Montag, 12. September 2011
Tasche voller Fäuste
Dem Zorn ein Mal ansägen, den Hunger auf Gehrung zusammendrücken, damit die Haltung lückenlos daneben passt, den Stolz dezent mit Lidschatten zieren und ansonsten gerade bleiben, wie eine Sonnenblume etwa, ein klein wenig gebeugt, aber nur ein klein wenig, und innen ganz schwarz.

[ira]
Sonntag, 11. September 2011
Mit leisem Gang und sanften Schritten
Der Dirigent, mit dem ich zur Zeit im Krieg bin, hat heute gut und sehr gearbeitet. Neben oder besser: hinter ihm, am besten direkt neben seinem Kopf, nehme ich gerne Kontakt zu einem einzelnen Zuschauer oder zu zweien auf, für die ich die Musik mache, und meistens merken sie es und sie richten ihren Fokus eng ein und bleiben bei mir. Es gab heute auch Blicke mit dem Konzertmeister, beim Regen und während der Springbögen, wenn Gott seinen Atem wegnimmt und alles zu Staub zerfällt (heute so ein Text!), und beim Applaus des Orchesters für uns schenkte er mir ein Lächeln, nach zwei Tagen ernster Arbeit und spannendem Kennenlernen zweier sich bisher fremder Ensembles. Danach gab es die berühmten Sparkassenschnittchen, mit Lachs und Garnelen und Oliven und Hering und Käse und Schinken, und Butterkuchen mit Apfelschmatze drauf, und Sekt und noch mehr Sekt. Es waren gute Tage gestern und heute, und in zwei Wochen kommen noch zwei ganz andere Konzerte, Auferstehungssinfonie, niemals hätte ich gedacht, dass das mal ein Stück sein würde, bei dem ich in den Saal hineinschauen werde. Wer dann am ersten Pult sitzt, der wird noch besser und noch mehr arbeiten müssen als heute alle zusammen.

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Montag, 5. September 2011
Will ich in mein Gärtchen gehen
Eine Welt, in der es einem morgens um 7 sachte in den Kaffee regnet, in der man morgens um 7 schon durch die Jeans hindurch gestochen wird, in den Po und ins Knie gestochen wird, die sowieso Matsch und Weh sind, eine Welt, in der man morgens um 7 schon auf einem Haufen feuchter Rosenblätter ausrutscht und sich auf dem Weg zum Teich den Kopf stößt an steinharten tiefhängenden Quitten, eine solche Welt ist schlecht, aber sie ist nicht ganz schlecht.

Montag, 29. August 2011
Es geht, es bleibt
Arbeiten, schlafen, das Ende des Sommers beobachten, schreibe ich. Und dass ich die Zeit nicht in Stunden messe und die Liebe nicht in Orgasmen. Dass ich maximal moppelig geworden bin und dass ich Löwe auf Türkisch sagen kann. Es geht, schreibe ich. Es geht.

Samstag, 27. August 2011
September der Herzen
Was für ein Monat wird das sein? Vier Programme, sechs Konzerte, davon vier in anderen Städten, sieben Proben, davon drei in anderen Städten. Viele Reisen, mit dem Auto, mit dem Bus, mit dem Zug, die lustige Truppe immer außenrum, Schlafen im Zug, Schlafen in einem fremden Bett, in einer frisch renovierten Wohnung, wo es Salat gibt und Wein und ein Augenglitzern und ein bescheidenes Frühstück wie hier. Erste Erfahrungen mit einer Chiropraktikerin, die das Knirschen aus dem gefallenen Gestell praktizieren will - auch eine Kunst. Die Einladung zum Betriebsausflug der zurückgelassenen Abteilung. Die Versuchung, doch mal ins Stadion zu gehen, olé-oléoléolé. Fanprojekt Mehrstimmigkeit, es geht mir nicht aus dem Kopf. Wo schön gespielt wird, muss doch auch schön gesungen werden. Und dass es bald dunkler wird und dass Strom dann doch nötig ist in den Zimmern.
Wie das Blühen aufhört, aber das Leben nicht.

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