amor

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Montag, 14. Dezember 2009
Lupus
Er hat im Laufe des Sommers ein altes Haus mit zweimal 90 m2 grundsaniert ohne Protz und Quatsch, aber mit seiner Arme Kraft und der Geschicklichkeit eines klugen Kopfes, hat unterm Dach die Balken gebeizt und eine oval-elegante tiefe Wanne mittenhinein gestellt, er hat einen jungen Kirschbaum auf dem verwahrlosten Gänseblümchenrasen gepflanzt, er ist der drahthabende Konrektor einer Brennpunkthauptschule, er kann Blockflöte spielen und E-Gitarre bis nach Köln und er fährt einen alten Saab. Auf den Hochzeitsfotos ist er ein schöner Mann, der mütterlichen Tränen würdig, begabt mit dem Charme seines frauentraumartigen alten Vaters und mit dem Sinn aller Franken für Treu und Redlichkeit. Die Braut anmutig und rosenrot und zierlich wie ein Brieföffner. Der Adventskalender mit den Schnapsminis, den sie ihm geschickt hat in diesem Jahr, er hat einen Ehrenplatz auf einem balinesischen Tischchen neben dem Chefsessel, Kerze dabei und ein übervoller Aschenbecher. Er hat sie vor Jahren verloren, die Liebe seines Lebens, die Mutter seiner nicht geborenen Kinder, verloren an eine Frau. Sie wohnt nur zwei Täler weiter und er kann nicht aufhören, von ihr zu sprechen.

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Montag, 30. November 2009
Gunst und Stunde
Ich habe Ernst mit Ernst beantwortet, und ich hätte alles Bunte für unverzeihliche Grobheit gehalten.

*

Ich dachte, ich hätte einen meinen Namen rufen, nach mir rufen hören. Ich habe gelauscht und dabei gelächelt bis in den Schlaf. Ich habe zurückgerufen, mich schließlich auf den Weg gemacht, vorsichtig, mit kleinen Schritten, denn ich wollte diesen Weg genießen, den Ausblick, das Nähern, das Ankommen. Ich habe balanciert um ein Glück, und meine Lust blies mich an in starken Böen. Meine Freude rief mir unfassbar schöne Dinge zu (und schmutzige auch), wie soll man sich da konzentrieren. Mein wunderhübsches Ding an der Waffel hat arg gezappelt, doch ich habe es still sein geheißen. Wie geborgt sah mein Mantel aus, aber es ist meiner, groß genug, um noch einen darunterschlüpfen zu lassen, nur den großen Mantel habe ich mitgenommen und sonst nichts, keinen Schmuck, keinen Kamm, und was wie "Klugheit" schien, das war doch nur Beherrschung, denn das Seil war schmal. Es schien mir nicht weit zu sein hinüber, und schließlich hatte einer nach mir gerufen. Dachte ich. Ich habe mich verhöhnen lassen müssen dafür.

*

Nein, ich habe mich nicht verkauft, nicht nur nicht gut, sondern gar nicht. Ich hielt ein solches Manöver für absurd zwischen zwei Menschen, die einander ausgesprochen mögen, und die Vertrauen haben, großes sogar. Ja, ich habe mehr zu zeigen und viel schöneres als meine Kehle, mit Worten vielleicht auch, auf jeden Fall aber mit Physik.

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Die Zeit der Hände: wie oft ich an sie gedacht habe, mit Geduld und Ungeduld.

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Ich verfluche diese Texte. Sie verdächtigen mich, sie zeihen mich.
Ich verfluche diese Texte.

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Als ich weinte, neulich beim Bier, da habe ich um dich geweint, und du hast es nicht gemerkt.

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Samstag, 3. Oktober 2009
Scheppernd Windspiel
In den Flieder geknüpft, damit der Wind eine Gefährtin habe: die Liebe. Es könnte ein Winter geworden sein, dass einem die Flügel abfrieren, es werden neue wachsen, andere, rote, oder gläserne. Die ewige Frage, ob ist, was nicht gesagt ist (ob ist, was gesagt ist, auch), sie verweht mit dem Blau der nächtens wachenden Gedanken, schweißig träumt das Herz, kalt wie der Mond das Auge, glutwarm der Schoß.
Im Spiegel ist Sonntag, im Garten ein Reißen, im Kissen flüstern die Tage, die frohen: sei ruhig.

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Sonntag, 26. Juli 2009
Vergessene Disziplinen der Liebe
ins Leben rufen
Bäuchlein zeigen
so frei sein

Freitag, 10. Juli 2009
Du und ganz
Warum ein anderer werden? Sei nur du und sei es ganz, und es ist schwer und genug: du und ganz. Wie anders willst du froh und ruhig sein, wie eine Freude dir selbst und denen die dich lieben?

Warum ein anderer werden? Nicht! Bleib...

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Samstag, 9. Mai 2009
"Manchmal hätte ich schon gern eine andere Mama, aber abends nicht."

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Sonntag, 14. September 2008
Ich trat zu ihm auf die Brücke, barfuß und mit bloßen Brüsten; sie schwollen unter einem langen Blick. Und er hob beide Hände und kam zu mir und öffnete den Mund und sprach von ihr.

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Montag, 3. März 2008
M-Klasse
Der Sportler schläft. Die Entspannung malt das Alter ins Gesicht, läßt die Verschlossenheit hervortreten wie herauspoliert. Die Haare kinderschlafwirr, grau, stark gewellt - drüberstreichen möchte ich und das Drahtige spüren, welches ihn, wach, immer umgibt, aber das Drahtige soll Ruhe haben nun. Der magere Körper weich losgelassen, ein Zwilling, wie er da so knochig hingestreckt ist, zierlich die ganze Figur und fein gezeichnet jeder Muskel unter der nachtwarmen Haut, die so überwältigend zart ist, ich weiß, wie sie sich anfühlt unter meinen Händen. Der Sportler schläft, die schmalen Schultern fallen matt aufs Lager und die schönen Augen sind verschlossen.

Morgen früh wird er noch bevor er das Bad betritt zwei Zigaretten rauchen auf der holzgedielten Terrasse, den Blick weit hinausgerichtet und doch blind fürs Gegenwärtige, eine leuchtende Kapsel aus Autarkie und Abwehr um sich errichtend, die ihre Wirkung erst gegen Abend restlos verlieren wird. Dann wird er Musik auflegen im Wohnzimmer und er wird Kaffee machen für uns beide, leise singend an die Arbeitsfläche gelehnt. Und während er gelassen mit Chrom und Porzellan hantiert, gewinnt der Rücken Breite, die Oberarme spannen sich ins Hemd. Beide Arme werde ich von hinten um ihn schlingen und mein Gesicht vergraben in diesem duftenden Männernacken.

Schlaf, Sportler.

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Freitag, 22. Februar 2008
Du bist als wie die Ros' im Wald,
sie weiß nichts von ihrer Blüte,
doch jedem, der vorüberwallt,
erfreut sie das Gemüte.


aus: Du meines Herzens Krönelein
Text: Felix Dahn
Musik: Richard Strauss

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Montag, 7. Januar 2008
Hiergeblieben
Tausenddreihundert Gedanken, und sie müssen alle hier bleiben, in diesem kleinen Haus. Sie tragen Gewänder aus Endlos und Immer, aus Vielleicht und aus Oft, aus Wenn und aus Wie, sie flüstern "Moskau" und "Köln", einer heißt Warum, einer Nasowas, einer Herrlich, einer Vollends. Der Morgenmops ist drunter und der mit dem Nescafé in der gesprungenen Tasse, Joints gehen um, Battements und Pas de chat. Versprechen aller Couleur, kichernd und tuschelnd und so falsch wie schön. Aufdichhabichgewartet, Gernewann und Neinichmachdasschon-bleibruhigsitzen, frisch und doch blass alle drei. Der Deibel ist auch dabei, die Bassgitarre auf dem Rücken. Karfreitag hoch über den Dächern.

Der mit dem Nie um die Schultern sitzt treu zu meinen Füßen und sagt gar nichts.

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