Mittwoch, 1. Februar 2012
Aufwartung machen
Es ist so eine Art Märchen, einen echten Schokoladenfabrikanten kennenzulernen. Einen Industriellen alter Schule, der sein Unternehmen, das er mit persönlichem Einsatz, viel leiblicher Anwesenheit, geschickten Investitionen, zeitgemäßem und zur Branche passendem Marketing und sozialem Fingerspitzengefühl dahin gebracht hat, wo es heute steht, nämlich an der Börse, und stabil notiert, der sein Unternehmen nicht liebt, aber zufrieden ist damit, und mit ein paar anderen auch noch, in Holland zum Beispiel. Er hält natürlich die Mehrheit der Aktien, und er fährt gelegentlich hin, aber nicht mehr so oft wie früher. Ich stelle ihn mir so vor: hinter einem Schreibtisch sitzend, auf dem ein metallener Briefbeschwerer steht (oder was aus Stein, das geht auch), außerdem ein Foto seiner Frau mit den Enkelkindern. Grauhaarig natürlich, noch nicht alt, aber schon ans Alter denkend und das ohne Sorgen. Ein bisschen beringt im Sinne eines klassischen Embonpoint, und beringt auch an einem Finger, nämlich per Ehering. In seinem Arbeitszimmer stehen keine Vitrinen, sondern Aktenschränke, denn er empfindet sich als Arbeiter und nicht als Museumsdirektor seines Erfolgs. Er liest seine Mails nicht selbst, und den Kaffee bringt die Sekretärin in nicht mehr ganz modernem Geschirr (also der Kaffee, nicht die Sekretärin. Lektor! Aufpassen.).
Was zieht man da an? Alles ein bisschen. Jeans, Schühchen, Pulli mit kleinkleinbisschen Tüddelüt über einer weißen Bluse und Kette um den Hals natürlich. Kaum Make-Up. Drüber Gehrock, drüber den Winterschal, der wärmt wie ein Mantel. Mittelgroße edle Tasche. Wir plaudern am Mittwoch ein bisschen, sagte er. Das machen wir, heute Nachmittag.
Was zieht man da an? Alles ein bisschen. Jeans, Schühchen, Pulli mit kleinkleinbisschen Tüddelüt über einer weißen Bluse und Kette um den Hals natürlich. Kaum Make-Up. Drüber Gehrock, drüber den Winterschal, der wärmt wie ein Mantel. Mittelgroße edle Tasche. Wir plaudern am Mittwoch ein bisschen, sagte er. Das machen wir, heute Nachmittag.
[Vesper]
nnier,
1. Februar 2012, 16:24
Viel Glück dabei!
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hora sexta,
1. Februar 2012, 21:24
Danke. Ich glaube, das einzige, was ich noch kann, ist Mut haben. Alles andere ist so fremd geworden.
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kid37,
1. Februar 2012, 21:54
Sekretärin im Geschirr? (Ich kann Texte noch nicht so genau lesen.) Mut haben ist das letzte, was verschwinden sollte.
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hora sexta,
1. Februar 2012, 21:56
Ach Sie. Über Sie freue ich mich noch, wenn wir alle gar nichts mehr richtig können.
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