Sonntag, 22. November 2015
Liebe Freundin,
dem Vater geht es, verglichen mit den anderen Patienten auf der Stroke Unit, recht gut. Er ist rechtsseitig eingeschränkt, vor allem Arm und Bein sind betroffen, aber er kann beides selbständig etwas bewegen. Laufen geht nicht, weil die Koordination und die Stabilität fehlen. War in den ersten Tagen nur der Rollstuhl geeignet, um ihn zu transportieren, ist er gestern schon auf einen Rollator umgestiegen. Heute durfte er sich wohl schon alleine und ohne "Bewachung" selbst waschen, und das macht ihn wohl sehr froh, denn das Pflegefallsein ist natürlich etwas, was ihn sehr unglücklich macht... Am Donnerstag kommt er nach Bad Z., tatsächlich hat zufällig dieselbe Klinik, in der er schon die Reha für die Wirbelsäule hatte, den zeitlich gesehen nächsten Platz frei, und das tut ihm gut, denn jeder Wechsel macht ihm psychisch sehr zu schaffen...
Überhaupt diagnostizieren die Ärzte eine leichte Demenz - wir stellen ja schon länger fest, dass er schwerlich und nicht adäquat auf aktuelle Fragen oder Situationen reagiert und sich in "Gelaber" über Dinge flüchtet, die er kennt und die er parat hat, oder dass er in Aggression sein Heil sucht, um die Oberhand zu behalten. Der junge Arzt, mit dem ich gesprochen habe, spricht von einer sehr geschickten Strategie, die er sich da angeeignet habe, seine Unfähigkeiten zu maskieren und zu überspielen, aber so eine neurologische Abteilung kommt dem Herrn Pappenheimer natürlich schon beim Aufnahmegespräch auf die Schliche :-) Er wird nie wieder Autofahren dürfen, nicht wegen des Schlaganfalls, sondern wegen seines geistigen Zustands. Gott sei gedankt, dass er das nun von offizieller Seite gehört hat und wohl annehmen wird. Andernfalls würde die Klinik ein amtliches Verbot aussprechen, aber dazu wird es hoffentlich nicht kommen müssen. Der Rattenschwanz ist lang und dick: Ich habe mich viel mit der Mutter über die Wohnung(en) in WX unterhalten, denn dahin wird der Weg gehen, ganz gleich, in welchem Zustand und wie mobil der Vater aus Bad Z. zurückkommt.
Er ist alles in allem gut drauf, sie geben ihm etwas, was ein bisschen aufhellt und seinen Mut erhalten soll, der ihm ja so oft eigen war im Leben. Überhaupt wird er dort auf der Station hervorragend und geradezu liebevoll behandelt, und er ist willens, wieder Laufen zu lernen. Er ist heute wohl "den ganzen Tag" auf dem Flur herumgefuhrwerkt mit seinem Gehwagen, denn er sieht wohl und hat verstanden, dass es auch an ihm liegt, möglichst viel wiederzuerlernen, was im Hirn nun einfach kaputt ist. Zäh ist er, und dankbar. Es war auch mein Cousin aus M. da, und wir haben wirklich nette Nachmittage bei Kuchen, Edelschoki und Kaffee auf der Station verbracht, was ihm sehr gefallen hat.
Die Mutter ist wacklig und wacker zugleich... ich bin nur wacker, glaube ich. Irgendeine Art Maschine läuft da in mir recht zuverlässig, und ich sehe, dass meine Eltern mir auch aktiv, sicherlich aber durch den Lauf der Dinge nun die Rolle des Familienoberhauptes übergeben. Krone steht einem ja vielleicht gut, aber sie kann natürlich auch schwer werden... mal sehen wie sich das balancieren lässt. Ich zähle nun erstmal die Wochen bis zur Fahrt nach Basel, bis dahin ist in WX alles geregelt, und ich muss halt meinen Büroquatsch schaffen, und das wird auch klappen.
Danke für deine liebe Teilnahme an allem. Gute Nacht und Gruß und Kuss
Hora
Überhaupt diagnostizieren die Ärzte eine leichte Demenz - wir stellen ja schon länger fest, dass er schwerlich und nicht adäquat auf aktuelle Fragen oder Situationen reagiert und sich in "Gelaber" über Dinge flüchtet, die er kennt und die er parat hat, oder dass er in Aggression sein Heil sucht, um die Oberhand zu behalten. Der junge Arzt, mit dem ich gesprochen habe, spricht von einer sehr geschickten Strategie, die er sich da angeeignet habe, seine Unfähigkeiten zu maskieren und zu überspielen, aber so eine neurologische Abteilung kommt dem Herrn Pappenheimer natürlich schon beim Aufnahmegespräch auf die Schliche :-) Er wird nie wieder Autofahren dürfen, nicht wegen des Schlaganfalls, sondern wegen seines geistigen Zustands. Gott sei gedankt, dass er das nun von offizieller Seite gehört hat und wohl annehmen wird. Andernfalls würde die Klinik ein amtliches Verbot aussprechen, aber dazu wird es hoffentlich nicht kommen müssen. Der Rattenschwanz ist lang und dick: Ich habe mich viel mit der Mutter über die Wohnung(en) in WX unterhalten, denn dahin wird der Weg gehen, ganz gleich, in welchem Zustand und wie mobil der Vater aus Bad Z. zurückkommt.
Er ist alles in allem gut drauf, sie geben ihm etwas, was ein bisschen aufhellt und seinen Mut erhalten soll, der ihm ja so oft eigen war im Leben. Überhaupt wird er dort auf der Station hervorragend und geradezu liebevoll behandelt, und er ist willens, wieder Laufen zu lernen. Er ist heute wohl "den ganzen Tag" auf dem Flur herumgefuhrwerkt mit seinem Gehwagen, denn er sieht wohl und hat verstanden, dass es auch an ihm liegt, möglichst viel wiederzuerlernen, was im Hirn nun einfach kaputt ist. Zäh ist er, und dankbar. Es war auch mein Cousin aus M. da, und wir haben wirklich nette Nachmittage bei Kuchen, Edelschoki und Kaffee auf der Station verbracht, was ihm sehr gefallen hat.
Die Mutter ist wacklig und wacker zugleich... ich bin nur wacker, glaube ich. Irgendeine Art Maschine läuft da in mir recht zuverlässig, und ich sehe, dass meine Eltern mir auch aktiv, sicherlich aber durch den Lauf der Dinge nun die Rolle des Familienoberhauptes übergeben. Krone steht einem ja vielleicht gut, aber sie kann natürlich auch schwer werden... mal sehen wie sich das balancieren lässt. Ich zähle nun erstmal die Wochen bis zur Fahrt nach Basel, bis dahin ist in WX alles geregelt, und ich muss halt meinen Büroquatsch schaffen, und das wird auch klappen.
Danke für deine liebe Teilnahme an allem. Gute Nacht und Gruß und Kuss
Hora
[Vesper]
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