Montag, 7. November 2011
Mein großer Bruder

Man kann dann allen und allen voran sich selbst 15 Gault-Millau-Mützen, pardon, -Hauben aufsetzen und sehr aufgeräumt Champagner trinken, man kann nach der Vorspeise weinen, weil einer wirklich bewegend spricht, man kann sehr angegriffen in die Stoffserviette weinen und endlich ganz sprachlos sein und trotzdem ein schönes Essen mit allen haben.
Danach kann man seine 10 Gäste mit dem Linienbus über die Grenze bringen und dort Crazy Mouse und Riesenrad auf dem Münsterplatz fahren lassen und dazu Maroni und Schokoladenbruch aus der Tüte rumgehen lassen bis die Sonne untergegangen ist und alle durchgefroren sind. Danach kann man zu Hause mit ein paar von den 10 Sportschau schauen oder mit den anderen paar von den 10 in der Küche ein bisschen Räucherfisch und Käse auf große Teller hauen, Brötchen aufbacken und Kürbissuppe warm machen, das kann man sich aussuchen. Man kann neben seiner Frau stehen und nicht anders aussehen als sonst, die Frau sieht nämlich auch zwar frisiert und schon ein bisschen dick aus, aber eigentlich ganz normal, während sie Cola in den Kühlschrank schichtet. Man kann, wenn die alten 4 nach mehreren Glas Wein und nach anschließendem Absingen von mehrstimmigen Kinderliedern endlich im Hotel verschwunden sind, mit den jungen 5 (der jüngste Gast schläft längst) noch bis um 4 Uhr morgens in der Küche hocken und immerwieder hinter sich die Balkontür aufmachen und noch einzwei Bier reinholen. Zum Kühlschrank gehen die 5 selbst, um sich Weißwein und den Bacardi zur Cola zu holen, der Rotwein steht auf dem Tisch, und der Käse wird noch zum Frühstück am nächsten Tag reichen, der Räucherfisch allerdings nicht.
Wenn man das so macht, dann ist man nach diesem Tag richtig verheiratet.

[Vesper]
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