Donnerstag, 2. Juli 2009

Unterm Sonnenschirm
Vor etlichen Jahren ist er einfach verschwunden, und heute habe ich ihn wiedergesehen. Er hatte mich eingeladen vor etlichen Jahren, mit ihm zu reisen, denn seine Frau hatte Angst, Angst vorm Fliegen und Angst vor der Hitze und der Aufregung, und alleine wollte er die Tour nicht machen, die er sich lange vorgenommen hatte, und eine Frau sollte schon dabei sein, eine junge, wenn möglich. Ich habe wählen dürfen, "die interessantesten Städte, die schönsten Strände" der Welt, St. Petersburg, Kyoto, die Anden, Sydney, San Francisco, Casablanca, Grönland, die Seychellen, Neu Delhi, es war ihm alles recht, und unser erstes Ziel wäre Istanbul gewesen. Ich hatte mich schon erkundigt, wie es einzufädeln wäre, für vier bis sechs Monate unbezahlt freigestellt zu werden, da ist er verschwunden. Er habe nicht einkalkuliert, dass er sich verlieben würde, schrieb er mir, und er habe Sorge, dass er nicht zurückkehren würde von dieser Reise, zurück nach Hause. Es gehe nicht, und er danke mir von Herzen und wünsche mir etcetc. Heute habe ich ihn wiedergesehen, er hat mich abgeholt, mit dem Cabrio kutschierte er zu meinem lieben See, dort Frühstück auf der Hotelterrasse - dies war unsere Reise, und sie war schön. Von seinen Enkelkindern erzählte er mir und dass er an mich denke, wenn er an der Elbe mit dem Hund gehe, immer denke er dann an mich, und er bedaure, dass er es nicht getan habe, vor etlichen Jahren, dass er die Reise nicht gemacht habe, nie, alleine nicht, mit seiner Frau nicht, mit mir nicht, und er werde sie auch nicht mehr machen, und dabei hatte er Tränen in den Augen.

Leb wohl, Sugardaddy. Du taugst nicht zum Sugardaddy, Sugardaddy, aber süß bist du, immer noch. Leb wohl und grüß mir den Hund.

 
Wie enttäuschend.

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Nein. Wie mutig und wie aufrecht.
Traurig nur, dass beides zusammen nicht ging.

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Ich bin anderer Meinung. Aber es ist Ihr Blog, für Ihre Gedanken und deswegen werde ich diesen Eintrag nicht weiter kommentieren.

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Herr Cabman. Ihre Meinung ist mir willkommen (und dass ich Ihnen hier widersprochen habe, sollten Sie als Zeichen dafür sehen, dass dies wirklich so ist) - wäre die Kommentarfunktion offen, wenn ich hier nur meine eigenen Gedanken lesen wollte?

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Am Ende betrachten wir doch alle das Unerfüllte, die Weggabelung, die wir nicht genommen haben. Manchmal mit Erleichterung, öfter sicher mit Wehmut. Ein Sugardaddy mit Skrupeln, auch ein Ding. Wer weiß, ob ihm das Ausgemalte nicht doch unendlich viel schöner erscheint als alles andere gewesen wäre.

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Sie sagen es. Und dass wir es nie erfahren werden, wie es hinter der Weggabelung weiterging, auf der anderen Seite, das lässt uns trauern und frei sein zugleich.

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