Mittwoch, 25. Juli 2012

Von Baven nach Eversen
Wenn abends beim Ausziehen lebende Blätter, Rinde und eine tote blaue Libelle aus der Unterwäsche fallen, kann der Tag nur auf einem kleinen deutschen Amazonas flussabwärts sich wechselweise treiben lassend oder gegen Strömung, tief hängendes Gezweig und Pferdebremsen kämpfend verbracht worden sein. Nachts schaukelt das Bett sanft und droht harmlose Uferböschungen zu rammen, tausende metallisch schimmernde Flatterlibellen (die Minister des Zauberers aus dem Hexe-Lilifetisch-Film, der dort noch gedreht werden könnte) gaukeln durch den muskelmüden Schlaf, und der Schneidezahn, der nicht rechtzeitig unter einer querliegenden Birke durchgetaucht ist, puckert morgens nur noch auf Nachfrage. So gefährlich schmal war der Fluss, dass das Boot sich quer verhaken konnte, so gefährlich schmal war das Boot, dass das Wagnis, den Fotoapparat aus der wasserdichten Wertsachentonne zu holen, zu groß erschien, und so kann nur kühl aufgezählt werden, was fern aller Wege und Straßen vorbeiströmte in aller Stille: Schilf, meterlange Algen, bäuerliche und demimondäne Landsitze mit englischen Gartenpavillons auf gemähtem Rasen bis zum Wasser, vorwiegend rosa oder weiß blühende unterschiedlichste Pflanzengesellschaften, Kunstgewerk aus Metall und Holz, leere Raufen, ein privat beschilderter Yachthafen bestehend aus einem hinter zwei Weiden verklemmten Holzbalken, Brücken, eine davon mit vier nicht besetzten Barhockern am Geländer, Kühe, Pferde, zwei taube Ziegen, Enten mit Kindern und Enten ohne Kinder, grüne Libellen, kleine Libellen, blaue Libellen (bereits oben erwähnt), Radfahrer, Mähdrescher, die Sonne und viele Stunden.

 
Seien Sie versichert: die Bilder sind wunderbarst gelungen!

(Interessierte Nachfrage aus dem Publikum: Woran erkennt man denn taube Ziegen?)

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Oh, vielen Dank! Ich knipse ja immer nur so in der Gegend herum...

(Ich weiß nicht genau. Vielleicht reagieren sie nicht, wenn man sie anspricht. Vielleicht braucht ich auch einfach ein Wort für die weiche Stille, oder zwei, die nach schlichter ungestörter Natur klingen. Ich weiß es nicht mehr.)

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