Dienstag, 11. September 2012

Im Traum das Werk vollendet
Sehr sehr (in Worten: sehr) selten ist das Stück zu hören: die Deutsche Motette op. 62 von Richard Strauss. Auf Platte schon selten (es braucht mehrere Tage, das aufzunehmen), live in concert schlicht so gut wie außergewöhnlich totalselten. Warum das so ist? Weil es schwer ist, ein recht schweres Stück, und zwar in technischer Hinsicht. Zum Hören ist es einfach ein Traum. Das ganze große Internet gibt dafür nur zwei Aufführungstermine in diesem Jahr in Deutschland her, und das dürfte schon sehr viel sein für so ein einzelnes Jahr. Ein Konzert fand im Mai in der Berliner Philharmonie statt, es sang perfekt und schön der Berliner Rundfunkchor unter der Leitung von Michael Gläser. Zweitens kommt es am 7. Oktober in der Kirche St. Josef im Rahmen der Weidener Max-Reger-Tage dran, es singt dort ein anderer sehr guter Chor. Vierfach, also in 16 Stimmen geteilt, darüber ein Soloquartett, das jedoch als fünfter Chor nur einfach so mitsingt, als Glasur sozusagen auf einem vom Oberzuckerbäcker kreierten Spezialkuchen - komplex und voller ungewohnter Farben und Gerüche, fett und mit Schäumchen hier und da, und doch einfach so geraden Wegs in Brust und Bauch gehend das Zeug, wie es bei Strauss eben ist. Harmonik "mit alles". Sehr hohe und sehr tiefe Töne. Mixturen, Rhythmen, Fuge, romantische Wörter, erquicken zum Beispiel, oder umfangen oder Äther. Männer im Frack, Frauen in schönen Kleidern. Ein Dirigent wie keiner.
Unbedingt hinfahren! Unbedingt verrückt werden! Klingt alles wie Drogen auf Ausflug und gleichzeitig wie Deutschland im Sessel (und das in einer katholischen Kirche). Deutschland in einer empfindlichen, avancierten, opulenten und preziösen Zeit, Deutschland vor den Kriegen, aber heile trotzdem nicht. Text vom sagenhaften Friedrich Rückert - falls noch jemand zögert.

Außerdem gibt es noch das Vater unser von Max Reger zu hören, worüber ich mich vor einiger Zeit schon einmal geäußert habe. Mixturen, Rhythmen, Fuge auch hier, aber ganz anders. Schließlich noch zwei Regersche Choralfantasien für Orgel.

Wer da partout nicht zuhören will, kann sich ja trotzdem reinsetzen, den Kopf in den Nacken legen und ein bisschen die vollständige (!) Ausgestaltung der neoromanischen Kirche im Jugendstil (!) studieren. Auch schön. Ingesamt alles nicht ganz normal, und insofern dann doch.


7. Oktober 2012, 16 Uhr
Kirche St. Josef, Weiden in der Oberpfalz

Norddeutscher Figuralchor, Leitung Jörg Straube
Sebastian Küchler-Blessing, Orgel

 
Schwierig, aber vielleicht nicht unmöglich. Hm. Wie lange dauert das Ganze denn?

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Das Spiel dauert 90 Minuten... etwa. Genau weiß ich es nicht.

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Liebe Frau Hora, Sie haben nicht zuviel versprochen. Schön war das. Danke fürs Hinlocken.

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Sie haben sich wirklich auf den Weg gemacht? Wie schön...
Ja, schön war das, das finde ich auch.

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