Dienstag, 25. September 2012

Meisterwerkstatt
Der Chef kommt um die Ecke gedüst, hat eine Tüte mit Lebensmitteln im Fußraum, kurbelt das Fenster runter und sagt, ich habe hier griechisches Basilikum, das überlebt sogar den Winter. Ich sage, das ist doch Minze, nee, sagt er, das ist Basilikum, und pflückt vorsichtig den längsten Zweig ab. Gibt ihn mir mit dem Hinweis, dass er wurzeln werde nach ungefähr zwei Tagen im Wasser, und den Winter werde er auch überleben. Ich esse ein Blatt: Minzbasilikum. Schmeckt wie Kaugummi. Was ist das andere da in der Tüte, totes Schaf? Nein, griechische Wurst, leider tiefgefroren, sonst würde er mir auch davon was abgeben.

War das Autochen denn brav, frage ich? Ja, sagt er, Probefahrt gut gelaufen, alles bestens, nur der Unterboden ist nicht gewachst, ansonsten hat der nix. Öl ist auch gewechselt. Prima, sage ich. Mit ec-Karte kann man bei ihm nicht bezahlen, nicht wenn man keine Rechnung will, kommen Sie morgen wieder, oder ja, gerne auch heute abend noch in den Briefkasten werfen, und er rundet noch ein bisschen ab. Er nimmt mir das Zweiglein wieder ab, um es mir in einer griechischen Plastikwasserflasche (pfandfrei) mit vorsichtig durchbohrtem Deckel zurückzubringen. Hier noch Arbeitskarte, Checkliste, Serviceheft, Fahrzeugschein, Materialverbrauchsliste. Dunkelbraune Augen ohne Pupille. Wenn der mit jeder Kundin so flirtet, braucht er sich nie wieder Sorgen um seinen Betrieb zu machen. Gelernt ist gelernt und das Gelände vor der Werkstatt steht voller Aufträge. So muss das sein.

Ohne gezahlt zu haben, rolle ich vom Hof.

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