Prim

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Freitag, 12. September 2008
Freitags koch ich manchmal was
Heute gibt es Tomatensalat. Man nimmt am besten Flaschentomaten. Längs durchschneiden, beide Teile zusammenhalten, auf den Rücken legen und beide nochmal längs durchschneiden, dann sind das vier Teile. Diese Teile schön als ganze Tomate zusammengepuzzelt lassen und mit einem ordentlichen Schitt in der dritten Dimension (radial) durchschneiden: 8 Teile. Tomatenachtel der schönsten Art. Man erkennt sofort: mit einem Messer, das mit einem Schnitt zwei (in Worten: 2) Teile erzeugt, bekommt man bei n Dimensionen 2n Teile. Aber keines naschen! Denn nun kommt der vierte Schnitt, richtig: in der vierten Dimension: 16 Teile. Das genügt. Ab damit in die Schüssel. Für die nächste Tomate nehmen wir unser Messer mit zwei Klingen, das stellt mit einem einzigen Schnitt drei Teile her. Macht bei drei Schnitten durch diesmal nur drei Dimensionen (man muss ja nicht alles übertreiben) - na? 33? Na klar, 27 Teile. Sind ein bisschen klein, aber das macht nichts. Rein damit. (Noch lieber benutze ich übrigens das Mundspray "Tre". Einen Hub an den mittleren Gaumen sprühen, und dann die Tomate anhauchen: sie zerfällt in drei Teile, wie von Zauberhand könnte man glauben, dabei ist es doch nur das Spray, da ist nichts dabei.)

Es geht weiter: Man kann sich ja nie merken, wie das mit dem Exponenten 0 ist. Hier, auf dem Schneidbrett liegt die Lösung. Ich mache keinen einzigen (genau null) Schnitte, und wieviel Stücke habe ich? Eins. Die Tomate bleibt ganz. Egal, wieviele Klingen mein Messer hat, das ich während dieser null Schnitte  am Hintern  an der Schürze mal schnell abgewischt habe, es bleibt alles eins. Toll, oder? 50 ist eine Tomate, ebenso wie 30! Ach... die Welt ist einfach prima eingerichtet. Aber: eine ganze Tomate kann man nicht gebrauchen zum Kochen. Also kommt nun der Eierschneider ins Spiel. Meiner hat, Moment, plum-plum-plam-plum-plim (müsste wiedermal gestimmt werden, das merke ich bei der Gelegenheit auch endlich), 10 Drähte. Macht (Vorsicht! Immer schön eins dazuzählen am Rand, so eine Tomate ist ja kein Ring) 11 Teile, die er erzeugt. Tomate rein, gibt beim ersten Schnitt 111 Stücke. Beim zweiten schon 112. Wieviele Stücke das sind? Probieren Sie es aus. Ich verrat nix.

Zum Schluss Öl, Essig, Zucker, Salz und Pfeffer drüber - fertig. Oder in einem Topf erhitzen und als Suppe deklarieren. Hauptsache was essen.

Donnerstag, 11. September 2008
Grape diving
Die Wespen wissen, wie's geht: Der Anfang ist ein wenig mühsam, aber dann: mit dem Kopf und dem ganzen Vorderkörper eintauchen ins Süße, Saftige. Sie arbeiten sich ganz hinein, schonen sich nicht, sie verschlingen mit großen Bissen, was ihnen lecker ist, sie arbeiten und ackern um des einmaligen Genusses willen, den ihnen eine reife Weintraube bietet, und stürzen sich wahrhaftig hinein ins klebrige Vergnügen. Saubermachen kommt später, man muss Prioritäten setzen.

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Dienstag, 2. September 2008
Feierabend
Wenn einer mit großen Schritten durch die Glastür hinaus ins Sonnenlicht tritt und mit leichtem Federn sich die breite Treppe hinunterspringen lässt, ta-tack, ta-tack (braune Schuhe mit feinen Ledersohlen zum schmalen dunklen Anzug), mit der einen Hand eine schmale Businessmappe an den Körper lehnend, und mit der anderen lockert er den Knoten, öffnet geschwind zwei Knöpfe, um dann den Knoten ganz aufzulösen und den Schlips mit einem kräftigen Ruck unter dem Kragen hervorzuziehen, dann denke ich, das würde ich gerne öfter sehen, wie einer mit großen Schritten durch die Glastür hinaus ins Sonnenlicht tritt und sich die Treppe hinunter lockert und dabei sein Hemd öffnet und mit einer präzisen Bewegung sich vom Schlips befreit.

Sonntag, 17. August 2008
... die-ses Glühückes ...
Horcht! Was spielen die da zur Feier einer Goldmedaille eines deutschen Sportlers? Blumig. Gefühlig. Mit zittrigen Streichgeigen im Mittelteil und großväterlich stapfenden Posaunen- und Tubenbässen am Ende. Am schönsten aber der chromatisch herbeigetutete Trugschluss bei "dieses Glückes". Irgendwie... naja, unteutonisch kommt das alles daher, aber das macht ja nichts, wofür haben wir denn die Kunst. Haydn hat sich ja bekanntlich in seinem Streichquartett für eine streng diatonische Begleitung der ganzen Geschichte entschieden, obwohl er auch ganz anders konnte, und die zu Fußballanlässen gespielte martialische Humta-Fassung ist wohl näher dran an diesem Original (es könnte daran liegen, dass der damals, zu Livemusikzeiten noch aufmarschierende Spielmannszug in chromatischen Gefilden nicht gut zuwege sprich durchhörbar ist; weiß jemand, wann das abgeschafft wurde, dass auf dem Spielfeld geflötet und trompetet wurde, mit Schellenbaum vorneweg, oder täuscht mich mein fortschreitendes Alter? 1974 gab's das noch, oder?). Jedenfalls schon das Wort "olympisch" scheint mir hier jede instrumentale und harmonische Verschnörkelung zu rechtfertigen.
Schön. Horcht!

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Montag, 21. Juli 2008
und genug essen
Man sollte: eine benamste Spinne aus der Badewanne retten, Schokoladeneis kaufen auf der Île de la Cité (Berthillon heißt der Laden; und aufhören, in Distichen zu denken währenddessen), immer zwei Fahnen am brennenden Helm tragen, rascheln in Nächten.

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Sonntag, 22. Juni 2008
Circus May
Wir können zwar unsere Tiere nicht mitnehmen, wenn wir abreisen nach der letzten Vorstellung, aber nennen wir uns nicht alle Johnny und Fernando und Esmeralda, und justiert nicht jeder den Tisch, auf dem er seine Balanceakte in schwindelnder Höhe vollführt, mit einer Handvoll Bierdeckeln in die Waage (darauf dann fünf Stühle abenteuerlich ineinander vertürmt), damit er unter Schweiß und Zittern und unter den Augen vieler sein bescheidenes Werk vollbringe, nahezu täglich? Und es ist nur konsequent und richtig, dass jeder ein eigenes Kostüm trägt (Roncalli, hört ihr? Jeder ein anderes!), eines, das zu ihm passt in Farbe und Schnitt, mit Glitzer nach Gusto und drunter darf das Rippenhemd oder der Slip hervorschauen, das mindert ja nicht die Leistung, so wenig wie es die gewöhnlichen Turnschläppchen tun, die farblich nicht ganz zum Gewand passen, aber eine ordentliche Gummisohle haben, das ist wichtig. Zwei Pferde und zwei Federbüsche genügen, um die rechte Zirkusstimmung hervorzubringen, und wer nicht zaubern und nicht Musik machen kann, der lässt es einfach sein und versucht sich nicht an Dingen, die nicht seine sind.

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Montag, 16. Juni 2008
Wie meinen?
Ausgestattet sein mit einem "Sonderpädagogenherz" - könnte ein Zeichen christlicher Reife sein, oder aber man ist halt einfach so doof, mit den Schwachen und Mühseligen zu fühlen. Hat jedenfalls nicht jeder, und ein bisschen Distinktion wirkt ja schon edel.

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Montag, 2. Juni 2008
Gießen!
Wie das warme Wetter dem Sein so einen Mantel umlegt. Atmen nicht vergessen und den warmen Hauch anfühlen! Gesprenkelt sein vom feuchten Raunen des Lichts, das Eingang findet nur in einen freien Kopf. Die trocken grasige Klebrigkeit unter den Füßen (schaut ruhig hinunter zu ihnen, aber es geht auch ohne) lässt gelaunte Wünsche wach werden, die nur der Sommer versteht. Und er lässt sich nun herab mit Majestät - meckert nicht!

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Mittwoch, 30. April 2008
Ob's wird Jacke oder Hose
Mal wieder eine burda gekauft. Schon das Kleid auf dem Titel sieht aus wie richtig toll selbstgenäht und innen wird's nicht besser. Kann denn keiner mehr bügeln? Und lauter so komisches 80er-Zeug. Die Models alle irgendwie verdreht - man weiß nicht, ob die fürchterlich unpassenden Falten von diesen krampfigen Posen kommen oder mit deren Hilfe vertuscht werden sollen. "Die neuen Fruchtfarben" gefallen mir und Kleid 116 auf Seite 39 auch. Größe 38-44 ist allerdings nicht meine.

"Die ganze Welt der Mode". Oh. Na gut.
Zum Glück gibt's ja Vogue Patterns. Ab Größe 6 jeder einzelne.

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Freitag, 25. April 2008
Heute etwas für Stadtkinder
Es geht so: den Hals hinten im Rachen engstellen, die Zunge locker vorne über die Unterlippe hängen lassen, die Augenlider entspannen, und dann mit einem kräftigen Stoß der Bauchmuskulatur (nur Mut!) einen nicht zu zaghaften, etwas kratzenden Ton zwischen ö und ä ausstoßen, mehr Richtung ä. Pause. Und dann noch einmal.
Das ist Igelhusten.

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