Donnerstag, 22. September 2011
Einäugig
Das tägliche Wechselbad der Ansichten, der Weg vorbei an weißen Kühen mit weißen Kälbchen, die in der Sonne bocken und im Schatten nuckeln, das geheime Spiel, bei dem es darum geht, möglichst früh vor dem Weiler etwa bei Tempo 90 auszukuppeln und trotzdem ohne weitere Motorkraft noch genau bis auf den Hof und dort auf den Stellplatz zwischen den beiden Holzstützen, die den Platz unter der Remise markieren, zu rollen. Spinnweben mitten in der ganzen Designakkuratesse. Der Hall in den Räumen, die noch keinen Teppich haben. Zweite Brahms aus dem Telefon, während Splitter, Router und Regale erst in die Lochpaneele geschraubt und dann mit Kabeln und mit Gerätepasswörtern, Kundennummern, IDs und geheimen Adressen vernetzt werden, Moment, hier hab ich den Zettel, hier das Foto, hier meinen Kopf mit Hirn drin, hier sitze ich auf dem schönen Holzfußboden und bin allein und sehr froh dabei. Mit zerrissener Arbeitshose die Tür dem Eigentümer öffnen, der auch immer zerrissene Hosen trägt und ein Tweedsakko, wenn er aus dem Aston Martin steigt, und der „Ihre Haare gefallen mir“ loswerden muss, nachdem die Dinge aus der Abteilung Mietvertragsnachtrag, Briefkastenbeschriftung, Rechnungsgutschrift und Handwerkernaivität geklärt sind. All das, es lässt die unberechenbare Empfindlichkeit des durchaus gemochten Doktors ertragen, die immer bis in die letzte Grundsatzecke erklären und ausholen muss, wo doch eine hochgezogene Augenbraue genügt um eine wie mich zurück ins Glied zu beordern in den Momenten, ich denen ich mich zu wohl fühle und irre in der Annahme, Entfaltung sei endlich möglich.
[Vesper]
nnier,
23. September 2011, 10:38
So eine sind Sie also! Es gibt einen recht bekannten Roman, in dem auch jemand dieses geheime Auskuppelspiel betreibt und nachts schwungvoll auf den Hof rollt - mit fatalen Folgen. Wissen Sie zufällig, was ich meine? Ich komme nicht darauf. Aber ich bin auch so einer.
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hora sexta,
23. September 2011, 12:39
Aber dieses Blog hier ist doch der bekannte Roman, in dem immer alles fatale Folgen hat. Ob es ein Happy End geben wird? Ob das Rätsel jemals gelöst werden kann, und wer wird der Rächer sein? Bleiben Sie dran.
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solminore,
13. Oktober 2011, 15:38
Brahms' Zweite als Warteschleifensound? Na, da wartet man doch gerne.
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hora sexta,
13. Oktober 2011, 18:23
Schön wäre das. Aber die Musik war natürlich selbstmitgebracht. Sonst nie Musik bei der Arbeit, denn allein sie dabeizuhaben ist angenehm und genügt im Grunde völlig.
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