Freitag, 28. November 2008

Klage
Älterwerden, das heißt doch immer, etwas zum letzten Mal erlebt zu haben; Dummheiten und überspannte Albernheiten waren das früher, und sie durften mit einem verschämten Biss auf die lächelnde Unterlippe zurückgelassen werden, und so war es gut; doch nun folgen große Feste, preziöse Momente des Verstandenwerdens und der schönsten Freude, Momente, die auch mit Anstrengung und Mut und Caprice sich nicht mehr locken lassen. Der Zement, aus dem ein Menschenleben lange sich formen lässt, er zieht nun rasch an, und wer noch einen Fußabdruck hineinsetzt, entfernt sich rasch und rettet auch seinen Stiefel: ein Schnörkel immerhin im Gästebuch, in dem ich abends lesen kann, solange die Augen es noch mitmachen. Und zittriger bin ich geworden und schwerer fällt zu verstehen, was man mir sagen will.

 
Ich glaube Ihnen nicht, doch das ist mein Problem.

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Problem! Das sollte kein Problem sein. Bitte nicht.

Das schöne am Internet ist ja, dass es sich nicht um ein Vernehmungsprotokoll handelt und dass man da so reinschreiben kann, was man will, sogar Sachen, die man nicht gedacht hat bis dahin und die trotzdem "sind". Und ich verrate Ihnen was, aber Sie müssen schwören, dass Sie es nicht weitersagen: So manches was in diesem Blog steht, stimmt überhaupt nicht! Oder vielleicht doch, aber auf so eine Art, ach, das kann man nicht erklären, nichtmal im Internet.

Und schon Papa Wittgenstein wusste: Die Welt ist alles, was der Fall ist. Und es kann doch wesentlich mehr der Fall werden als wahr ist, wenn man es geschickt anstellt, was meinen Sie?

Ich hätte daher gerne, dass Sie mir glauben, kann aber natürlich nicht nachweisen, dass dieser Wunsch wirklich stimmt. So ist das zwischen den Menschen. Es kann einen irre machen.

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Es kann immer mehr sein und ist es auch.

Und yes, Mam, die Internet-Wahrheit ist wahrscheinlich immer nur ein Mix aus einem Teil Realität und einem Teil Wunschgedanken. Das Mischungverhältnis dabei ist in den einzelnen Blogs unterschiedlich.

In meinem Fall bleibe ich immer Dicht an der Realität, oder wie Bukowski einst sagte: Schreib worüber du bescheid weisst. Tja, weil das aber niemanden interessiert, schreibe ich halt was über mich.;-)

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Natürlich hat das Bloggen, soweit ich es beobachten kann und mich selbst betrifft, immer etwas mit der Kohlenstoffwirklichkeit des Autors zu tun - wem die Gabe geschenkt wurde, abgeschlossene Realitäten zu erschaffen, der hat es hoffentlich nicht nötig zu bloggen, sondern wird seine Texte anders veröffentlichen.

Was ist das denn, worüber Sie bescheid wissen und was niemanden interessiert? Meinen Sie Ihren Brotberuf?

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