Freitag, 5. Juni 2009
Statt Karte
Liebe Grüße aus Würzburg. Ich war schon oben auf der Festung, bin über die Tellsteige hinaufgestiegen und habe dort in einen 102 Meter tiefen Brunnenschacht geblickt: mit einem oktogonalen Tempelhaus überbaut, gebohrt um das Jahr 1200 durch den Felsen hindurch bis hinunter zur Sohle des Mains, und ich sah unten das Wasser glitzern. Beim Hanselmann habe ich ein Nußhörnchen gegessen, das schmeckt exakt genauso wie vor 25 Jahren und es ist auch heute noch ein Mittagessen. Erschrocken bin ich, als ich in den Hof der ehemaligen Akademie schaute, das alte Dreckloch ist heute der moderne Eingang zu einem Neu-Anbau, wo ist nur der taubenkotige Moder und das Bröseln der Simse geblieben? Kein Geklimper aus zugigen Fenstern mehr. Ich schreibe dir aus dem Hofgarten, und ich genieße hier die Zeit im hellen Sonnenschein und denke an meine WÜ-Jahre, diese atem- und spaßlosen Jahre, in denen ich fast täglich (!) hier gewesen bin, und dies war meine Freude. Was für ein herrlicher Bau, was für ein Ebenmaß, was für eine Farbe, was für ein kunstvoll wildwachsender Garten. Die Hofkirche wird ja im Oktober geschlossen, und ich habe noch einen Blick hineinwerfen können in diese Kirche, der man ihre Einbettung in das Fensterschema des profanen Schlossbaus so gar nicht anmerkt, stell dir vor, drei Jahre nimmt man sich Zeit, um die ernsten Schäden durch Salz und Feuchtigkeit zu beheben, und ich denke, drei Jahre sind ein vernünftig gewählter Rahmen, wenn der Schaden groß ist.
Erpelflügelstreifenblau sind meine Grüße -
Erpelflügelstreifenblau sind meine Grüße -
[Vesper]
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