Montag, 5. Mai 2014

Ps 62,2-3
Tausch: einer großen Taufe folgt eine kleine Konfirmation. War damals die große Kathedrale voll besetzt und voller Musik, gab es damals Bach und Messiaen und zweierlei Orgeln für dieses einzelne kleine Baby und für alle, die kamen, können heute vier der 14 reservierten Familienplätze verschenkt werden. Ein Blödflockenensemble spielt, es gibt Schnippslieder, die von den jungen Stimmen halb kindlich, halb mit dem Mut und dem Übermut des kommenden Erwachsenseins mitgesungen werden, und die Orgel klingt seltsam nach Hammond in diesem Gemeinderaum ohne Hall, der nun mit Gästen vieler Familien besetzt ist, von denen zwei Drittel das Glaubensbekenntnis nicht mitsprechen können. Das Vaterunser geht schon besser, und das ist schließlich das Wichtigste. Sie schauen ernst, die damals am Taufbecken sich erschreckt haben über das Wasser oder einfach alles verpennten, sie sind geschminkt und stöckeln auf ungewohnten Absätzen daher, sie tragen Anzüge und Krawatten, die sie komisch finden und sich selbst auch, das sieht man in ihren Gesichtern, die Schuhe sind geputzt und alle dunkel. Mehrere Omis weinen beim Einzug, der Pastor lässt sich rühren vom Elterndankblumenstrauß, der ihm von der rampensaumäßigsten aller Mütter mit einer kleinen Rede in den Arm gelegt wird, er hat es verdient, genau wie die pensionierte Lehrerin, ein Bild von einer Religionspädagogin, Pastorenfrau mit Großmutterkörper, die ihr Ehrenamt ernst und mit Schwung nimmt, seit die junge Diakonin gehen musste, weil die Kirche sie nicht mehr bezahlen konnte. Es sind Schulkameraden und der süße Freund gekommen, die beste Freundin sogar, die eigentlich in der Geschlossenen ist, weil sie sich die Arme immer zerschneiden muss – sie hat Ausgang erwirkt. Die eigene Oma sagt hinterher, als sie auf die Welt kam, da fragten wir uns, ob wir wohl die Konfirmation erleben, und da weint sie schon wieder. Später weinen die Gäste beinahe über die kleine Rede, die das Kind hält zum Essen, und dann macht man vier Gänge durch das Menü, während der Kleinste sich an seinen Nudeln freut und mit seiner Serviette mit allen Guckuck spielt.

Gestärkt gehen wir alle hervor aus diesen scharfen Kurven. Gas geben, der Anstieg ist noch nicht geschafft, die Kuppe aber schon sichtbar, dahinter eine Landschaft, auf die sich alle freuen, denn sie ist neu für alle und es sieht so aus, als scheine dort die Sonne.

 
Wie schön! Wie schön unklar zwischen Nähe und Distanz.

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Ein schönes Kompliment an Eltern überhaupt - besten Dank dafür, Herr Froschfilm.

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