Sonntag, 9. August 2009
Cöln, 1875
  

Vorgestern ist die Familienbibel an mich übergegangen. Sie gehörte meiner Urgroßmutter, die darin oft und gern gelesen hat. Sie hat in das Buch eine einzige handschriftliche Bemerkung gemacht, wir wissen nicht, welche, ob eine giftige oder eine dankbare, jedenfalls hat mein Urgroßvater ihr die Seite mit ins Grab gegeben. Dies ist die einzige Beschädigung und das alleinige Erkennungszeichen des Buches.

Das Buch hat die handliche Größe eines heutigen Taschenbuchs. Es ist in geprägtes Leder gebunden und hat 778 Seiten im Alten Testament und 265 Seiten im Neuen Testament. Der Goldschnitt ist noch schön erhalten, zeigt aber Spuren der Benutzung. Die Vorsatzblätter sind aus einem glänzenden und mit Rillen strukturierten Moirépapier gefertigt. Gedruckt wurde wohl mit Bleilettern, denn die Buchstaben sind spürbar erhaben auch jeweils auf der Rückseite der Blätter zu erfühlen. Gedruckt für die Agentur der britischen und ausländischen Bibelgesellschaft. Auf der letzten Seite steht Druck von Wilh. Hassel in Cöln.

Die Bibel steht nun in meinem Regal, neben dem Gesangbuch meines Großvaters.

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Mittwoch, 5. August 2009
Gerät
Haben Sie auch eine Postkarte, die Sie ausschließlich für Große-Spinnen-Befreiungsaktionen einsetzen? Mit einem arachnoblen Motiv?

Mittwoch, 5. August 2009
Nein, natürlich nicht. Dieser unsinnige Drang, die Dinge zu (v)erklären, um sie ertragen zu können. Sei still, Romantik.

Vielleicht hilft der Gedanke, dass es ein Wunder war.

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Im Fieber
Die Füße sind auf der anderen Straßenseite. Vor dem Fenster schlägt jemand Sahne mit dem Schneebesen. Wände kippen. Blau wird zu Grün. Das Gestern schließt immer wieder die verschlossene Tür. Irren im trockenen Schwarz eines geweiteten Körpers. Unendlichkeit now.

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Sonntag, 2. August 2009
Sommernachthimmel
Verstohlen geht der Mond auf,
blau, blau Blümelein.

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Sommernacht, nachbarlich
Nebenan, im Gärtchen, die alljährliche Akkordeon-Party. Nein, Schifferklavier, das ist das Wort! Ein Gartenklavier! Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad, there is plenty of gold bei uns in Tirol. Ich muss mich schnell hinter den Busch setzen und mitschüttern. Pflücke die Rose, eh sie verblüht, schwarze Rose vom Wörthersee!

Freitag, 31. Juli 2009
Sommernacht
Und so sei, was in eine Hand passt, genug. Was in den Nacken geraunt, die Wahrheit. Was deine Lippen suchen, dein. Nimm!
Regen und Salz und Duft trink aus, und sei gewiegt von Stunden.

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Wie die Worte verlorenzugehen drohen. Die Zeichen, die Räume.

Kreise, Freuden. Wünsche.
Ein schmal passendes Kleid, genügend Decke über den Schultern nachts, eine Aussicht so hell und mild wie der Fleck aus Laternenlicht an der Wand (unscharf, halb auf das geliebte Bild fallend, unerschütterlich), ein Treffen unten an der Treppe mit halbem Lächeln und ganzer Lust, Silber um den Hals, aufgespulte Kilometer eng gelegt, Bellagio, BWV 1009.

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