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Dienstag, 19. Mai 2009
Atem
In dieser Stunde, in der das Licht unsicher wird, in der die Amsel von der Zeit spricht und die Zeit vom Säumen, in dieser Stunde tragen das Kleid der Nacht auch die benannten Dinge und sie gehn zur Ruh.
Nenn mich beim Namen. Decke mich zu, wenn die Amsel still wird und das Blau

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Samstag, 2. Mai 2009
Reine Quinte
Wärmer konnt ich meine Jacke nicht breiten über das Etui, in dem die Liebe ist. Trauender konnt ich nicht folgen dem, was Gunst und Wunsch auf meine Brauen spurten. Zärtlicher konnt ich den Schlaf in meinen Armen nicht bewachen.

Einen schöneren Brief konnte ich nicht schreiben.

Samstag, 25. Oktober 2008
Ein Moment, der nicht anders als sehr glücklich genannt zu werden verdient: Ich räumte auf in der Küche und goss immer wieder heißes Wasser in den Filter, und nebenan im Wohnzimmer groovte und brahmste es sacht.

Dienstag, 30. September 2008
The Hamburg Ballet
Sie gehen Wagnisse ein, wie andere sie nicht zu denken vermögen, und sie tun es mit dem Vertrauen und der Freude derer, die darum wissen, dass sie mit Flügeln zwischen den Schulterblättern auf die Welt gekommen sind. Mühelos umfasst er ihren schmalen Körper, er führt sie mit leichter Hand und forschem Schritt und fängt sie auf nach irren Kapriolen. In einem innigen Moment der Nähe begreift sie ihn mit beiden Händen, behende schlingt sie ihre schönste Geste um seinen Leib und dann gleitet sie an ihm hinab wie Honig. Raum und Zeit gehören ihnen nun, Hier und Jetzt nur ihnen, und Licht und Musik folgen ihnen nach.

Einmal drängt er sie an eine Wand, und sie fürchtet sich zum Schein - und so offenbar wie dies nur ein Spiel, das Spiel der frohen Menschen ist, so offenbar ist die große Liebe, die hier über die Bühne geht vollkommen ungestört, eine Liebe so tief und schwarz und kühl und unberührt wie ein See in einem ungekannten Wald; auf seiner gespannten Oberfläche schwimmt mit sparsamster Berührung das spröde Laub der Vergänglichkeit, und er spiegelt doch den Himmel,
Tag und Nacht.

Nach Hauch und Flug und Raserei sinken sie zu Boden im Dunkeln, unzertrennlich, und der fliegende Atem der Erschöpfung wird sich erst nach langer Zeit legen, während ringsum der Tanz schon weitergeht.

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Montag, 11. August 2008
Alle Türen zu, die Gläser sind poliert, es ist eine Decke da. Ich stelle das Licht ins Fenster. Der Regen erzählt Süßes.
Kannst kommen, Nacht.

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Freitag, 4. April 2008
Die Nächte und die Jahre: sie determinieren ein Menschenleben, und ihre Beschaffenheit und Farbe wird der alleinige Maßstab sein, um unser Glück zu bemessen und zu benennen an dem Tag, an dem wir sterben.

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Samstag, 5. Januar 2008
Müde bin ich, geh zur Ruh',
schließe meine Augen zu.
Vater, lass die Augen dein
über meinem Bette sein.

Hab ich Unrecht heut getan,
sieh es, lieber Gott, nicht an.
Deine Gnad' und Christi Blut
machen alle Sorgen gut.

Kranken Herzen schenke Ruh',
nasse Augen schließe zu.
Lass den Mond am Himmel steh'n
und die stille Welt beseh'n.

Amen.

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Donnerstag, 27. Dezember 2007
Alles grün
Ein überraschender Abschied ist ein schlimmer Abschied. Ein Hieb, ein Schmerz und aus. Die Aussicht auf diesen schon zu sehenden, unumgänglichen Abschied, der nur noch die Frage nach Zeit und Ort und Art und Ton aufwirft, jedoch nicht nach Ob oder Nicht, verbreitet Kälte wie aus dem undurchdrungenen Nichts. Schatten über allem, Kehle enggeschnürt, leis schleichende treue Trauer, spinnwebenzarte Verstrickung allen Fühlens. Die Erkenntnis des Unausweichlichen eine Last. Prädestination mal nicht als Befreiung vom Sorgen, sondern als hölzerngrobes Joch empfunden. Contenance in Gefahr. Ihr Unbeschwerten. Hol euch der Teufel auch.

Die Weichen sind gestellt und nur mehrere gemeinsam könnten daran hebeln.

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Dienstag, 11. Dezember 2007
Panzer und Visier
Sieben Sternschnuppen waren am Werk. Sieben! Der erbetene Engel ein Fachengel für erste Begegnungen, der kundig die Geister Willkommen und Begehren von den seidenen Leinen ließ, und sie turnten flink und eichhörnchennanmutig über die Szenerie. Noch eine Engelhand voll Wundern in kleinen Schnipseln darüber geworfen - langsam senkte sich herab das winzigkleine Staunen in großer Zahl, ein schimmernder Hauch über allem. Hell und distinkt die Ahnung davon, was alles möglich ist.

Knistern und Knirschen.

Sollte der bewußte Engel auch den Panzer und das Visier mitgebracht haben? Oder woher kommt das kalte Zeug? Die schwanzsteuernden Geister noch nicht wieder eingefangen, beide scheu und ratlos, das Wundern zertrampelt und sonderbar verwischt. Kein Licht mehr über der Szene.

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