Sonntag, 22. August 2010
Chill am Rhy
Die ehrenwerte Stadt Basel bietet einen dreistündigen integrierten Städte-Wander-Abenteuerurlaub an. An einem warmen Tag (27 Grad müssen es mindestens sein) entschließt man sich gegen 15 Uhr, nach einem späten Frühstück, diesen Urlaub zu machen. Mit sparsamem Gepäck (keine Jacke, kein Getränk, kein Proviant) geht man etwas südlich der Dreirosenbrücke, etwa in Höhe des Bläsirings hinunter zur Rheinpromenade. Dort spaziert man weiter gen Süden unter Bäumen oder in der Sonne und findet den Anblick des Wassers und des erstaunlich weit entfernten anderen Ufers mit seinen Palästen, Hotels und schmalen Bürgerhäuschen wohltuend, wie erwartet. Schöne Frauen und schöne Männer jeden Alters und jeder Hautfarbe sind schon da und es ist merkwürdig still, sie sitzen da im Bikini oder Sakko und bewegen sich nicht, vielleicht ist es auch ein schönes Stück Kunst, den Schweizern ist es zuzutrauen.
Wasser macht sofort Hunger, schon beim Anschauen (es war nämlich nur ein kleines Frühstück, getoastetes Schwarzbrot mit Marmelade, Kaffee, Saft), links in den Seitenstraßen lädt es allenthalben zum Shoppen ein, den Urlauber aber interessieren die riesengroßen Viertelpizzen, die Chäswähen mit Zwetschgen, die Lachsbrote. Er lässt einpacken, alles locker in große Tüten, ein Fläschchen Wasser dazu. Zurück zum Fluss auf direktem Weg, dort Verköstigung im Schatten, der allerdings nur unter Baugerüsten anzutreffen ist, die künstlichen Stegen an diesem flachen Gleithang als Unterbau dienen. Schnell fließt der klare Rhein hier mitten in der sonnenmüden Stadt, Kreuzfahrtschiffe dümpeln darin ebenso wie hölzerne Kähne, um die Bojen stellt sich die Gischt auf.
Gesättigt und mit beginnendem Sonnenbrand auf den Füßen geht es hinüber auf die schattige Rheinseite, es folgt ein gemächlicher Aufstieg den Rheinsprung hinauf. Vorbei an schmalen Häuschen aus der Mitte des letzten Jahrtausends, sauber datiert über niedrigen Eingangstüren, vorbei an ordentlich gestrichenen grünen Fensterläden (Mathematische Fakultät der Universität Basel steht an dem eingeschossigen Bau, so habe ich mir das hier vorgestellt, da studiert es sich sicherlich sehr gemütlich, mit Blick auf den Rhein, gäll), über rotbraunes Kopfsteinpflaster steigt der Tourist hinauf bis zum Münsterplatz. Große Kastanien, große Kirche, großer Kreuzgang, großes Seufzen. Viele sind hier begraben oder mit Epitaphen geehrt. Hier ruhet in Gott | Hieronymus Bischoff des Raths | geb. den 4 Hornung 1678 nebst Gattin, auch Ritter und weltliche Damen und Herren, die Basler politische Kaste aus Jahrhunderten schläft hier, scheint es.
Von der den steilen Prallhang krönenden Mauer um den beschatteten Platz hinter dem Chor muss lange hinuntergeblickt werden auf Stadt, Land und Fluss. Dann Abstieg über steile Treppchen, vorbei an einer freiluftigen Lounge mit pastellfarbigen Liegesesseln und Klavier, hinunter bis zur Rheinfähre. Kurze Wartezeit, dann legt das Bötchen an, das, nur von der Strömung getrieben und an einem Stahlseil geführt, viel zu rasch das andere Ufer erreicht. Die 14 Passagiere stehen von der Holzbank auf und wanken auf den Steg.
Noch ein paar hundert Meter rheinaufwärts, hier werden Schuhe und Kleider in den mitgeführten Schwimmsack gestopft, und hier geht man nach kurzem Zögern und getroffenen nötigsten Absprachen, wie man sich in der mit knapper Mopedgeschwindigkeit dahineilenden Strömung zu verhalten habe, jeder einzeln, und die Gruppe als Gruppe, mutig ins Wasser. Die Bojen scheinen mit Motorkraft stromaufwärts entgegenzuschippern, von hinten hupen schwer beladene Frachtkähne, die (wie die am Ufer aufgestellten Tafeln vorsichtshalber berichten) nicht bremsen können in der Strömung, zwischen angeleinten Ruderbooten und den großen Steinpfeilern dreier Verkehrsbrücken hindurch will der Weg frühzeitig geplant werden ("Erstes Joch! Erstes Joch!" "Du meinst das erste Joch?" "Ja!!! Erstes!"), es schießt den Wanderer dahin, kein Halten ist, es gilt, warm zu bleiben, oben zu bleiben, auf Spur zu bleiben, und sich doch einfach mitnehmen zu lassen für fünfzehn kurze Minuten. Eine der Ausstiegsleitern südlich der Dreirosenbrücke muss man erwischen, und heiser vom dauernden Ist-das-toll-Schreien und vom Dirigieren des Kindes - das leicht und lustig wie ein Tischtennisball vorneweg trieb, auf Brust und Rücken wie Balu der Bär und voller Vertrauen in Natur und Mensch und die schützende Hand Gottes -, bedenklich ausgekühlt oder auf besondere Weise erfrischt, je nach Beschaffenheit des individuellen Speckgürtels, aber auch recht angehightert von der Adrenalinüberschwemmung erklimmt man etwas wacklig die Betonstufen des Ufers, deren Strahlungswärme jede Rheintochter und ihr Badegewand und auch alle Froschmänner alsbald trocknen lässt.
Kleider wieder drüber, Schuhe wieder an, der Urlaub ist zu Ende, nach drei Stunden nur und doch nach mehreren Tagen auch. Ein Teller Nudeln sollte danach unbedingt irgendwie drin sein, dann ist alles gut.
Wasser macht sofort Hunger, schon beim Anschauen (es war nämlich nur ein kleines Frühstück, getoastetes Schwarzbrot mit Marmelade, Kaffee, Saft), links in den Seitenstraßen lädt es allenthalben zum Shoppen ein, den Urlauber aber interessieren die riesengroßen Viertelpizzen, die Chäswähen mit Zwetschgen, die Lachsbrote. Er lässt einpacken, alles locker in große Tüten, ein Fläschchen Wasser dazu. Zurück zum Fluss auf direktem Weg, dort Verköstigung im Schatten, der allerdings nur unter Baugerüsten anzutreffen ist, die künstlichen Stegen an diesem flachen Gleithang als Unterbau dienen. Schnell fließt der klare Rhein hier mitten in der sonnenmüden Stadt, Kreuzfahrtschiffe dümpeln darin ebenso wie hölzerne Kähne, um die Bojen stellt sich die Gischt auf.
Gesättigt und mit beginnendem Sonnenbrand auf den Füßen geht es hinüber auf die schattige Rheinseite, es folgt ein gemächlicher Aufstieg den Rheinsprung hinauf. Vorbei an schmalen Häuschen aus der Mitte des letzten Jahrtausends, sauber datiert über niedrigen Eingangstüren, vorbei an ordentlich gestrichenen grünen Fensterläden (Mathematische Fakultät der Universität Basel steht an dem eingeschossigen Bau, so habe ich mir das hier vorgestellt, da studiert es sich sicherlich sehr gemütlich, mit Blick auf den Rhein, gäll), über rotbraunes Kopfsteinpflaster steigt der Tourist hinauf bis zum Münsterplatz. Große Kastanien, große Kirche, großer Kreuzgang, großes Seufzen. Viele sind hier begraben oder mit Epitaphen geehrt. Hier ruhet in Gott | Hieronymus Bischoff des Raths | geb. den 4 Hornung 1678 nebst Gattin, auch Ritter und weltliche Damen und Herren, die Basler politische Kaste aus Jahrhunderten schläft hier, scheint es.
Von der den steilen Prallhang krönenden Mauer um den beschatteten Platz hinter dem Chor muss lange hinuntergeblickt werden auf Stadt, Land und Fluss. Dann Abstieg über steile Treppchen, vorbei an einer freiluftigen Lounge mit pastellfarbigen Liegesesseln und Klavier, hinunter bis zur Rheinfähre. Kurze Wartezeit, dann legt das Bötchen an, das, nur von der Strömung getrieben und an einem Stahlseil geführt, viel zu rasch das andere Ufer erreicht. Die 14 Passagiere stehen von der Holzbank auf und wanken auf den Steg.
Noch ein paar hundert Meter rheinaufwärts, hier werden Schuhe und Kleider in den mitgeführten Schwimmsack gestopft, und hier geht man nach kurzem Zögern und getroffenen nötigsten Absprachen, wie man sich in der mit knapper Mopedgeschwindigkeit dahineilenden Strömung zu verhalten habe, jeder einzeln, und die Gruppe als Gruppe, mutig ins Wasser. Die Bojen scheinen mit Motorkraft stromaufwärts entgegenzuschippern, von hinten hupen schwer beladene Frachtkähne, die (wie die am Ufer aufgestellten Tafeln vorsichtshalber berichten) nicht bremsen können in der Strömung, zwischen angeleinten Ruderbooten und den großen Steinpfeilern dreier Verkehrsbrücken hindurch will der Weg frühzeitig geplant werden ("Erstes Joch! Erstes Joch!" "Du meinst das erste Joch?" "Ja!!! Erstes!"), es schießt den Wanderer dahin, kein Halten ist, es gilt, warm zu bleiben, oben zu bleiben, auf Spur zu bleiben, und sich doch einfach mitnehmen zu lassen für fünfzehn kurze Minuten. Eine der Ausstiegsleitern südlich der Dreirosenbrücke muss man erwischen, und heiser vom dauernden Ist-das-toll-Schreien und vom Dirigieren des Kindes - das leicht und lustig wie ein Tischtennisball vorneweg trieb, auf Brust und Rücken wie Balu der Bär und voller Vertrauen in Natur und Mensch und die schützende Hand Gottes -, bedenklich ausgekühlt oder auf besondere Weise erfrischt, je nach Beschaffenheit des individuellen Speckgürtels, aber auch recht angehightert von der Adrenalinüberschwemmung erklimmt man etwas wacklig die Betonstufen des Ufers, deren Strahlungswärme jede Rheintochter und ihr Badegewand und auch alle Froschmänner alsbald trocknen lässt.
Kleider wieder drüber, Schuhe wieder an, der Urlaub ist zu Ende, nach drei Stunden nur und doch nach mehreren Tagen auch. Ein Teller Nudeln sollte danach unbedingt irgendwie drin sein, dann ist alles gut.
[Vesper]
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