Mittwoch, 23. Juli 2008
Faites vos jeux
Geschlossener Zirkel, Allianzen: Man schätzt diesen Jour fixe, und trifft sich in Räumen mit altem Parkett, plaudernd, mit Geist und Seele debattierend, nicht alle hegen Sympathien füreinander, aber man lässt leben. Mediziner und Konsuln im Herzen zumindest sind dabei, autonome, schlanke Frauen mit beweglicher Moral und ebensolchen Hirnen, einer gibt den Narren, der mit seinem Reden und seiner Person Stoff im Überfluss und auch den niederen Instinkten ein Spielfeld bietet, und er tut es gern. Ein bleicher, dunkel gekleideter Mensch ist darunter, ein brillanter Denker, der nicht viel spricht, dem die Herzen der jungen, dezent gewandeten Damen zufliegen (Cousinen allesamt, irgendwie, deren hochgestecktes Haar wiederum anderen Herren Gedanken macht, angenehme), und der sich hier satt isst, einmal im Monat, unauffällig, denn es kommt unaufhörlich Essen aus der Küche auf Tabletts, kristallene Gläser klingen sacht und oft, man dilettiert am Flügel, Kerzen rußen in silbernen Leuchtern. Zwei tauschen einen kurzen Blick, er genügt, um sich zu verständigen unter denen, die sich als ewige Brüder des Bundes der Wenigen erkannt haben im ersten Moment. Man hebt mit sparsamer Bewegung das Glas darauf und bewahrt köstliches Stillschweigen, für immer. Die gerundet dekolletierte Gastgeberin bringt jeden Einzelnen persönlich zur Tür zu später Stunde, und nur einen küsst sie leidenschaftlich auf den Mund zum Abschied, jedes Mal, und er hat nichts dagegen.
[Vesper]
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