Dienstag, 5. Juli 2011
Happy birthday
Bei einem Freund kann man gegen Abend zur Geburtstagsfeier kommen, soeben erworbene EDEKA-Rosen als Geschenk dabeihaben, ein Glas Sekt trinken und sagen, ich bin so k.o. Du kannst dich oben ein bisschen hinlegen, sagt der Freund, lass dir vom Kind eine Decke geben. Vom Gästesofa aus hört man das Lachen und das Zischen der unten auf der Terrasse aufgemachten Bierflaschen, und dann schläft man ein gutes Stündchen, kommt verstrubbelt wieder runter und sagt, ich glaub ich fahr jetzt nach Hause. Ach ich freu mich so, sagt der Freund, dass du gekommen bist, und bringt, einen Arm um des Gastes Schulter gelegt, den Seufzenden zur Tür.

Donnerstag, 30. Juni 2011
Das Konzept promisken Lebens nährt sich immer aus Traurigkeit.

Dienstag, 21. Juni 2011
Die gute Tat, der Tag und der Wolf
Die erste geschäftliche Amtshandlung im neuen Job geschah heute, zur Sonnenwende, wenn das mal kein Zeichen ist; was es bedeutet, wird man noch interpretieren müssen, wie immer hinterher, wenn eh alles klar ist. Die erste vorbereitende Amtshandlung war, ohne begrenztes Budget in einer das Wasser im Leckermaul laufen lassenden Ausstellung allerschönster Machart stundenlang im Kreis herum probezusitzen auf allerherrlichsten Fauteuils und Cheffsesselln, sich nebenbei durch sämtliche Kaffeesorten der Musterbüroküche zu trinken, danach einen Bürostuhl auszusuchen, ach was sag ich, zu erwählen, der dem Stilempfinden des Chefs und seinem überdeutlichen Bedürfnis nach warmen, schönen und wertvollen Dingen entgegenkommt, obwohl höchstpersönlich vorderhand die Neue (das bin ich) darauf sitzen wird, jeden Tag. Ich schlug am Tag danach - Tusch! - den EA 217 von Charles Eames vor, der gute Sanfte sagte sofort, das machen wir, und ich will dann auch so einen haben, wenn Sie darauf gut sitzen, und schwarzbraunes Leder bitte, kein tiefschwarzes. Ich habe den Sessel heute bestellt. Nächste Woche dann einen Schreibtisch nebst Sideboard, freue mich schon. Danach iPhone und ein Macbook und Balkonmöbel. Und einen lebensgefährlichen Kaktus. Ein riesengroßes Sofa zum Füßehochlegen ist schon da. Noch einen Tusch und prost.

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Sonntag, 19. Juni 2011
Frau König
Frau König geht nur noch mit Einweghandschuhen einkaufen. Die Perücke sitzt schief, das Makeup liegt dick in den Wangen, der Alterssigmatismus als Nebenwirkung nicht mehr passender dritter Zähne lässt sie nicht langsamer, aber schwerer verständlich davon sprechen, dass sie eine Krankheit hat, die nicht einmal ihre Nichte, die ja eine gute Ärztin ist, versteht. Nicht einmal ihre Nichte, so eine gute Ärztin, das muss man sich vorstellen, aber nun hat sie ein Buch gefunden, bei Böhnert, Sie kennen doch die Buchhandlung, nicht, da steht alles drin, was sie hat. Aber ihr Arzt will das Buch nicht lesen, sie hat es ihm mehrmals schon angeboten, denn da steht alles drin, was sie hat. Vor ein paar Jahren noch fuhr sie mit ihrem weißen Mercedes 190 eigenhändig an die Ostsee in den Sommerurlaub (ihr Mann war vor vielen Jahren schon verstorben, sie hat ihn in ihrem kleinen Haus gepflegt bis zum Tod, er war ein guter Mann), und vor ein paar weniger Jahren lenkte der Mercedes plötzlich nicht mehr richtig, er verkeilte sich beim Ausparken aus der engen Garage, und sie überließ mir flatternd ihren Schlüsselbund. Ich parkte das Auto an der Mauer, und sie von da an auch immer. Dann funktionierte das Gaspedal nicht mehr ordnungsgemäß, ein helles Scheppern ließ mich durchs Gartentor hinausschauen, und da war dieser sowieso schon länger kaputt gehende Mercedes doch tatsächlich rückwärts gegen einen Laternenmast gefahren, obwohl er eigentlich doch sonst immer vorwärts fuhr. Mit einem kaputten Auto kann man nicht fahren, und ich habe sie unterstützt in ihrem aufgeregten Entschluss, sofort die Werkstatt anzurufen und das Auto zurückzugeben. Seitdem fährt sie mit dem Taxi an die Ostsee in Urlaub.

Donnerstag, 16. Juni 2011
schwer und Zeit

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