Vesper
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Mittwoch, 7. März 2012
licet iovi
So, wer jetzt kein Kissen hat, der macht sich eines mehr. Gas geben, es rappeln lassen, hier was wegknipsen und dort einschneidende Maßnahmen ergreifen. Der Sache einen eigenen Stempel aufdrücken. Genossen, wer jung ist und arbeiten kann, der soll auch arbeiten. Ich habe das heute einfach mal vorgemacht, es ist wirklich nicht schwer. Krapfenstreich. Sieben auf einen, im Fackelschein auf reiner Schurwolle sitzend. Machen ist das neue Ausruhen. Vor der eigenen Haustür kehren.
Hilfe, mein Phrasenschwein platzt gleich. Zum Glück habe ich alle Überwachungskameras manipuliert.
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Dienstag, 6. März 2012
Manschettenknopf
Sonne und das Hühi der Meisen: dienstags Terrassentag. Wie mir so wohl ist, so wohl. Wäsche im Gegenlicht. Die Nachbarin singt und summt beim Straußbinden. Mit den Zehen wackeln. Sei still, mein Herz! Es geht vorbei. Aussonnen, was hinaus will. Keine Kuh auf keinem Eis. Das Gemüt im Frack.
Zeit. Zeit. Zeit.
Zeit. Zeit. Zeit.
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Mittwoch, 29. Februar 2012
einen solchen Frühlingsabend
kann sich keiner ausdenken
kann sich keiner ausdenken
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Ein Schwan in Berlin
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Montag, 27. Februar 2012
Panorama
Wie ich mich auf meinen Gerhard-Richter-Tag freue. Auf die Stadt, auf die Gesichter, auf die Fahrt.
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Mittwoch, 22. Februar 2012
Wo wird sie in 12 Jahren sein?
Wo werde ich in 12 Jahren sein?
Wo werde ich in 12 Jahren sein?
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Sonntag, 19. Februar 2012
Tag des Herrn
Kellerdecke aus Schalbeton streichen ist etwas ganz wunderbares. Die Farbe rollt sich zufrieden in die grobe Maserung längst gestorbener Bäume hinein, wie pickelige Höcker obskurer Ammoniten stehen die Abdrücke der groben Zimmernägel hervor, auch sie aus Beton. An den Brettern entlang kann man streichen, immer zwei nebeneinander (2-Bretter-Takt) oder auch vier (4-Bretter-Takt), der zweite Anstrich geht dann quer an den Astlöchern orientiert. Vorher müssen natürlich die staub- und spinnwebendurchsetzten, schlampig verklebten Styroporquadrate abgeknöpft werden. Darunter je ein Klecks von dreierlei Klebern oder Mörteln oder sonstiger Schmatze. Die grauen Kleckse bleiben zunächst an der Decke, fein styroporig strukturiert jeder, und der erste Gedanke, alles in verschiedenen Blaugrüns zu streichen und sich wie im Aquarium von innen zu fühlen, gefällt sehr. Wird aber verworfen. Wir sind hier doch nicht in einer Kita, sondern in einem ernstzunehmenden Arbeitskeller. Mit Hämmerchen und Spachtelchen gehören die Kleckse sauber abgesprengt, es dauert nur etwas mehr als einen Nachmittag, der Rest wird dann nach dem Abendessen erledigt.
Rolle über dem Kopf, ein Liedchen hinter den verschlossenen Lippen (Farbe schmeckt komisch), da plötzlich: Dingdong.
Ich: Oh. Hallo. Komm rein. Wird das nicht schön? Schalbretter sind toll! Wie Holz! Die Nägel sind noch zu sehen, und ich mache alles weiß!
Er: Habe ich dir geboten, Menschenkind, am Sonntag mit Matsch und Dreck zu spielen und auf verspritzten Leitern lustige Hütchen zu tragen?
Ich: Du hast geboten, dabei keinen Lärm zu machen, sagen die Nachbarn, also die Idee des Nachbarn. Und du hast mich nach deinem Bilde geschaffen, dachte ich. Ich frage mich immer, was du am Sonntag so renovierst.
Er: Ey, sag das bloß nicht weiter.
Ich: Nein. Wenn du nicht weitersagst, dass ich unzufrieden mit meinem Helfer bin. Warum ist es so, dass alte Männer, die von sich behaupten, früher mal so was wie ein Maschinenbauer gewesen zu sein, im Alter so einen Scheiß zusammenrenovieren? Dass man alles, was einem wichtig ist, nacharbeiten muss, sofern es möglich ist und nicht alles beim ersten Angehen verdorben? Warum waschen die ihre, also meine Pinsel nicht sauber aus und laufen mit staubigen Schuhen durchs ganze Haus?
Er: Ihr Menschenkinder fragt zu viel, warum. Du bist ja zu Glück eines, das nicht "wofür ist es gut" fragt. Das ist die dümmste Frage. "Wozu soll es gut sein, wenn mich und meine Blagen die Zecken beißen?" Den ganzen Sommer höre ich mir das an! Ich habe euch den Himmel gemacht, damit ihr irgendwann kommen könnt und sehen könnt, dass es gut IST. Warum, geht euch nichts an. Betriebsgeheimnis.
Ich: Ich freu mich schon darauf. Hier kann ich das nicht immer so erkennen.
Er: Ja, ich freu mich auch wenn du kommst, aber deine Decke ist noch nicht fertig, unter anderem. - Ich muss weiter.
Ich: Moment bitte noch. Wie spielen die Roten heute Nachmittag?
Er: (lacht) Lass dich überraschen.
Ich: Okay, hast ja recht. Danke für's Gespräch, Alter. Und grüß Oma.
Rolle über dem Kopf, ein Liedchen hinter den verschlossenen Lippen (Farbe schmeckt komisch), da plötzlich: Dingdong.
Ich: Oh. Hallo. Komm rein. Wird das nicht schön? Schalbretter sind toll! Wie Holz! Die Nägel sind noch zu sehen, und ich mache alles weiß!
Er: Habe ich dir geboten, Menschenkind, am Sonntag mit Matsch und Dreck zu spielen und auf verspritzten Leitern lustige Hütchen zu tragen?
Ich: Du hast geboten, dabei keinen Lärm zu machen, sagen die Nachbarn, also die Idee des Nachbarn. Und du hast mich nach deinem Bilde geschaffen, dachte ich. Ich frage mich immer, was du am Sonntag so renovierst.
Er: Ey, sag das bloß nicht weiter.
Ich: Nein. Wenn du nicht weitersagst, dass ich unzufrieden mit meinem Helfer bin. Warum ist es so, dass alte Männer, die von sich behaupten, früher mal so was wie ein Maschinenbauer gewesen zu sein, im Alter so einen Scheiß zusammenrenovieren? Dass man alles, was einem wichtig ist, nacharbeiten muss, sofern es möglich ist und nicht alles beim ersten Angehen verdorben? Warum waschen die ihre, also meine Pinsel nicht sauber aus und laufen mit staubigen Schuhen durchs ganze Haus?
Er: Ihr Menschenkinder fragt zu viel, warum. Du bist ja zu Glück eines, das nicht "wofür ist es gut" fragt. Das ist die dümmste Frage. "Wozu soll es gut sein, wenn mich und meine Blagen die Zecken beißen?" Den ganzen Sommer höre ich mir das an! Ich habe euch den Himmel gemacht, damit ihr irgendwann kommen könnt und sehen könnt, dass es gut IST. Warum, geht euch nichts an. Betriebsgeheimnis.
Ich: Ich freu mich schon darauf. Hier kann ich das nicht immer so erkennen.
Er: Ja, ich freu mich auch wenn du kommst, aber deine Decke ist noch nicht fertig, unter anderem. - Ich muss weiter.
Ich: Moment bitte noch. Wie spielen die Roten heute Nachmittag?
Er: (lacht) Lass dich überraschen.
Ich: Okay, hast ja recht. Danke für's Gespräch, Alter. Und grüß Oma.
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Dienstag, 14. Februar 2012
Im Februar dienstags geschlossen
Woran erkennt man einen echten Schornsteinfeger? Am Ruß im Gesicht natürlich (der das Rouge ganz zierlich überpudert hat), aber das wahre Zeichen sei der offene Arbeitsbuchknopf, sagt sie. Der wird nur zum Spalierstehen bei Kollegenhochzeiten geschlossen.
Fremder Geruch an der Jacke kann sehr unangenehm sein; hält er aber die Erinnerung an ein schönes Frühstück, eine feste Umarmung, einen Zopfpullover und das Konzept "Arbeitstagsimulation" wach, so möge er im Fell bleiben und sich wiederfinden lassen. Immer wieder nachschnuppern, wie die Zeit verging.
Anfängerfehler. Unvermeidbar, denn. Untrügliches Zeichen eines Anfangs.
Fremder Geruch an der Jacke kann sehr unangenehm sein; hält er aber die Erinnerung an ein schönes Frühstück, eine feste Umarmung, einen Zopfpullover und das Konzept "Arbeitstagsimulation" wach, so möge er im Fell bleiben und sich wiederfinden lassen. Immer wieder nachschnuppern, wie die Zeit verging.
Anfängerfehler. Unvermeidbar, denn. Untrügliches Zeichen eines Anfangs.
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Freitag, 3. Februar 2012
cum tribularer
Wie viel schöner ist es, einen Monat zu erleben, sich an ihm zu freuen, in sein Gesicht zu sehen und zurückzulächeln, oder mit ihm zu spielen oder sich zu wundern. Einen Monat aushalten aber, das ist nicht die Art, die der Zeit gebührt.
Im Garten stehen schwarze dicke Vögel in den leichten trockenen Flocken.
Möchtest du etwas Besonderes besprechen? Nein, sage ich, ich fragte, ob du zum Kaffee kommen magst und nichts anderes habe ich gemeint. Ich kann nur kurz, sagt er, und dann bleibt er doch zwei Stunden und schüttet mir sein gelb-blaues Herz aus. Ein junges Katerchen hat er, weiß und rot getigert, und da kommen mir die Tränen, wie ich auf das Foto schaue.
Einen anrufen können, der in seiner Suppe rührt und dabei sagt, das ist Mittellatein und heißt getrieben sein, getrieben werden, das ist ein Glück. Ah okay, sage ich, lasst es euch schmecken. Dann legen wir auf.
Ich mag das, die Klamotten einfach auf den Boden zu werfen. Morgens ist der Berg immer noch weich.
Im Garten stehen schwarze dicke Vögel in den leichten trockenen Flocken.
Möchtest du etwas Besonderes besprechen? Nein, sage ich, ich fragte, ob du zum Kaffee kommen magst und nichts anderes habe ich gemeint. Ich kann nur kurz, sagt er, und dann bleibt er doch zwei Stunden und schüttet mir sein gelb-blaues Herz aus. Ein junges Katerchen hat er, weiß und rot getigert, und da kommen mir die Tränen, wie ich auf das Foto schaue.
Einen anrufen können, der in seiner Suppe rührt und dabei sagt, das ist Mittellatein und heißt getrieben sein, getrieben werden, das ist ein Glück. Ah okay, sage ich, lasst es euch schmecken. Dann legen wir auf.
Ich mag das, die Klamotten einfach auf den Boden zu werfen. Morgens ist der Berg immer noch weich.
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Mittwoch, 1. Februar 2012
Aufwartung machen
Es ist so eine Art Märchen, einen echten Schokoladenfabrikanten kennenzulernen. Einen Industriellen alter Schule, der sein Unternehmen, das er mit persönlichem Einsatz, viel leiblicher Anwesenheit, geschickten Investitionen, zeitgemäßem und zur Branche passendem Marketing und sozialem Fingerspitzengefühl dahin gebracht hat, wo es heute steht, nämlich an der Börse, und stabil notiert, der sein Unternehmen nicht liebt, aber zufrieden ist damit, und mit ein paar anderen auch noch, in Holland zum Beispiel. Er hält natürlich die Mehrheit der Aktien, und er fährt gelegentlich hin, aber nicht mehr so oft wie früher. Ich stelle ihn mir so vor: hinter einem Schreibtisch sitzend, auf dem ein metallener Briefbeschwerer steht (oder was aus Stein, das geht auch), außerdem ein Foto seiner Frau mit den Enkelkindern. Grauhaarig natürlich, noch nicht alt, aber schon ans Alter denkend und das ohne Sorgen. Ein bisschen beringt im Sinne eines klassischen Embonpoint, und beringt auch an einem Finger, nämlich per Ehering. In seinem Arbeitszimmer stehen keine Vitrinen, sondern Aktenschränke, denn er empfindet sich als Arbeiter und nicht als Museumsdirektor seines Erfolgs. Er liest seine Mails nicht selbst, und den Kaffee bringt die Sekretärin in nicht mehr ganz modernem Geschirr (also der Kaffee, nicht die Sekretärin. Lektor! Aufpassen.).
Was zieht man da an? Alles ein bisschen. Jeans, Schühchen, Pulli mit kleinkleinbisschen Tüddelüt über einer weißen Bluse und Kette um den Hals natürlich. Kaum Make-Up. Drüber Gehrock, drüber den Winterschal, der wärmt wie ein Mantel. Mittelgroße edle Tasche. Wir plaudern am Mittwoch ein bisschen, sagte er. Das machen wir, heute Nachmittag.
Was zieht man da an? Alles ein bisschen. Jeans, Schühchen, Pulli mit kleinkleinbisschen Tüddelüt über einer weißen Bluse und Kette um den Hals natürlich. Kaum Make-Up. Drüber Gehrock, drüber den Winterschal, der wärmt wie ein Mantel. Mittelgroße edle Tasche. Wir plaudern am Mittwoch ein bisschen, sagte er. Das machen wir, heute Nachmittag.
[Vesper]
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