Donnerstag, 6. Januar 2011
9/16
Da hat einer ein Thema, ein waches, herrliches, und im zweiten Teil hat er noch eines, ein anderes, das wie eine Umkehrung tut, aber es ist keine, und das Thema ist einfach verschwunden, wo ist es nur, was macht er denn da, und dann kommt es wieder als Kontrapunkt und ist ein wunderbarer. Verschwendung, geile Verschwendung!

(J. S. Bach, Partita D-Dur BWV 828, Gigue)

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Mittwoch, 5. Januar 2011
Brief, und sehr gern
Mut, Anstand, Impuls, Höflichkeit, Aufrichtigkeit, eine Bitte und eine halbe Stunde unverpackt auf der Handfläche liegend: meinen Ernst soll er bringen, so schön es geht. Ob eine Antwort kommen wird?
Ja oder Nein - es würde in die Kommode kommen, linke Schublade, wo der Schmuck ist.

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Montag, 3. Januar 2011
Gnadenflick
Grundsätzlich ist es eine gute Sache, alten Damen aufzuhelfen, wenn's im Knie schnackelt und die Risse im Chassis fast wie von selbst entstehen, denn die Letzte Ölung kommt doch immer erst nach der vorletzten, und was einer wegtut, ist des anderen liebstes Kuscheltier. Ob eine solche Transplantation eher caritas oder doch schon amor oder gar eine unzulässige Lebensverlängerung zu einem Zeitpunkt sei, zu dem das Ührlein einfach abgelaufen ist, finito, schön war's, Wiedersehen - wer will sich anmaßen, hier das richtige Kreuz zu machen? Die mütterliche Stimme im Ohr ("das musst du heften, Heften hat noch keinen gereut") verursacht den Klassiker: das Ärmelbrett drunter erstmal festnähen, doch Fluch und Ruf nach den herabgesetzten Markenbeinkleidern der Innenstadt sind schnell vergessen, wenn ein passender, curry-paprika-jeansfadenfarbiger Zwirn eingefädelt und das chirurgisch geöffnete Hosenbein unter den Fuß fabriziert ist. Das coole Gerät kann 125 km/h, doch hier geht es brav bei Fuß und setzt einen Stich neben den anderen auf Kommando, alte Damen haben's gern gemütlich und akkurat. Von Links- und Rechtsknieern denkt es sich derweil zu reizenden Zerrissenheiten und dass das andere Knie dann reißen darf bis wohin es will, denn dann wird Sommer sein.
Grau ist sie geworden, und dunkel war sie einst, wie dunkel, das lässt der ungebleichte, freie Fleck am Hinterteil erahnen, und lange wird die Hand brauchen, sich zu gewöhnen an eine Tasche weniger, das Alter fordert Tribut und Abschied.

Sonntag, 2. Januar 2011
Pelz in späten Stunden
Aber es sind doch alles Bäume, dort in der kalten Nacht?
So leise, so schwarz, so groß!
Wie Blechhühner nicken die Sekunden um den Schläfer, so lange, bis der Gedanke gefunden ist, der wärmt und wacht wie eine Hand in einer guten Nacht.
Morgens lächeln. Die Hand und den Gedanken lieben, und die Hühner schlafen lassen.

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Vierteljahr
Nach einem Vierteljahr weißt du, dass du das Sofa auch weitere sieben Jahre schön finden wirst.
Nach einem Vierteljahr hörst du auf zu kotzen.
Nach einem Vierteljahr brauchst du auf keinen Anruf mehr zu warten.
Nach einem Vierteljahr kennst du die Namen der Haustiere deiner Kollegen.
Nach einem Vierteljahr sind die Umzugskartons ausgeräumt oder sie bleiben.
Nach einem Vierteljahr kannst du die gleichen Nichtigkeiten wieder ertragen.
Nach einem Vierteljahr weißt du, wie sie riecht, zu jeder Tageszeit.
Nach einem Vierteljahr gehst du seltener ans Grab.
Nach einem Vierteljahr ist wieder Weihnachten.

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Dienstag, 28. Dezember 2010
Dezember
gefalteter Schnee auf alten steilen Dächern, in Kurven gewickelt und in Schals nichts Blaues, Titten und Geist aufgerichtet, gleich und bloß, das Beste rettend, Wahn und Gabe heischend, fragend, ungefaltet

schweig mir etwas neues, schweig mir ränder

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