Sonntag, 8. April 2012
Logenplatz
Dieser übersehene Tag, der lange Tag zwischen Tod und Leben für die, die glauben. Der Tag des Nichtwissens, der Trauer und der Erwartung für die, die glauben können. Ein Tag voller Frieden nach dem Mahl voller Frieden und nach dem Eingeständnis der eigenen Angst, einer kleinen Angst, die ausreicht. Ein Tag des Wartens auf Ostern. Der Tag nach dem Tag alles Schreckens. Der lange Tag.

Da ist einer in der Stadt und sagt es nicht. Hand in Hand dann vor der Kirche, ohne Zögern, ohne Entrinnen, und umklammert für lange bevor er an sein Pult geht, denn die Zeit ist ohne Belang. Von der zugigen Orgeltreppe aus kann ich ihn spielen sehen und spüre nicht, wie mir die Füße einschlafen am Geländer und wie es kalt wird. Es war schön, schreibt er später aus dem Zug, und Gruß. Was sind die Jahre? Was hält die Liebe?

Morgen hinaus, auf die Autobahn, in eine neue Stadt. Auerbachs Keller, rät eine, oder Café gegenüber der Thomaskirche. Die Karten für's Ballett liegen bereit, das Opernglas, der 5er für einen Kakao, der 20er für die Tankstelle auf der Heimfahrt. Das Kassenbuch hat schon genickt.

Zögerlich und aus dem Strom hinausgetragen. Sich versteigen zu langen Atemzügen. Glatt, schön und dein.

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Mittwoch, 4. April 2012
Übergangslage greift nicht
Schlecht vorsingen und ohne Diskussion genommen werden, auf einer ganz verkehrten Ebene. Ein unangenehmes Spiegelbild. 

[Non]
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Sonntag, 1. April 2012
Rat Watchers United
Bitte helfen Sie mir, insbesondere wenn Sie eine Nachtratte eule sind. Die Frage, die es zu beantworten gilt, lautet:

IST DIE RATTE NOCH IM KELLER oder nicht?

If "ja" Then
   Wohin verschwindet sie nach dem Fressen?
Else "Na dann ist ja gut."
Endif

Es war ja so (ich versuche, es kurz zu machen). Am Mittwoch kam ich nach einem langen und sehr unerfreulichen Tag in meinen Keller und fand ihn mit stinkender, kanalig riechender schwarzer Brühe einen knappen Zentimeter hoch überschwemmt. Was war passiert? Der Abfluss der Waschmaschine pumpt direktemang in den unter dem Kellerboden liegenden kleinen Kanal, der zwischen Hintergrundstück und dem an die Kanalisation angeschlossenen Vordergrundstück verläuft und sowohl das die Kellertreppe hinabrinnende gute Regenwasser unter dem Haus hindurch dem öffentlichen Wasserversorgungsnetz zuleitet, als auch die besagte Waschbrühe, die in einen Abfluss im Boden eingeleitet wird. Diese Konstruktion ist genau 56 Jahre alt und nun schien der Kanal zum Kanal endlich verstopft, ich wartete schon lange darauf. Ein mit einer geheimnisvollen Kugel bestücktes Rückschlagventil, so erzählte mir der sabbernde Vorbesitzer, ein Deckel in einer kleinen Grube, die mal ein Sieb enthielt, der Deckel mit sauber angerosteten, einst sechskantig gewesenen Schrauben auf Ewigkeit mit der Unterkonstruktion verkorrodiert, aber es empfahl sich bisher die bewährte Strategie: Never change a running system, wie der liebe Gott immer so schön sagt.

Ich aufs Fahrrad, 2 Liter Abflussfrei bei Lidl erstehen. Der Nachbar na Frau Hora, wohin denn noch so s-pät? Ich ach scheiße, Keller unter, hm naja, Wasser oder so, Abfluss verstopft. Er s-teigen Sə mal ab, das hamm wə gleich. Rückt an mit Gummistiefeln, Gummihandschuhen goliathis, Nusssatz vom Feinsten, Ratsche, Rohrzange und Kuhfuß, das muss neu, das wissen Sə, ich ja machen Sə nur. Reißt die Schrauben ab, geben Sə mal die S-pirale, immer drehen, ja langsam näher kommen und nach 50 Minuten schon gluckgluck und da fließt sie hin, die Brühe des Teufels. Der Herr Nachbar kennt da einen, der macht mir das neu, bei ihm hat er das auch gemacht, das kost nich viel, er meldet sich in den nächsten Tagen.

Wie der Wasserspiegel wieder ruhig ist innerhalb der kleinen Grube, erfreue ich mich noch eine Zeit lang an meinem eigenen image noir, und dann lasse ich alles einfach offen, noch einen Eimer Wasser reinkippen, läuft alles ab, prima.

Freitag Handwerker und Sonne und so. Waschmaschine läuft, Lauge läuft ab, das Spiegelbild auf niedrigem Niveau. Samstag im Haus die Kellertreppe runter, Milch holen aus dem Vorrat. Es raschelt in den Versandkartons, die in einer Kellertreppenecke gestapelt sind ohne Ordnung, eine Herausforderung an die Physik, was die Stapelhöhe angeht, man weiß ja nie, wann man die mal alle braucht. Aus dem Seidenpapier schauen mich über einer kleinen Nase wunderschöne schwarzglänzende Augen an, in denen sich das Treppenlicht spiegelt, die Pfötchen sind anmutig auf den Kartonrand gelegt. Eine wirklich süße Ratte! Heieiei, was machst du denn hier? Wir schauen uns an und ich sage, das geht aber nicht. Deine Kinderchen warten. Geh nach Hause. Sie ab in den Keller mit den Vorräten.

Schnitt.

Mensch stochert mit dem Besen, Ratte flüchtet. Schnelle Kamerafahrt (Handkamera?) in verwinkelte Spinnwebenecken. Soundtrack: Hummelflug mit klopfendem Rattenherzen und dem Arbeitstitel "Warum ist Hausbesitz ohne Tötungsverpflichtung nicht möglich?"

Schnitt.

Mensch hängt Tür aus, um damit einen Durchgang in einen Raum ohne Tür zu verstellen, was wiederum der Ratte eine Sackgasse versperren soll - die Außentür des Kellers steht weit offen, um die Flucht ins Freie zu ermöglichen. Mensch stochert, Ratte rennt und schlüpft hinter der angelehnten Tür in den Raum mit den meisten Regalen. Mensch seufzt und telefoniert nach viel vergeblicher Mühe, die Tür wieder einzuhängen in die groben Scharnierbolzen, mit erschöpft zitternden Oberarmen in der Nachbarschaft nach Hilfe für das Wiedereinhängen der Tür. Nachbar kommt mit einer Tüte Brötchen, die er für seine Familie zum Frühstück gekauft hat und hängt die Tür ein. Mensch erzählt auf Nachfrage etwas von "ausgehängt, weil ich sie lackieren wollte, aber ich habe nun doch keine Lust" und schämt sich, weil er die Ratte so sehr gern hat. Nachbar nimmt seine Brötchen und geht frühstücken mit seinen Kinderchen. Mensch kocht Kaffee und weint ein bisschen, nachdem er die beiden zusammenhängenden Räume geschlossen hat. Rattensicher, denkt er.

Seit gestern Rattengift ("Die Tiere verenden schmerzfrei und ruhig.") ausgelegt und ab und zu die Kellertür offengelassen. Drei Portionen Rattengift à zwei Esslöffel hat die Süße schon vertilgt und ein Versteck gefunden, das sich durch Stochern mit dem Besenstiel jedenfalls nicht eruieren lässt. Der Abflussdeckel mit den schmalen Schlitzen ist wieder auf dem Abfluss, der BIS MITTWOCH auch immer noch mit einem umgestürzten Blumenkübel mit Farbeimer drauf gesichert war, wegen der Mäuse. Träum weiter, Hausbesitzer. Sollte die Süße durch die Schlitze nun zwei Tage lang ein- und ausgetaucht sein?

Seit zwei Stunden ist der Deckel wieder mit der Blumen-Eimer-Installation überstülpt. Es ist eine Webcam installiert, das Licht ist für diese Nacht von einer Energiesparlampe gespendet (Vorräte in vielen Regalen muss der Hausbesitzer haben!), und es liegt die vierte, diesmal kleinere Portion lecker totmachendes Rattenfutter in schreiendem Pink aus. Die Kellertür steht einen Spalt offen in der Hoffnung, dass sie den Weg nach draußen interessant findet. Ich wünsch dir alles Gute, Süße, hau doch heute Abend einfach ab. Die Nacht ist schön, eine richtige Rattennacht.

Wer sich also partout auf meine Kosten amüsieren will, kann hier reinschauen: Ratcam. EDIT 3. April: Rattenfernsehen ist aus. Ratte ist fort oder tot. Oder schläft.

Und ja, die Kellertür ist orange lackiert und es sind Blümchenfliesen an den Wänden. Das Holzding ist ein selbstgezimmertes Phonoregal aus der Studienzeit. In der Aldi-Tüte sind Rauchmelder.

Das Zarte des neuen Morgens
5 mm Eis in der Schubkarre.
Schwanzmeise caudatus caudatus. Was für ein schönes Tier.
Leichte Proseccoknie.
Die behinderte Amsel mit ihrer Pflegerin.
Süße Ratte.

Dass dieses fromme Weib
mit Salben deinen Leib
zum Grabe will bereiten.


An Stricken ziehen. Überhaupt: So viele Stricke!
Frisieren, aber nicht tunen.
Ein Genuss, die langen Stunden, ein Genuss.

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Freitag, 30. März 2012
Hinter den Türen
Der Gärtner sieht den Regen mit eigenen Augen.

Heute etwas verschenkt und etwas bekommen, schon morgens um 10 Uhr. Vieles fehlt hier, und nun gehen sogar Wörter verloren, die guten zuvörderst laufen nachts davon, vielleicht haben sie entdeckt, dass die Kellertür sich seit Monaten nicht abschließen lässt. Die bösen vermehren sich in den Mäusenestern unter der alten Terrasse und hocken zwischen den Tulpen. Um ein Glas Wein herum lassen sie sich locken und zündeln wie alte Indianer zu Festen.

In einem Land wohnen, in dem die Monteure hochdeutsch sprechen und nach Rasierwasser riechen, das ist Luxus. Scherzen mit einfachen, geraden Leuten, Kaffee ausgeben, Werkzeuge in der Hand wiegen. In Augen schauen, in die sich schauen lässt ohne Scheu.

Zauberin sagt einer, und er trägt einen fremden Namen mit j in der Mitte.

Im Badezimmer stehen Fläschchen und Döschen neben Sprühdosen auf allen Flächen angeordnet, und es bleibt einem die Luft weg, wenn es frei geworden ist.

Proliferation und Spedition. Haushaltsbuch und Sechskanthirn. In der zweiten Halbzeit verloren die Gäste die Zurückhaltung und fanden ein Rezept.

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Freitag, 23. März 2012
Eine kurze Geschichte sonder Leichen und mit knappem Ausgang
Als Wetter, Bett und Hypophyse einmal sehr raffiniert miteinander rangen, da dauerte es nicht lange und der Tag war schon zu Ende.

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