Dienstag, 20. Mai 2008
Nachbarin! Euer Fläschchen!
Der Spreißel ist durch die glasige Hornhaut hindurch gut zu sehen. Eröffnet man diese mit einer Stecknadel (was für ein grobes Werkzeug, dick wie ein Wetzstahl und stumpf wie eine Zahnbürste am hinteren Ende), benebelt sich sofort die Sicht auf das dunkle, vor allem im Wissen um sich selbst schmerzhafte Teilchen im Daumen, das dort selbstverständlich nicht aus Feigheit, sondern aus Tapferkeit und Coolness vergessen wurde nach dem letzten Gartentag - was kümmert einen phantasievollen, begabten Landschaftsbauer schon ein kleiner Stachel im Fleisch. Die Vertreibung des eindringenden stählernen Feinds durch mannigfache Lichtbrechung der verletzten obersten Schicht mag als pfiffiger Versuch des gequälten Organismus durchgehen, die Sache frühzeitig zum Scheitern zu bringen - allein der Tapfere kämpft sich weiter in die Tiefe, stochert blind im staunenswert zähen Gewebe, jeder Stich ein Stich. Inzwischen macht sich leichte Schummrigkeit im Zwerchfell breit, die es ratsam erscheinen lässt, den sich selbst operierenden Patienten auf einem Küchenstuhl Platz nehmen zu lassen, um den Fortgang der Behandlung bei auf der Tischplatte ruhiggestelltem Unterarm unter der tief heruntergezogenen Küchenlampe sicherzustellen. Zu tiefe Sondierung beim Versuch, das archaische Operationsbesteck beherzt unter den Fremdkörper zu manövrieren, bringt dann endlich das Blut zum Fließen - der Spreißel versinkt endgültig im undurchdringlichen Rot. Gemeinsam mit der Hoffnung, mittels der Nadel genügend bösartige Keime in die Wunde eingebracht zu haben, damit eine veritable Entzündung in Gang komme und genügend Flusskraft entwickle, um ganz im Sinne ihres evolutionären Erfinders dem Fremdkörper nach wenigen Tagen den Ausgang zu weisen, klirrt die Stecknadel zurück in den Kreis ihrer hämisch glänzenden Schwestern. Einen Schnaps jetzt, bitte.

Sonntag, 18. Mai 2008
... angezogen mit der Rauheit des Pfirsichs ...

... anzeigen (0 Kommentare)   ... kommentieren
Zimmer. Abends.

Über-Ich. Würden Sie bestätigen, dass Eitelkeit dabei eine gewisse Rolle spielt?

Es. (macht einen Salto aus dem Stand und landet im Spagat)

Ich. Ja, selbstverständlich. (streicht eine Locke hinter das Ohr)

Eine Stimme. So, jetzt wird aber endlich geschlafen.

Alle schnell unter die Decken. Dunkel.

... anzeigen (0 Kommentare)   ... kommentieren
Ein prickelnder Schauer von schwarzen Rocailles in den Nebenhöhlen. In den Gedärmen prasseln andere und säuern das Bauchfell. Der Zungengrund will sich überschlagen, die Lippen kleben trocken. Ein krabbelnder, gelber Schmerz unter den Schlüsselbeinen wird nicht rasten und spricht mit den Schulterblättern. Corneae wie Reibeisen.

... anzeigen (0 Kommentare)   ... kommentieren
Samstag, 17. Mai 2008
O & O
Sie bringen jede Zwiebel mit, die sie essen wollen, Kartoffeln auch und ihr eigenes Brot und Wurst für mehrere Tage und natürlich ein Pfund Kaffee ("sollst ja kei Ausgabm hamm"). Was ich besorgt habe, liegt unberührt im Kühlschrank, er mooch halt gern des wasser kennt, und deswegen kocht sie und nicht ich. Hinterher gebührt Gott Dank, dass nicht mehr als ein Kochlöffel angesengt ist, und der Salzstreuer muss in die Spülmaschine und ich wasche alle Griffe an den Schränken ab und stecke die nach Alter riechende Bettwäsche in die Waschmaschine und lasse die Zeitungsausschnitte mit Dibbs und Driggs für Haushalt, Gaddn und elementare Körperpflege sowie mit Nachrichten von Personen, die ich früher angeblich gekannt haben soll, in den Mülleimer fallen und bedaure, mit ihm keinen Schnaps getrunken zu haben und sie nicht umarmt zu haben beim Abschied.

[Non]
... anzeigen (0 Kommentare)   ... kommentieren
Donnerstag, 15. Mai 2008
Noch 18hex Jahre
"Was mit Zahlen". Oder lieber was mit Texten?
Bitte nicht was mit Kindern.

... anzeigen (0 Kommentare)   ... kommentieren
Mittwoch, 14. Mai 2008
nachts
und hüten und wachen
und lösen und lächeln
und nehmen und hauchen
und schwanken und halten
und hauchen und lösen
und wachen und schwanken
und nehmen und fallen
und halten und hüten
und mögen und säugen
und schlummern und sinken

... anzeigen (0 Kommentare)   ... kommentieren
tags
schaufeln und schnaufen
Treppen und Deppen
schlucken und spucken
trinken und winken

... anzeigen (0 Kommentare)   ... kommentieren
... früher