Montag, 15. Februar 2016

Elternhaus
Das Elternhaus verkauft. Ohne ein einziges Foto davon herzuzeigen. Nur einfach was ist gesagt und es hat sich die junge Familie gefunden, die einfach ein ganz normales Haus will, die nicht nach Parkett fragt und nicht nach Wänden, die man rausreißen kann. Rufen Sie dort mal an, sage ich, und sie fahren dann auch hin und rufen dann mich an am Sonntagmorgen nach dem Samstag ganz früh, weil sie die ganze Nacht nicht schlafen konnten vor Glück. Sie waren die ersten, und es kamen noch drei Familien, die es hätten haben wollen, aber es gab nur eines. Ihr hättet Zwanzigtausend mehr haben können sage ich. Nein, sagt die Mutter, das will ich nicht. Ich weiß den Bodenrichtwert und was so ein Quadratmeter für ein Haus aus dieser Zeit kostet. Da will ich doch nicht mehr haben, das wär ja unanständig. Und wie die sich freuen! Da freu ich mich auch.

Den Umzug macht das kleine Familienunternehmen, wo der Chef noch selbst die Schränke zerlegt und den LKW fährt, sie hat den Vater gekannt, der musste immer 35 km mit dem Kinderfahrrad für ein Säckle Mehl fahren, und wie der unter seinem eigenen Vater gelitten hat. Der Vertriebler des großen Spediteurs versteht nicht, wie einer sein Angebot ausschlagen kann, wo er doch 300 EUR drunter war. Pikiert legt er auf.

Jedenfalls weiß ich jetzt, wo die Geldmach-Gene in unserer Familie sind: es gibt keine. Aber Herzen und gerade Rücken. Damit kann man alt werden, und das macht ihr jetzt bitteschön einfach, ihr zwei Süßen. Ich erwarte nun also zwei neue Kinder hier, eines was noch alleine Straßenbahn fahren kann, wenn man ihm alles erklärt oder noch besser mit ihm übt. Eines, das man nachts nicht alleine lassen darf und tagsüber nur stundenweise, dem man das Essen hinstellen muss und das nicht mehr subtrahieren kann, das übt der Vater nun tapfer. Das Einmaleins ist auch ganz verloren, aber er will es wieder lernen und schreibt 4er-Reihen und 6er-Reihen. Vielleicht lerne ich es ja wieder, sagt er. Und dass es ihm sehr gut geht. Heute hat er die leere Mülltonne vom Straßenrand zurückgeholt, ganz alleine, und er hat nur den Stock gebraucht. Hat bissle genieselt, aber des macht ja nix.

 
Ja. Wie sich alles am Ende zu Kreisen schließt. Auszüge, Einzüge, das rührende Bemühen, die Erinnerungen, die Mühsal wohl auch.

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Ein langer Weg, so ein Kreis. In einer kleinen Welt sogar.

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