Sonntag, 15. November 2009
Früher Abend
Reinkommen, ja, und verbrauchte Sätze sagen, solche, die immer gut sind, den Hundgeruch des Anoraks verströmend und die frische Kälte aus den Falten. Den Lesenden im Sessel küssen und zausen, die Wärme seines Schopfes atmen, dann einen bekannten Tee kochen, und warum der Regen heute so einen Silberschmerz veranstaltet auf den Fenstersimsen, die Frage sei zurückgestellt. Das Haus rundgeweht vom Wind allmählich, und nichts, wirklich nichts hinter den schwarzen Scheiben als der frühe Abend.

Freitag, 13. November 2009
Not und Wendigkeit
Ernst, der willkommene, erbetene, ersehnte Ernst: nicht zu verwechseln mit Langeweile, und nicht mit Traurigkeit. Die Stille nicht mit dem Ersterben, das Wanken nicht mit Unvermögen.

Hallelujah!
Dieses Gefühl immer, bei "King of Kings" in der Fankurve zu stehen, zu vielen, auf Treppen, alle mit nur einem Gedanken, Schal um den Hals, ein Mann zu sein unter Männern für einen Moment, und dann die Bruststimme ausgepackt und gehirscht, was geht. Tja, Sopräne, das ist schon schade, dass ihr an der Stelle nicht aufgestellt seid, aber eure langen, hochgejazzten "Kings" und "Lords", die sind auch große Sirene, und ich möchte das nicht singen müssen.

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Mittwoch, 11. November 2009
Darf eine Woche ganz normaler Sommerurlaub mehr als ein Monatsnetto kosten?

Mathe am Nachmittag
Radiergummi und Anspitzer gesucht, eine kleine Zwiebel weggeschmissen, die innen schon ganz wabbelig war, zwei verschrumpelte Kastanien in den Jackentaschen vermutet, und so war es auch, lange nach zwei gleichlangen und überhaupt langen Gummis gesucht (also so dünne Gummibänder für um angebrochene Rosenhilfsblühgranulattütchen rum, aber lange eben), großes weißes Blatt auf dem Boden ausgebreitet, mit Gummis so Ställe gebaut, in denen dann der Radiergummi und der Anspitzer mit Kastanien in wechselnden Kombinationen und unter wechselnden Vorzeichen wohnen durften, und das alles nennt sich dann "ich helf dir immer in Mathe, wenn du willst, und wenn du nicht willst auch". Dabei ging es nur um das Distributivgesetz, und dafür so ein Affentheater. Mann! Man macht sich zum Hampelmann, echt.

(Kastanie · Radiergummi) + (Kastanie · Anspitzer) =
Kastanie · (Radiergummi + Anspitzer)

Klar jetzt? Na endlich.
Anschaulicher und irgendwie interessanter jedoch:

(5 · Marzipankartoffel) + (3 · Marzipankartoffel) =
(5 + 3) · Marzipankartoffel =
8 · Marzipankartoffel

Darüber wurde schnell Einigkeit erzielt, auch darüber, dass 5 > 3 ist und dass größere Leute mehr essen müssen als kleinere, aber dass es auf jeden Fall christlich und gerecht ist, wenn jeder 4 bekommt.

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Dienstag, 10. November 2009
Soirée du bouffon
Ich habe mit dem Clown getanzt. Mit großer Geste hat er mich geholt, ein Wink ans Orchester und der sachte Regen auf der Kuppel verfloss zum Rauschen des Besens auf der Snare. Unter dem albernen dünnen Kostüm ein muskulöser Arm, der mich einlud, nein, der von mir verlangte, dass ich mich hineinlegte, und mit den Augen führte er mich, wohin er wollte, er, unter dessen Maske eine leise Frage war. Er brachte mich zurück, über Sägespäne und die Bande trug er mich, zu meinem Platz zurück. Ein stummes Beugen über meine Hand, ein Lächeln noch zwischen den Vorhängen, und dann weiß ich nicht, wie ich nach Hause gekommen bin.

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L'après-midi d'un faune
Anstehen an der Zirkuskasse im Regen: Siegfriedlenz'sches Sepia in den Pfützen. Die Tänze des Sehnens sind rötlicher, und feuchter. Flecken von Glühbirnenbunt in Haaren und Augen. Macht 36 50.

Montag, 9. November 2009
Alles da, ich weiß: Putzfrau, Sonntagmorgenfick und genug Scheine, um immer guten Wein kommen zu lassen.

Da kann man leicht "ach nein, danke" sagen.

[ira]
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