance dem Drama und doch alles Recht dem Leiden, mit dem er sich unterhält im Ernst. Getröstet und versorgt tritt der Patient ins Freie.
Er fordert entschieden auf, zu zeigen und zu sprechen, macht sich geschwind und doch gründlich ein Bild des gesamten Biotops, schaut in die Augen, hört auf das Beben, verschreibt Verschreibungspflichtiges und verordnet Verschreibungsunmögliches, auch nichts. Er tut nur, wovon er etwas versteht, das ist sein lächelndes Credo, wenn er an einen Kollegen überweist ohne Fackeln.
Keine Chance dem Drama und doch alles Recht dem Leiden, mit dem er sich unterhält im Ernst. Getröstet und versorgt tritt der Patient ins Freie.
[Vesper]
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