Vesper

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Freitag, 30. September 2011
Kühe die im Nebel waten
Mäuse die in Blumen klettern
Fliegen die im Wein ertrinken 

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Donnerstag, 22. September 2011
Einäugig
BuroDas tägliche Wechselbad der Ansichten, der Weg vorbei an weißen Kühen mit weißen Kälbchen, die in der Sonne bocken und im Schatten nuckeln, das geheime Spiel, bei dem es darum geht, möglichst früh vor dem Weiler etwa bei Tempo 90 auszukuppeln und trotzdem ohne weitere Motorkraft noch genau bis auf den Hof und dort auf den Stellplatz zwischen den beiden Holzstützen, die den Platz unter der Remise markieren, zu rollen. Spinnweben mitten in der ganzen Designakkuratesse. Der Hall in den Räumen, die noch keinen Teppich haben. Zweite Brahms aus dem Telefon, während Splitter, Router und Regale erst in die Lochpaneele geschraubt und dann mit Kabeln und mit Gerätepasswörtern, Kundennummern, IDs und geheimen Adressen vernetzt werden, Moment, hier hab ich den Zettel, hier das Foto, hier meinen Kopf mit Hirn drin, hier sitze ich auf dem schönen Holzfußboden und bin allein und sehr froh dabei. Mit zerrissener Arbeitshose die Tür dem Eigentümer öffnen, der auch immer zerrissene Hosen trägt und ein Tweedsakko, wenn er aus dem Aston Martin steigt, und der „Ihre Haare gefallen mir“ loswerden muss, nachdem die Dinge aus der Abteilung Mietvertragsnachtrag, Briefkastenbeschriftung, Rechnungsgutschrift und Handwerkernaivität geklärt sind. All das, es lässt die unberechenbare Empfindlichkeit des durchaus gemochten Doktors ertragen, die immer bis in die letzte Grundsatzecke erklären und ausholen muss, wo doch eine hochgezogene Augenbraue genügt um eine wie mich zurück ins Glied zu beordern in den Momenten, ich denen ich mich zu wohl fühle und irre in der Annahme, Entfaltung sei endlich möglich.

Dienstag, 13. September 2011
Heute: Unklarheiten beseitigen
zwischen 2 und 3 Uhr größenprogrediente, glatt berandete echoarme Raumforderung, BI-RADS Kat. 3.
Empf.: histologische Klärung (Stanz-PE), ggf. Totalexstirpation.


Na denn. Ungern lässt der Mensch sich Zylinder aus dem lebenden Parenchym stanzen, aber bitte. Und dann möchte ich einen Rat haben, einen guten.

Montag, 5. September 2011
Will ich in mein Gärtchen gehen
Eine Welt, in der es einem morgens um 7 sachte in den Kaffee regnet, in der man morgens um 7 schon durch die Jeans hindurch gestochen wird, in den Po und ins Knie gestochen wird, die sowieso Matsch und Weh sind, eine Welt, in der man morgens um 7 schon auf einem Haufen feuchter Rosenblätter ausrutscht und sich auf dem Weg zum Teich den Kopf stößt an steinharten tiefhängenden Quitten, eine solche Welt ist schlecht, aber sie ist nicht ganz schlecht.

Samstag, 27. August 2011
September der Herzen
Was für ein Monat wird das sein? Vier Programme, sechs Konzerte, davon vier in anderen Städten, sieben Proben, davon drei in anderen Städten. Viele Reisen, mit dem Auto, mit dem Bus, mit dem Zug, die lustige Truppe immer außenrum, Schlafen im Zug, Schlafen in einem fremden Bett, in einer frisch renovierten Wohnung, wo es Salat gibt und Wein und ein Augenglitzern und ein bescheidenes Frühstück wie hier. Erste Erfahrungen mit einer Chiropraktikerin, die das Knirschen aus dem gefallenen Gestell praktizieren will - auch eine Kunst. Die Einladung zum Betriebsausflug der zurückgelassenen Abteilung. Die Versuchung, doch mal ins Stadion zu gehen, olé-oléoléolé. Fanprojekt Mehrstimmigkeit, es geht mir nicht aus dem Kopf. Wo schön gespielt wird, muss doch auch schön gesungen werden. Und dass es bald dunkler wird und dass Strom dann doch nötig ist in den Zimmern.
Wie das Blühen aufhört, aber das Leben nicht.

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Samstag, 20. August 2011
Bin ich kein Indianer.
Bin ich wieder daheim. Will ich waschen. Will ich Ordnung machen. Fall ich die Treppe runter. Wein ich ein bisschen. Tu ich ein Kühlkissen auf den Hinterkopf. Tu ich ein Küchenhandtuch um den Ellenbogen. Wird mir schummrig. Kommt der Goldfisch. Lass ich mir einen Verband machen. Tut nix mehr weh. Fährt er davon. Ruf ich beim Arzt an. Fahr ich hin. Schalte ich mit der Linken. Kurbel ich mit der Linken. Sagt er oh. Klammert er den Riss. Macht er einen steifen Verband rum. Fahr ich im zweiten Gang heim. Setz ich mich in den Garten. Kackt mir ein Vogel auf den Kopf. Lass ich mir beim Ausziehn helfen. Lass ich über den blauen Strich am Po lachen. Schlaf ich. Weiß ich auch nicht.

Donnerstag, 18. August 2011
Alter schwarzer Kater
Arme schwarze Kater wohin der Blick sich wendet, braune Haut, leere Flaschen, eine im letzten Moment vermiedene Umarmung. Alles in die Maschine gesteckt, um den mitgebrachten Geruch nach Süden und Salz nicht versehentlich zur Erinnerung an vergessene Sehnsucht in die Schränke zu legen, die keinen Schlüssel haben. Pleite und scheißegal. Nichts in der Welt ist so schwarz wie dein Haar. Nicht in der Welt ist mein Mund, nicht versprochen die Stunde. Und doch so froh, so zahm.

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Samstag, 16. Juli 2011
Hammer aus Titan
Wie ich den vor zwei Tagen Operierten anrufe, sagt er, ich hab mir eine Zeitung gekauft, und jetzt sitz ich in der Kapelle und lös Sudoku. Da traut sich keiner rei, und da hab ich mei Ruh. Und kichert ganz dreckig. Durch den Verband durch kann er schon wieder Radio hören, am Wochenende schaut das Männerzimmer Fußball (noja, besser wie nix), am Sonntag will er um 9 in die Andacht gehn (wohl katholisch, aber des mecht ja nix), und am Montag dürfer heim. Hurra.

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Mittwoch, 6. Juli 2011
Der Ernst des Automatenkaffees beim Betrachten frisierter Nachwuchsführungskräfte
Es ging darum, einem künstlich regulierten Establishment zu entrinnen, dessen an internationalen Standards orientierte Governance sich beispielsweise sogar an den Rändern des Kerngeschäfts ausdrückt, indem im Corporate Design gehaltene Hochglanzbroschüren verteilt werden, darin die Anweisung, dass auch im Sommer Jacketts, zumindest im Zehenbereich geschlossene Schuhe (betrifft die Damen) und (betrifft die Herren) Socken in ganz geschlossenen Schuhen zu tragen seien. Im Gegenzug werden selbstverständlich ganzjährig die Räume klimatisiert.

[x] erledigt

Dienstag, 5. Juli 2011
Happy birthday
Bei einem Freund kann man gegen Abend zur Geburtstagsfeier kommen, soeben erworbene EDEKA-Rosen als Geschenk dabeihaben, ein Glas Sekt trinken und sagen, ich bin so k.o. Du kannst dich oben ein bisschen hinlegen, sagt der Freund, lass dir vom Kind eine Decke geben. Vom Gästesofa aus hört man das Lachen und das Zischen der unten auf der Terrasse aufgemachten Bierflaschen, und dann schläft man ein gutes Stündchen, kommt verstrubbelt wieder runter und sagt, ich glaub ich fahr jetzt nach Hause. Ach ich freu mich so, sagt der Freund, dass du gekommen bist, und bringt, einen Arm um des Gastes Schulter gelegt, den Seufzenden zur Tür.

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