Freitag, 25. Februar 2011
Gebt mir ein schönes Pferd
Das ist einer der guten Tage: Die aufgehende Sonne, rot wie der Mond und groß wie drei Riesenräder. Das auf Klopfzeichen für den frühen Gast geöffnete Rolltor, der Kaffeeduft unterm Neonlicht, die bereitliegenden Schlüssel auf dem windelweich geknickten Fahrtenbuch. Das Guten Morgen hinter einer dicken Brille hervor, der Schnack und der Dank. Die Stellplätze derer, die das Geschäft führen alle noch leer, die duschen gerade oder schlafen sogar noch. Ganz hinten aber das Auto, verschrammt an allen Türkanten, und ganz sauber. Die unvermeidliche Erinnerung an die Regel des Fahrlehrers, wie ein Fahrersitz einzustellen ist nach Sicherheits- und Ästhetikgesichtspunkten. Die freie teppichbelegte Fläche, die nachziehen wird wie ein Entchen an einer Kordel, die leeren Verankerungsbügel im Boden, denn die Bänke und Einzelsitze sind allesamt im Waschraum gestapelt. 207.093 km ist die Schachtel gefahren, das ist eine schöne Zahl mit den beiden Nullen und den anderen Ziffern: nette und ernste dabei. Licht an, Bremse los, das Rolltor öffnet sich bei der ersten Bewegung im Rückwärtsgang. Morgens zu einer Fahrt aufbrechen: seltene Freude.
Auf der Autobahn dann das Blinzeln und Blitzen der aufgegangen, hell und heiß gewordenen Sonne zwischen den kahlen Büschen hindurch. Kein Radio, keine Sonnenbrille, kein Handy, kein Proviant dabei. Der Raum einer Einzimmerwohnung fährt durch die Landschaft, das Polster federt, die Armlehne rechts lässt sich herunterklappen, ideal für einen Linkshänder am Steuer. King of the Road. Eineinhalb Stunden brummt die Schachtel bis ins übernächste Mittelgebirge, und wo die kleine Büchse dauernd geschalten werden will, genügt hier ein Millimeter Senkung des Gaspedals, um die Geschwindigkeit zu halten und die Hügel zu nehmen. King of the Road. Gebt mir ein starkes Pferd.
Neben der Autobahn durch die kleinen Paradiese der Glasbausteine und Rauchglasscheiben. "Gasthof Zum Sachsenroß". "Eventhalle Zum Sachsenroß für Ihre Familienfeier rechts Parkplatz". In der Kleinstadt dann der geplante Besuch (bitte vor 12 Uhr, denn da kommt der Insolvenzverwalter, aber es sieht gut aus, soll wohl weitergehen, sagt die Buchhalterin schon vorher am Telefon. Wir machen weiter. Machen Sie Werbung, unsere Sachen sind gut! Hier also einmalig und nie wieder: Pamino-Parkett ist gut. Ehrlich und ausprobiert.), in der Kleinstadt also der Besuch in dem kleinen Betrieb mit schon leerstehenden braunbeigen Schreibtischen aus den 70ern, an den Rändern aufgerollten Prilblumen auf dem Tresor, einer Klospülung mit Kasten und Kette, und mit 1A Parkettboden in allen Räumen, alle Muster und Farben. Zwei Vertriebsleute und die Buchhalterin sind in der Verwaltung noch da, aber es soll weitergehen, denn die Sachen sind gut. Durchs offene Tor soll ich reinfahren, machen Sie mal die Klappe hinten auf, nein, Sie schauen schön zu, wir machen das schon, dafür sind wir ja da. Sechsmal meine Körpermasse Parkett schieben sie mir mühelos in die Schachtel - nicht die Sorte, die ich gern hätte, sondern eine Sorte, die sie gerade da haben, auch schön, Wünschen ist ja schon lange vorbei, Bekommen heißt das neue Wünschen - ein paar Sockelleisten dazu (die nageln Sie aber nicht, da nehmen Sie schöne kleine Messingschrauben und Dübel, das müssen Sie versprechen. Ja, verspreche ich.) und ein Liter Pflegezeug (Polieren nicht vergessen. Nehmen Sie ein altes Unterhemd, keine Mikrofaser. Ja, danke, ja, das mache ich.). Haben Sie jemand, der Ihnen ausladen hilft? Nein, sage ich, aber ich habe einen Beifahrersitz. Steigen Sie ein, ich nehme Sie mit. Einer lacht und haut mir auf die Schulter und sagt Sie sind gut, der andere schaut von seinem Klemmbrett hoch und über die randlose Brille hinweg und runzelt die Stirn. Ja, lose sind die Frauen in der Stadt. Ein Glück, dass hier die Frauen Gesundheitsschuhe und schlecht sitzende Dauerwellen tragen, oder vielleicht auch kein Glück. Den Lieferschein stecke ich in die Hosentasche, steige ein und hupe zum Gruß.
Sechsmal ich in Holz also ins Haus heute nachmittag. Dann Adieu, Schachtel, warst ein gutes Taxi. Heute abend schon wird es den Handwerkerschlaf geben, der besser ist als der Denker- und Rechnerschlaf, und dabei ist ja noch gar nichts gemacht.
Auf der Autobahn dann das Blinzeln und Blitzen der aufgegangen, hell und heiß gewordenen Sonne zwischen den kahlen Büschen hindurch. Kein Radio, keine Sonnenbrille, kein Handy, kein Proviant dabei. Der Raum einer Einzimmerwohnung fährt durch die Landschaft, das Polster federt, die Armlehne rechts lässt sich herunterklappen, ideal für einen Linkshänder am Steuer. King of the Road. Eineinhalb Stunden brummt die Schachtel bis ins übernächste Mittelgebirge, und wo die kleine Büchse dauernd geschalten werden will, genügt hier ein Millimeter Senkung des Gaspedals, um die Geschwindigkeit zu halten und die Hügel zu nehmen. King of the Road. Gebt mir ein starkes Pferd.
Neben der Autobahn durch die kleinen Paradiese der Glasbausteine und Rauchglasscheiben. "Gasthof Zum Sachsenroß". "Eventhalle Zum Sachsenroß für Ihre Familienfeier rechts Parkplatz". In der Kleinstadt dann der geplante Besuch (bitte vor 12 Uhr, denn da kommt der Insolvenzverwalter, aber es sieht gut aus, soll wohl weitergehen, sagt die Buchhalterin schon vorher am Telefon. Wir machen weiter. Machen Sie Werbung, unsere Sachen sind gut! Hier also einmalig und nie wieder: Pamino-Parkett ist gut. Ehrlich und ausprobiert.), in der Kleinstadt also der Besuch in dem kleinen Betrieb mit schon leerstehenden braunbeigen Schreibtischen aus den 70ern, an den Rändern aufgerollten Prilblumen auf dem Tresor, einer Klospülung mit Kasten und Kette, und mit 1A Parkettboden in allen Räumen, alle Muster und Farben. Zwei Vertriebsleute und die Buchhalterin sind in der Verwaltung noch da, aber es soll weitergehen, denn die Sachen sind gut. Durchs offene Tor soll ich reinfahren, machen Sie mal die Klappe hinten auf, nein, Sie schauen schön zu, wir machen das schon, dafür sind wir ja da. Sechsmal meine Körpermasse Parkett schieben sie mir mühelos in die Schachtel - nicht die Sorte, die ich gern hätte, sondern eine Sorte, die sie gerade da haben, auch schön, Wünschen ist ja schon lange vorbei, Bekommen heißt das neue Wünschen - ein paar Sockelleisten dazu (die nageln Sie aber nicht, da nehmen Sie schöne kleine Messingschrauben und Dübel, das müssen Sie versprechen. Ja, verspreche ich.) und ein Liter Pflegezeug (Polieren nicht vergessen. Nehmen Sie ein altes Unterhemd, keine Mikrofaser. Ja, danke, ja, das mache ich.). Haben Sie jemand, der Ihnen ausladen hilft? Nein, sage ich, aber ich habe einen Beifahrersitz. Steigen Sie ein, ich nehme Sie mit. Einer lacht und haut mir auf die Schulter und sagt Sie sind gut, der andere schaut von seinem Klemmbrett hoch und über die randlose Brille hinweg und runzelt die Stirn. Ja, lose sind die Frauen in der Stadt. Ein Glück, dass hier die Frauen Gesundheitsschuhe und schlecht sitzende Dauerwellen tragen, oder vielleicht auch kein Glück. Den Lieferschein stecke ich in die Hosentasche, steige ein und hupe zum Gruß.
Sechsmal ich in Holz also ins Haus heute nachmittag. Dann Adieu, Schachtel, warst ein gutes Taxi. Heute abend schon wird es den Handwerkerschlaf geben, der besser ist als der Denker- und Rechnerschlaf, und dabei ist ja noch gar nichts gemacht.
[Vesper]
nnier,
25. Februar 2011, 21:36
Hach, da hätte ich glatt mit angefasst. Ich ahne ja, wo Sie waren. Und bei dem Sonnenwetter heute hätte ich eine solche Fahrt auch gerne angetreten. Parkett! Eine sehr gute Entscheidung, übrigens. Mache ich später auch mal. Oder Dielen.
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hora sexta,
25. Februar 2011, 22:12
Dielen sind unbezahlbar, finde ich, leider. In so manchem alten Hausflur liegen insofern Schätze rum - und werden ja auch oft sehr gern gehabt, mit Fug (Wortspiel des Tages! Schenk ich Ihnen.) und Recht.
Warum später? Ist doch schade um jedes Jahr.
Warum später? Ist doch schade um jedes Jahr.
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cabman,
25. Februar 2011, 22:40
Wie immer großes Kino. Ich komme mir schon doof vor, Sie immer zu loben.
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hora sexta,
25. Februar 2011, 22:52
Teil 2 dann: Wie alles ins übernächste Obergeschoss kam. Der Plot steht schon, aber die Besetzung ist noch nicht klar. Keiner will da mitspielen.
Nur einfach "danke" sagen ist auch oft doof. Trotzdem: danke.
Nur einfach "danke" sagen ist auch oft doof. Trotzdem: danke.
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