Sonntag, 12. Dezember 2010

Blogeintrag vom 12. Dezember 2010
In welchem der auctor einen Tombolagewinn verschläft, von nun an immer Geld hat, und ins Plaudern gerät, obwohl ihm nicht nach solchem zu Muthe ist, was mit Apfelsinenschalen aber wenig zu tun hat.
Die Auslosung von Ladenhütern, Luftballons, Papierfähnchen und Schokoriegeln, von den örtlichen Geschäftsleuten alljährlich als "Große Herbsttombola" tituliert, hat in diesem Jahr eine Überraschung bereit gehalten. Ein Los, ein Gewinn: Zwei Übernachtungen mit Frühstück in einem 4-Sterne-Hotel mit einem etwas krampfigen italienischen Namen, das leider nicht in der Toscana oder wenigstens in der Lüneburger Heide, sondern 900 m von der Haustür des auctoris gelegen ist. Verwöhnen solle er sich lassen und willkommen geheißen sein, stand auf dem pergamentenen Gutschein, und zwar an einem Wochenende seiner Wahl, welches just zu Ende gegangen ist. Das Rosenzimmer stand bereit für zwei romantische Nächte; Fernseher (!), Kronleuchter (!), Wasserbett (!!) und ein schönes Frühstück mit erträglicher Ökonote konnten zwar die freundlicherweise zugedachte Romantik nicht hinreichend erzeugen, ein gewisses Gefühl von Urlaub, welches ja schon durch jeden Schlaf mit den Füßen in ungewohnter Himmelsrichtung hervorgerufen wird, stellte sich aber doch ein. Spaziergang über pfützige Wiesen. Sekt am Morgen. Teller nicht selbst abräumen. Danke, ja, es war sehr angenehm in Ihrem Hause.

Niemals kauft der auctor etwas auf dem Weihnachtsmarkt, aber das stimmt nicht. Ein samtschönes Portemonnaie aus mattem Rindrauhleder mit hellen Nähten aus Cowboystiefelzwirn nahm seine Gedanken ein, seit er es gesehen, und als er nach Tagen des Zauderns, nach Wägen des Risikos einer nicht unbeträchtlichen Ausgabe ohne Einplane, nach dem Eingeständnis vor sich selbst, dass der Wunsch, eine solche Geldbörse in der Tasche, besser noch in Händen zu haben, ja, ganz sein Eigen zu nennen, groß und drängend sei, als er nach Tagen der Selbstprüfung sicher war, dass es sich ea causa nicht um eine Grille seines hungrigen Herzens handle, sondern um fälligen Ersatz einer verschlissenen Sache, als er sich also in einer enger werdenden Spirale durch das unwegsame Gebiet der komischen Hütten zum zweiten Mal dem bewussten Häuschen genähert hatte, da hat er einfach darauf gezeigt und gesagt "das da" und hat es also erworben, das samtschöne Portemonnaie aus mattem Rindrauhleder mit hellen Nähten aus Cowboystiefelzwirn, und er wusste, dass es nun wieder stimmen können würde für Jahre, dass er niemals etwas auf dem Weihnachtsmarkt kauft.
Die Verkäuferin mit den fingerlosen Handschuhen hielt eine kleine Münze hoch wie eine Hostie und ließ sie mit den Worten "damit immer was drin ist" in das schöne neue Behältnis fallen, bevor sie es in ein weihnachtlich bedrucktes Packpapiertütchen steckte. Des auctoris Überraschung war groß, als er später entdeckte, dass es sich um einen echten Pfennig mit einer großen 1 und zwei Gerstenähren darauf handelt, aus dem Jahr 1971.

Ach, es sind so viele Worte verloren und andere vergebens, und dass dies wenig mit Apfelsinenschalen zu tun hat, ist schon dem Abstract zu entnehmen gewesen.

 
glückwunsch zum erwerb des hübschen portefeuilles. man musss auch mal etwas wagen!

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Sie haben ja abenteuerliche Ansichten.

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mein leben ist überhaupt ein einzig abentheuer.

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