Freitag, 18. Juni 2010

Himmel!
Ach diese KUNSTFUZZIS. Den barocken Garten in seiner Ordnung "aufbrechen" und "begehbar machen" wollen sie, und der Zuhörer soll "gelockt" werden, sich "einzulassen" und "still zu werden" und doch "in Bewegung" zu bleiben, "Freiräume" sollen entstehen, die das "Unvorhergesehene erst ermöglichen" sollen - wenn ihr eure viereckigen Brillen abnehmen würdet, könnte man vielleicht mit einem gesunden Auge sehen, was im Programmheft sowieso nachzulesen ist, nämlich dass da ein Trüppchen gescheiterter Philosophiestudenten und beachteter Schaumverkäufer am Werk ist. Ja, so ein Barockgarten hat seine Ordnung und seine Überraschungen und seine spielerischen Absichten, wenn er Perspektiven unvermittelt öffnet und den Besucher um Ecken lockt, hinter hohe Hecken und um Rosenbeete herum auf lange Gassen. Das reicht, dem muss man dabei nicht helfen, seit 300 Jahren ist das große Kunst und gezähmte Natur und ein Erlebnis in jeder Nacht, und in einer dem Mittsommer nahen mit Ansage. Da müssen keine Neonröhren in Linden gehängt werden und Klanginstallationen mit rückwärts gebotenen Fetzen von Brahms hineingedreht werden. Von mir aus stellt in so manche Ecke ein fähiges Ensemble und lasst es Lieder und Liedchen singen von Nacht und Traum und Tod und Liebchen. Die Putten werden sich wiegen und glänzen und vielleicht ein bisschen weinen, und die Brunnen werden den Mond zum Baden einladen. Aber doch bitte kein Feuerwerk in einer Holzkiste, aus der am Ende dicker Goldschaum quillt, als "ironische Bezugnahme" auf irgendwas -

Schwachsinn. Hape K., übernehmen Sie. Vielleicht wird's dann ja doch ganz lustig.

[Non]

 
ach hilfe, wann soll das denn wieder sein, dieses event?

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Morgen, 21:30 Uhr im Großen Garten. Bitte kommen Sie nicht.

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Das (kunst-)historische Wissen hat eben erwiesenermaßen abgenommen, nicht nur beim Konsumenten. Bereits seit längerem bewegt man sich auf dem Niveau von Hape K.

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Wozu ich sagen muss, dass ich Herrn K. sehr schätze. Sehr. Denn er sagt ganz klar, dass er Quatsch und Gaudi macht, und dann ist das doch großartig, sogar in Großen Gärten, da kann man sich vielleicht wirklich loslassen und drauflosimprovisieren. Das wär mal was! Hier aber: alles schwärzester Kunsternst.

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Das mag sein. Aber dabei sollte berücksichtigt werden, daß seine Jüngerschaft ihn bei seinem Wort und damit (sehr) ernstnimmt. Das ist für mich nicht minder deprimierend wie dieser «schwärzeste Kunsternst».

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Es gibt ganz schöne Bilder davon.

© Hassan Mahramzadeh

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