Samstag, 20. Dezember 2008

Von Schneuztüchern und Scheuerhadern
Wer schon immer wissen wollte, wo die Omma den Christbaum schmückt und Plätzli mit Staubzucker macht, der ist hier richtig.
Links im Menü gibt's viele Runden zu drehen und es kann mitlinguisiert werden.

 
Herzlichen Dank für diese Links (ungewöhnlich bei Ihnen). Spannend, das alles. Eine Frage jedoch: Wie kommen Sie auf die Uni Augsburg? Hat die besondere Meriten erworben auf diesem Gebiet?

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Über die fachlich-wissenschaftlichen Meriten der Uni Augsburg im Vergleich zu anderen linguistischen Instituten weiß ich gar nichts. Ich bin mal vor längerer Zeit über diese doch sehr unterhaltsame Darstellung der deutschen Sprachlandschaft gestolpert, als ich herausfinden wollte, ob sehr eigentümliche Wörter, die ich nur aus meiner Kindheit kenne und die ich nach dem Wegzug aus der heimatlichen Landschaft nie wieder gehört habe, tatsächlich eher regional (oder gar nur familiär) gebräuchlich oder doch größeren Sprecherpopulationen eigen sind.

Das ist ja überhaupt ein wichtiger Aspekt dieses Internets: dass nur das drinsteht, was drinsteht, und dass aus dem, was drinsteht, keinesfalls erschöpfend Auskunft zu erhalten ist in einer abschließenden und vollständigen Weise, auch wenn bunte Bilder sich immer wieder als unvergessliche "Wahrheit" im Kopf festsetzen. Man muss vorsichtig sein mit den Prägungen, die man sich durch die suggestive Optik des WWW einfängt, finde ich, und daher bin ich wenig unterwegs in dieser höchstens halben Welt...

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Nun, es ist ja hinlänglich bekannt, daß nur das gezielte Suchen sinnvoll ist. Da unterscheidet sich das Internet nicht von den Bibliothek oder dem Archiv. Allerdings ist es um einiges flotter, für den Anfang. Beim Buch und beim Sinnieren kommt man dann wieder in den gewohnten Tritt.

Das unterhaltungsspezfische Surfen interessiert mich nicht, dem kann auch ich nichts abgewinnen: meist zu schrill, zu laut. Aber auf die eine oder andere Überraschung stößt man schon – siehe hier.

So bin ich auf der einen Karte auf den Hinweis gestoßen, Staubzucker fände überwiegend in ostsüdöstlicher Geographie Verwendung. Das Wort habe ich so gelernt, und ich benutze es auch, aber in diese Gegenden bin ich erstmals einige Zeit nach Kindheit und Schule gekommen, auch haben weder Mutter noch Vater Verbindungen dorthin. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, ob ich mich nicht vielleicht doch des Staubzuckers angenommen habe, weil er mir sympathischer war. Auf jeden Fall bin ich jetzt unterhaltsam ins Rätseln gekommen. Ich rätsle weiter.

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Es ist schnell, das Internet, das stimmt! Und es ist ja nicht alles Quatsch, was man da zu lesen bekommt, ganz im Gegenteil. Vieles, insbesondere sehr anregende Gedanken, würde man gedruckt wohl nirgendwo finden können. Und Sie haben Recht: Jede Information, ob nun elektronisch oder klassisch papieren zugänglich, kann gehaltvoll, erhellend, störend, verstörend sein...

Den Staubzucker mag ich auch besonders. Aber wenn ich die Ausführungen der erwähnten Studie zu Orange und Orangensaft weiterdenke, dann hege ich die Vermutung, dass die überregionale Vermarktung von Waren zu einer unvermeidlichen Nivellierung der Bezeichnungen führt - schade eigentlich.

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Ich empfinde das nicht als schade, sondern alsschlimm. Sie geht dahin, die Vielfalt. Sicher, da stimme ich Ihnen zu, hat das mit der überregionalen Vermarktung zu tun. Allerdings haben die EU-Normierer entscheidenden Anteil daran, indem sie regionale Begriffe schlicht nicht mehr zulassen. Ich erinnere mich noch gut an die Debatten in den Neunzigern um österreichische Bezeichnungen für Obst- und andere Lebensmittelsorten. Soeben ist mir dazu was in die Erinnerung geraten:

Warum die Österreicher nicht in die EG wollen.

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