Sonntag, 25. September 2011
Unsterblich Leben
Für N.
In Bremen steht dieser Tage ein Karussell, darin kann es einem schön schwindlig werden, es steht mitten in der Stadt, gleich neben dem Dom. Man muss ohne Gurt und Hilfe auf einem Art-Déco-Sessel Platz nehmen, der zwar einen stabilen Eindruck macht, aber ächzt wie die Planken auf einem hölzernen alten Kahn. Ohne Ankündigung geht es los, auch wenn nicht alle Plätze besetzt sind, und es ruckelt bedenklich. Ein scharfer Wind weht um die Ohren, es knallt, dass die kleinen Kinder weinen und die alten Damen das Kinn einziehen, es knallt immer wieder und raschelt und stöhnt aus den Ecken. Frau Holles Wiese zieht vorbei, Minuten ohne Bitterkeit, ohne Harm und ohne Frieren. Ein Mandolinenorchester klimpert, ein schöner Mann bittet zum Tanz, aber Aufstehen ist verboten, denn zur Salzsäule wird, wer hier nur ein Bonbonpapier auspackt, das steht zum Glück in der leuchtend grün gehaltenen Anleitung, die vor der Fahrt ausgeteilt wird. Wer sie während der Fahrt liest, verpasst leider das Engelchen, das da irgendwann vorbeifliegt mit einer Lesebrille auf der Nase, und wer sich von der Prinzessin im goldenen Kleid einfangen lässt, darf bei ihr bleiben, aber die Dämonen werden ihn kriegen, sie werden ihn erschrecken, dass er sich in die Hose macht. Die apokalyptischen Reiter haben die rote Angst wie immer schon vermutet, einer fällt runter und geht scheppernd zu Bruch, und aus den gläsernen Scherben steigt ein Duft und ein Vogel, der kein Grab hat auf dieser Welt. Schau hin und sei froh!
Bevor man aussteigen darf, muss man "Sterben werd’ ich, um zu leben" schreien, mit aller Kraft, sonst hört es nie auf. Ist man wieder draußen, ist alles lila, aber es vergeht nach etwa einer Stunde.
Was für ein Glück, den grüngoldenen Chip in der Tasche zu spüren, der morgen noch eine Fahrt verheißt.
Bevor man aussteigen darf, muss man "Sterben werd’ ich, um zu leben" schreien, mit aller Kraft, sonst hört es nie auf. Ist man wieder draußen, ist alles lila, aber es vergeht nach etwa einer Stunde.
Was für ein Glück, den grüngoldenen Chip in der Tasche zu spüren, der morgen noch eine Fahrt verheißt.
[virtus]
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