Samstag, 7. November 2009

Einfach und vom Allerfeinsten
Auf sehr simple Art kann sich ein wenig beglückt fühlen, wer auf eigener Scholle das Nötigste findet, um der kommenden Winterkälte die haltbare Zufriedenheit einer mit Bedacht genossenen warmen Mahlzeit entgegenhalten zu können.



Von Parasolen besucht zu werden, das ist wie den scheuesten aller Eisvögel auf dem Zeigefinger zu halten. Schwere, tagelange Geduld lässt sich üben, bis die jungen Kugeln sich zu flachen großen Hüten geöffnet haben, die Angst um ein kostbares Lebewesen, das ungeschützt der Unbill nächtlicher Stürme in einer nasskalten Welt ausgesetzt ist, will durchgestanden werden. Doch das Bangen, das Warten, die ungläubige Vorfreude wird reich belohnt: Von einem solchen Schirm, in Mehl, Ei und Semmelmehl gewendet und in Butter ausgebacken, kann eine ganze Person satt werden, für einen ganzen Abend. Reminiszenzen an Struktur und Aroma eines dunklen Edelfischs vermischen sich in merkwürdig gemusterten Schleifen mit dem Bewusstsein, hier ein uraltes, archaisches Essen vor sich zu haben: Pilz mit Ei.

Sie sind schön in jedem Stadium, sie sind nicht bezahlbar, sie sind auch mit viel Kunst nicht herbeizuführen, sie sind zum sofortigen Genuss empfohlen wenn sie sich erst einmal entfaltet haben, denn sie sind verderblich, und wer sie einmal geschmeckt hat, wird sie sein ganzes Leben lang nicht vergessen: Parasole sind wie eine große Liebe.

 
Jetzt kann ich es endlich sagen: Dieser Eintrag zum Thema Riesenschirmling ist, ähm, appetitanregend. Also, ähm, auch. Dieser.

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Oh. Ja wie schön. Danke artigst. Auch.

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"Sofortiger Genuß", wohl war. Ich muß mich gerade im Konservieren üben.

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Oh. Darf ich Sie ermutigen, das nicht zu tun? Da gehen immer Farbe und Aroma verloren. Ab damit in Topf, Pfanne, Ofen, oder, wenn's schnell gehen muss, roh und ungewaschen lassen, und dann stürzen Sie sich drauf, am besten zu zweit.

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