Freitag, 6. November 2009

Mein Kleid
Mein Kleid ist aus Samt und Seide und Wolle. Der Ausschnitt streng viereckig lässt Platz für kleinen Schmuck (immer die Silberdrahtlötkette aus Nordalbanien; ihr gebührt eine eigene Erzählung eines Tages), die samtenen schmalen Ärmel wärmen bis hinunter zu den Handgelenken. Exakt zulaufende Brustabnäher formen das enge warme Oberteil, das so schwarz ist, wie nur strichaufwärts gedrehter Samt schwarz sein kann: schwarz wie das kleine Ges einer schwarzen Altistin mit schwarzer Seele und schwarzer Katze. Eng an den Rippen entlang läuft das Schwarz hinab, knapp unter der Brust beginnt der schmale Rock mit vier aus der Taille herauslaufenden Abnähern, akkurat auf Hüften und Po zeigend. Vorne lassen drei locker gelegte Falten im offenen breiten Übertritt die kühle Wollseide fließen über Bauch und Beine, beweglich und weich fallend dank schrägem Fadenlauf. Silbrig geglättet spiegelt sich das Rampenlicht hinunter bis zu den eng umfangenen Knöcheln, doch ein Schritt genügt und der Rock gibt das Bein frei samt dem hohen Schuh, zum Erklimmen der Stufen und für einen Abgang unter Applaus.

Es ist für mich gemacht, von mir für mich, und beim Öffnen des Reißverschlusses erkennt man das Label: hora sexta me fecit.
Stolz und Haltung sind seine Namen.

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