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Donnerstag, 14. März 2013
Tempo 45
Ab 9 Uhr 30 sind Muttis und alte Männer mit viel zu großen Autos unterwegs.
[Non]
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Montag, 11. März 2013
selbst: ein gleich
Die Illusion einer Liebe oder die Liebe selbst: ein gleich großes Glück. Der Verlust einer solchen Illusion aber ein doppelter, ein potenzierter Verlust, geht doch etwas verloren, das nie war. Ein vergangenes Nichts, begründet und doch verhältnislos alle Traurigkeit. Dazu die Pein und die Scham des entdeckten Kinderglaubens - für eine Chimäre geglüht zu haben, für eine lächerliche Idee, für eine Inszenierung.
[amor]
Samstag, 9. März 2013
Rationis tremor
Kranke Nacht, kranker Tag. Das Thermostat auf 24,5 Grad, die Decke trotzdem zu dünn. Der Blick aus dem großen Fenster auf den schwarz spiegelnden fast leeren Parkplatz auch krank, so blauschwarz, so blendend düster, so in Sterne gebrochen die paar Lichter. Unangenehm die Dusche, das Wasser auf der Haut. Kein Appetit auf das Frühstücksbuffet. Seltener Kopfschmerz, eine Tablette aus dem Notfallkoffer in einer der Garderoben, ein Glas Wasser dazu von einem, der ein echter Kümmerer ist und ein Berufskümmerer dazu. Warmer Dank steigt im Hals hoch, seine Freundlichkeit macht so warm; unangenehm und peinsam die ganze Wackligkeit und so ein blöder Wunsch.
Im Bus zurück so feine Gespräche. Die Ruhe langer gemeinsamer Jahre, und doch gehört nichts zusammen. Am ZOB stiebt es auseinander, was noch am Vormittag um Mischen und Schmelzen bemüht war.
Wie lange es her ist, dass eine Empfindung gelten konnte.
Im Bus zurück so feine Gespräche. Die Ruhe langer gemeinsamer Jahre, und doch gehört nichts zusammen. Am ZOB stiebt es auseinander, was noch am Vormittag um Mischen und Schmelzen bemüht war.
Wie lange es her ist, dass eine Empfindung gelten konnte.
[Vesper]
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Freitag, 8. März 2013
Insieme
Kein graues Haar, Augen wirklich wie Schwarzkirschen, das Hemd hängt halb aus der Jeans, und bald zieht er den grauen Pullover natürlich nach Männerart über den Kopf, denn er arbeitet intensiv. Ab da nackte Haut über einem schwarzen Bund, wenn er die Arme hebt. Tenoren nennt er eine Ecke, Alten und Bassen eine andere, und sein Oxford English versetzt er mit sauber artikulierten deutschen Taktzahlen und einem breiten Daankeschen wenn er abbricht. You are the victim of your success, sagt er, wie der ganze Trupp müde wird um halb zehn, denn so ein bürgerlicher Arbeitstag ist lang und die Probe da schon dreieinhalb Stunden alt, und dass das Piano "more aquatic" sein möge. Lecker oder, sagt in der coffee break der kleine Süße zu mir, für dich oder für mich, sage ich, und wir müssen lachen und er seufzt und strahlt aus seinen Schultern. Harte Tage stehen bevor, aber wie schön ist es immer, jemanden leidenschaftlich arbeiten zu sehen.
[Vesper]
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Mittwoch, 27. Februar 2013
abends und auf Reisen am meisten, in den Nächten aber seine Küsse, ich denke mir das alles aus, bis Schlaf und Schweigen abends meise
[Komplet]
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Ein feste Burg
An dem Tag, an dem ich zwölfeinhalb Jahre alt wurde, fuhren wir wie an jedem Schultag mit dem Stadtbus nach Hause. Der Bus hieß Stadtbus, weil er nicht der Postbus war, wir lebten in einem insofern privilegierten Dorf, denn der Bus fuhr jede Stunde und nicht nur dreimal am Tag. Wir schlichen den steilen Berg hinauf, an dem im Winter die Autos mit Hinterradantrieb hängenblieben, krochen vorbei am Kindergarten "St. Marien" und an der Grundschule, die einfach nur Grundschule hieß, trugen unsere schweren ledernen Büchertaschen auf dem Rücken und quasselten müde über irgendwas. Wo die Steigung nachließ, bogen die beiden anderen links ab, sie wohnten im anderen Neubaugebiet, wo es schicke Bungalows mit dunklen glänzenden Fliesen im Wohnzimmer und mit Einliegerwohnungen mit reichen Omas darin gab, und ich ging weiter in die "Siedlung".
Ich hatte Geburtstag, und es war ein ganz besonderer. Rund konnten man ihn nicht nennen, aber ein Achtel Jahrhundert war eine gewisse Zeit, und ich empfand Bedeutung, die ich mir nicht erklären konnte, aber schon doch irgendwie. Ich bedauerte, dass ich an dem Tag, an dem ich ein Sechzehntel Jahrhundert alt geworden war, noch nicht in dieser Art hatte denken können, denn ich hätte das Gefühl damals gerne mit dem Gefühl verglichen, das mich schon den ganzen Vormittag so seltsam festlich gestimmt hatte. Ich konnte es niemandem erzählen, dass ich Geburtstag hatte, das war schon lange klar geworden, und was noch viel ärger war, ich konnte niemanden fragen, ob er ein Achtel Jahrhundert auch so viel toller fand als Zwölfeinhalb, und vor allem: warum. Es hatte etwas mit Zwei und Vier und Acht zu tun, soviel war klar, aber warum war das so schön? Warum war Drei und Neun und Siebenundzwanzig nicht so schön? Bestimmt, weil man 100 nicht durch Drei und ihre Verwandten teilen konnte. Durch Acht konnte man 100 aber genau betrachtet auch nicht besser teilen. Und was war an 100 so schön? Was hatten Nullen mit einem festlichen Gefühl zu tun?
Ich kam nach Hause, und wie jeden Tag stand genau um 13:55 Uhr ein Mittagessen mit kleinem Nachtisch fertig auf dem gedeckten Tisch, die Mutter legte nach dem Öffnen der Tür die Schürze ab, und man musste nur die Schuhe ordentlich ins Regal stellen und die Jacke an den Haken hängen und durfte sofort zum Essen kommen. Es gab wahrscheinlich Ripple mit Kraut oder Leber mit Apfel oder Fisch mit Reis und gekochtem Gemüse, und das war sehr gut so.
Ich hatte Geburtstag, und es war ein ganz besonderer. Rund konnten man ihn nicht nennen, aber ein Achtel Jahrhundert war eine gewisse Zeit, und ich empfand Bedeutung, die ich mir nicht erklären konnte, aber schon doch irgendwie. Ich bedauerte, dass ich an dem Tag, an dem ich ein Sechzehntel Jahrhundert alt geworden war, noch nicht in dieser Art hatte denken können, denn ich hätte das Gefühl damals gerne mit dem Gefühl verglichen, das mich schon den ganzen Vormittag so seltsam festlich gestimmt hatte. Ich konnte es niemandem erzählen, dass ich Geburtstag hatte, das war schon lange klar geworden, und was noch viel ärger war, ich konnte niemanden fragen, ob er ein Achtel Jahrhundert auch so viel toller fand als Zwölfeinhalb, und vor allem: warum. Es hatte etwas mit Zwei und Vier und Acht zu tun, soviel war klar, aber warum war das so schön? Warum war Drei und Neun und Siebenundzwanzig nicht so schön? Bestimmt, weil man 100 nicht durch Drei und ihre Verwandten teilen konnte. Durch Acht konnte man 100 aber genau betrachtet auch nicht besser teilen. Und was war an 100 so schön? Was hatten Nullen mit einem festlichen Gefühl zu tun?
Ich kam nach Hause, und wie jeden Tag stand genau um 13:55 Uhr ein Mittagessen mit kleinem Nachtisch fertig auf dem gedeckten Tisch, die Mutter legte nach dem Öffnen der Tür die Schürze ab, und man musste nur die Schuhe ordentlich ins Regal stellen und die Jacke an den Haken hängen und durfte sofort zum Essen kommen. Es gab wahrscheinlich Ripple mit Kraut oder Leber mit Apfel oder Fisch mit Reis und gekochtem Gemüse, und das war sehr gut so.
[Vesper]
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