Vesper

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Montag, 20. August 2012
Silberhochzeit
Kurze Erinnerungen an ein paar gute Zeiten.
Dankbarkeit dafür, nicht bekämpft worden zu sein und nicht kämpfen gemusst zu haben.
Etwas Vages ist geblieben, wenig.

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Donnerstag, 9. August 2012
Schnell mal aus dem Urlaub nach Hause kommen
Diese orgasmische Beimischung, wenn der Überholvorgang mit der Ideallinie kombiniert werden kann. Rennen fahren bei 130 Sachen mit einem Pärchen aus HL. Die Fäuste schwingen und dabei lachen. Krustenbraten, Kloß mit Soß und Käsekuchen im Kofferraum. Der Beifahrer nickt im Takt seiner Kopfhörer in den Sonnenuntergang hinein.

Dienstag, 7. August 2012
Rufen Sie uns nicht an, wir rufen Sie auch nicht an
Einer schmunzelt in sich hinein, einer runzelt die Stirn, wenn ich rede, wenn ich antworte auf ihre Fragen, und sie haben viele. Schmunzeln oder Stirnrunzeln, wie überall. Mehrere meiner Papiere haben sie vor sich liegen, durchgearbeitet mit zweierlei Textmarkern, Fragenzeichen am Rand, Unterstreichungen die Menge. Er hätte hier noch eine Frage, sagt der Scharfe, warum und wie es dazu gekommen sei. Er habe auch eine zwei Jahre ältere Schwester, sagt der Weiche, und er spiele auch Geige, und sein Vater habe auch mal ein Angebot nach Konstanz gehabt, und er lächelt über den Tisch herüber. Wie war das für Sie, so ein Abitur zu machen, fragt der Scharfe wieder. Schwer? Er habe genau alles durchgelesen sagt er, er könne da keinen erkennbaren Plan ausmachen, was haben Sie sich denn damals vorgenommen für Ihr Leben oder als Ziel, also beruflich. Fragezeichen. Es gibt keinen Plan, sage ich. Es gab keinen, damals wie heute ist der Plan, irgendwo sein zu dürfen, wo keiner schmunzelt und keiner die Stirn runzelt, wenn ich rede, aber das sage ich nicht. Meine Ehe war ein schöner Tag, aber du mit deiner Krawatte, für dich ist das keine gute Geschichte, du Diplomzweifler, von so etwas wirst du niemals etwas erfahren.

Was hat Ihnen bei dieser Aufgabe geholfen, fragt er weiter, Sie haben das doch damals zum ersten Mal gemacht. Wie bitte, frage ich nach, um Zeit zu gewinnen. Schnell: was hat bei dieser Aufgabe geholfen? Was hat bei dieser Aufgabe geholfen? Geholfen? Bei dieser Aufgabe. Sag was. Äm. Ich sage äm. Moment noch. Was soll ich sagen? Ich weiß es nicht, sage ich. Ich weiß es nicht. Nichts. Aber irgendwie müssen Sie das doch gemacht haben, obwohl Sie bis dahin nichts damit zu tun hatten, sagt er. Ja, sage ich. Man hat mir eine Frage gestellt, und ich habe mich hingesetzt und Daten besorgt und ein bisschen gerechnet und dann habe ich die Frage beantwortet und dann kamen immer mehr Fragen dieser Art. Geholfen hat mir, dass man mir vertraut hat, dass ich eine Antwort finden würde. Dass man mich in Ruhe hat arbeiten lassen ein paar Tage, ohne nachzuhaken. Ah, sagt er. Später, wie es um Teamarbeit geht, sagt er, aber vorhin haben Sie gesagt, Sie arbeiten am liebsten alleine und ungestört. Nein, sage ich, ich habe gesagt, ich arbeite gut und gern und erfolgreich alleine und ungestört, aber ich kann auch im Team arbeiten, und ich tue es gerne. Englisch? Alive but asleep, sage ich.

Am Ende verpassen die beiden ihr Mittagessen, weil sie eine Stunde zu lang Fragen an mich haben. Macht nichts, sagt der Weiche an der Tür, ich habe mich sehr gefreut, und er lächelt mir in die Augen beim Händedruck. Sie hören von uns, wenn wir noch ein paar mehr Gespräche geführt haben.

Mittwoch, 25. Juli 2012
Von Baven nach Eversen
Wenn abends beim Ausziehen lebende Blätter, Rinde und eine tote blaue Libelle aus der Unterwäsche fallen, kann der Tag nur auf einem kleinen deutschen Amazonas flussabwärts sich wechselweise treiben lassend oder gegen Strömung, tief hängendes Gezweig und Pferdebremsen kämpfend verbracht worden sein. Nachts schaukelt das Bett sanft und droht harmlose Uferböschungen zu rammen, tausende metallisch schimmernde Flatterlibellen (die Minister des Zauberers aus dem Hexe-Lilifetisch-Film, der dort noch gedreht werden könnte) gaukeln durch den muskelmüden Schlaf, und der Schneidezahn, der nicht rechtzeitig unter einer querliegenden Birke durchgetaucht ist, puckert morgens nur noch auf Nachfrage. So gefährlich schmal war der Fluss, dass das Boot sich quer verhaken konnte, so gefährlich schmal war das Boot, dass das Wagnis, den Fotoapparat aus der wasserdichten Wertsachentonne zu holen, zu groß erschien, und so kann nur kühl aufgezählt werden, was fern aller Wege und Straßen vorbeiströmte in aller Stille: Schilf, meterlange Algen, bäuerliche und demimondäne Landsitze mit englischen Gartenpavillons auf gemähtem Rasen bis zum Wasser, vorwiegend rosa oder weiß blühende unterschiedlichste Pflanzengesellschaften, Kunstgewerk aus Metall und Holz, leere Raufen, ein privat beschilderter Yachthafen bestehend aus einem hinter zwei Weiden verklemmten Holzbalken, Brücken, eine davon mit vier nicht besetzten Barhockern am Geländer, Kühe, Pferde, zwei taube Ziegen, Enten mit Kindern und Enten ohne Kinder, grüne Libellen, kleine Libellen, blaue Libellen (bereits oben erwähnt), Radfahrer, Mähdrescher, die Sonne und viele Stunden.

Dienstag, 17. Juli 2012
Kuppelsaal
Wie viel lieber esse ich den handgeschnitzten Kartoffelsalat und die selbstgebackenen Butterkuchen der Kirchengemeindehelferlein, wenn der geschätzte Gastchor nach Art der Landschaft verpflegt wird. Das Süppchen gestern aus dem benachbarten Restaurant, das die DEAG kommen ließ, war allerdings schon auch nicht schlecht. Hinter der Bühne, wo die Stars ihr Lächeln sofort fallen lassen und die Blumen achtlos ablegen, sind dann doch nicht alle gleich, im Neonlicht, unter der niedrigen Asbestdecke, zwischen den Transportcontainern des Orchesters schonmal in Reihe angetreten, bitte eine Gasse lassen für [unverständlich]. Wo Entertainment draufsteht, ist natürlich auch Entertainment drin und keine Kontemplation und keine schwimmenden Augen im Publikum, sondern Trampeln und Mitklatschen von Tausenden. Wem's gefällt. Im Januar dann nochmal in Hamburg, und auch hinter den Kulissen der Laeiszhalle wird es nüchtern zugehen. Draußen, im Licht aber umso glitzender.

Beim Tango ist Erwin so sehr viel schöner, und viel selberer. Ein Sänger, ein Bandoneonist und ein Pianist bewegen sich auf einem Teppich aus Orchester. Männermusik "from my heart as a gift for you", und fast kann man es glauben.

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Freitag, 13. Juli 2012
Juli
Meer! Ach Meer. Mit 88 weißen Tasten. Die schwarzen: der Rücken, die Sohlen, die Brauen. Weitsichtig werden, weitsichtig bis zum nächsten Tag.

Woher Wanderschuhe nehmen? Woher eine Fahrkarte? Woher die Freundlichkeit? Woher ein Geschenk?

Den Abenden empfindlich wie Seidenpapier.

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Freitag, 22. Juni 2012
Fnschmnkstft
Konzert! Heute! Ich bin für Spanien, weil man mit dem deutschen Fanschminkstift so schön die spanische Flagge malen kann. An meine Haut lass ich nur Spanien und den Gegenwind.

Fansch-mink. Das geheime taktische Rezept der Tenöre. Falsch singen und den Gegner mit hohen Frequenzen irritieren. Dialekt sprechen und den Gegner mit den Hundeaugen täuschen.

[nicht zu Ende gedacht]
[Schlenzer sozusagen]
[Tasche packen und los]

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Freitag, 8. Juni 2012
Weltbilder II
Und dann fällt so einem Veranstalter, der für 35 Leute sowieso nur ein Taschengeld zahlen wollte, vier Tage vor der Veranstaltung auf, dass Flug und Hotel für 35 Leute Geld kosten, das er nicht ausgeben will. Und dann lädt er 35 Leute wieder aus. Rsch. Schade. Vor allem für diejenigen, die eigentlich gerne um 5 Uhr 30 auf dem Flughafen frühstücken. Aber das lässt sich sicherlich auch ohne Flug organisieren, und man muss dann keinen Kleidersack mitschleppen.

Dienstag, 5. Juni 2012
Weltbilder
Wie so ein knapp Zweijähriger, der kaum seinen eigenen Namen sprechen kann, weiß, wo der Schlüssel zur Terrassentür versteckt ist und es auch sagen kann. Wie so ein Arbeitsvermittler aus den Unterlagen heraus verstanden hat, dass er in diesem Termin hauptsächlich über Mallorca erzählen kann und wie schön es ist, dort am frühen Morgen in einem kleinen Hafen zu frühstücken, und sonst noch ein bisschen über nicht fehlende Klimaanlagen und die beste Kollegin der Welt, die nämlich genau er hat, und über eine Ministerin. Wie so eine Pfingstrose an Pfingsten halb aufblüht und danach zerschlägt der Regen alles, kaum dass das Fest im Kalender vorbei ist. Und einer, der ruhig und interessant ist jahrelang, ein gebildeter Geist, mehrsprachig, empathisch, mitteljung aber ergraut, unten verankert und oben fliegend, und im großen Netz liest es sich, er ist ein Evangelikaler, der im Nachtclubviertel herumbetet. Dass man nicht weiß, ist es das Management oder so ein Künstler selbst, der feudalistische Ideen hat mitten im Jahr 2012 und im Schloss ist keiner zu sprechen. Wie elegantere Kleider die Träume in der Nacht bereisen. Dass zwei Wochen doch keine Zeit sind, be Schachtelhalm, das ist eine probate Lösung, für manche Stunden immerhin. Wie das Weinen in den Fingern weh tut, und wie die Finger das Denken verschmachten.

Du bist so furchtbar.

Hingabe und Erwachen.

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Sonntag, 3. Juni 2012
Auf Reisen
Gestern ein Konzert mit der Netrebko gehabt, in Münster und an der frischen Luft. Für ein paar Minuten lag das Abendrot auf 10.000 Gesichtern. In 10 Tagen geht es nach Kopenhagen. Freue mich auf den Konzertsaal. Was für ein Gerät.

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