Mittwoch, 21. September 2016
Lido Santa Maria Elisabetta
Irgendwer muss ja mal das große Meer in Ordnung bringen. Plastik: tatsächlich keines mehr, check, während das echte Meer, also das salzige, das immer so schwappt, doch so voll ist davon, dass sogar hier, wo kein Mensch ist, wer will schon im September noch ans Meer, und außerdem müssen alle, alle in die Stadt, die hier im Rücken wohnt, also wenn man aufs Meer schaut im Rücken, ein Zwang ist das förmlich, wie da alle hinmüssen, also dass sogar hier vor diesen Luxushotels, eines schläfrig, eines sterbend, die Flaschen und die alleinreisenden Flipflops an den Strand geschwappt werden, obwohl man doch auf den Fotos aus den Dreißigern sehen kann, dass Tische mit Tischtüchern und Glasflaschen drauf und Herren im Anzug und mit Saxophonen an diesen Strand gehören. Das große Meer ist etwas blue und etwas leer, das ergibt die Inventur, nur irgendwo weit draußen kann mit viel Geduld und Stillsitzen ein großer scheuer Fisch entdeckt werden, hoffentlich angelt den keiner weg. Bestimmt erschrickt der, wenn das Herz sein Monstergedicht rauslässt, mit dem es Tag und Nacht nervt, sei doch still, das wissen wir doch nun, dass zu viel Poesie die Fische verscheucht, kannst du nicht einfach mal was normales dichten, du doofe Pumpe? Was mag so ein Fisch sonst so? Bestimmt seine Ruhe, dabei hab ich doch Kuchen hier und Musik... Weißt du, Fisch, sie schauen einzelne Menschen hier nicht an, wer keinen Menschen als Begleitung hat, der ist bestimmt krank oder eine Hure, so denken die hier, ich war gewarnt. Sollen sie doch, wahrscheinlich haben die dafür ihr eigenes Meer nicht so schön in Ordnung. Schlaf gut, Fisch, und bleib in der Nähe, vielleicht können wir ja mal zusammen irgendwohintauchen.
[Vesper]
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