Vesper
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Mittwoch, 7. April 2010
In Gärten sinken Glocken lang und leis
Den gesamten Trakl aus dem öffentlichen Bücherschrank gezogen, mit kritischem Apparat, und ungelesen scheinbar, aber vielleicht auch nur immer vorsichtig aufgeklappt. Darin ordentlich an passender Stelle eingelegt etliche saubere Ausschnitte der Frankfurter Anthologie.
"Hurra" wäre zu laut, ich hole mal tief Luft. Heiterer Frühling ist in diesem Buch! Schön.
"Hurra" wäre zu laut, ich hole mal tief Luft. Heiterer Frühling ist in diesem Buch! Schön.
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Dienstag, 6. April 2010
Wort
Ein Wort wie ein großes Pflaster, wie ein neuer weißer Verband. Ein Wort für eine schwere schlanke Vase. Ein Wort mit dem Gewicht einer Krankenzimmertür. Ein Wort wie nicht viel sprechen. Ein Wort wie der schwere Schlaf der Tage.
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Sonntag, 28. März 2010
Palmarum
und dann stehste auf und dann isste was und dann fährste los und dann wirste nass und dann drehste um und dann denkste nee und dann fährste hin und dann sitzte da und dann singste was und dann nimmste das und dann trinkste das und dann betste was und dann fährste heim und dann biste müd und dann schläfste halt und dann träumste was und dann kochste was und dann lieste was und dann denkste was und dann gießte das
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Samstag, 27. März 2010
Große Augen
Lange Wege, kleine Schritte. Sitzen und schauen. Sich wenden. Pflanzen und kehren. Bürsten, kleben, polieren. Hören. Sehnen. Pflegen und spielen. Sorgen.
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Dienstag, 23. März 2010
Gemälde
Ein Kreis, das sind die Arme, in denen.
Ein Dreieck, das ist das Zelt, oder das Schamhaar.
Ein Punkt, das ist der gute Stern, der gute.
Ein Strich, das ist die Zeit.
Ein Blau, das ist das Begehren.
"Ohne Titel", das ist die Freiheit.
Ein Dreieck, das ist das Zelt, oder das Schamhaar.
Ein Punkt, das ist der gute Stern, der gute.
Ein Strich, das ist die Zeit.
Ein Blau, das ist das Begehren.
"Ohne Titel", das ist die Freiheit.
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Sonntag, 21. März 2010
Der Herr Nachbar zieht aus
Er klingelt an meiner Tür, um sich zu verabschieden. Er sei zu den Kindern gezogen, also nicht direkt zu den Kindern, sondern in ein Wohnheim. Und beim Ausräumen habe er an mich gedacht, ich hätte doch seine Zinnien immer schön gefunden, und ob ich sie haben wolle. Er übergibt mir eine große Tüte voller riesengroßer trockener Zinnienköpfe. Zum Aussäen einfach ein Rille machen, bisschen Kompost rein, mehr nicht, sagt er. Es wird Zinnien geben diesen Sommer, ein Zinnienfeld in allen Farben. Danke. Alles Gute, Herr F., und auf Wiedersehen.
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Donnerstag, 4. März 2010
Intermezzo
Ein Stück, nicht schnell und nicht langsam, kein schweres Stück, aber ein leichtes auch nicht. Sehr sparsam zeigt es seine Vorräte, die für lange reichen werden: das Intermezzo op. 116 Nr. 5 von Johannes Brahms. Schneeglöckchen, zierliche grauweiße Vögelchen und rieselnder Hagel, draußen wie drinnen, die Sonne mischt sich zwischen die Finger, überraschend.
Andante con grazia ed intimissimo sentimento. Sechs Achtel passen in eine Hand, und es fehlt nichts zum Ganzen. Der Tag steht in e-moll.
Andante con grazia ed intimissimo sentimento. Sechs Achtel passen in eine Hand, und es fehlt nichts zum Ganzen. Der Tag steht in e-moll.
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Dienstag, 2. März 2010
Es würde kein Zögern geben.
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Montag, 22. Februar 2010
Tag 0
Am siebten Tag wurde ich entlassen. Sie konnten mein Telefon nicht abrechnen, denn der Computer kannte das Datum nicht. Und so kam es, dass ich mit dem Y2K-Problem doch noch zu tun bekam.
Am dritten Tag kam der Oberarzt zur Visite. Dr. Zett, stellte er sich vor. Ich kenne Sie, sagte ich, Sie waren doch zum Schluss dabei und haben sich mir da schon vorgestellt. Das haben Sie mitbekommen, sagte er, das habe ich nicht gedacht.
Am Tag danach schrieb ich einen Brief, im Bett. Sie ist gesund und wunderschön, schrieb ich. Er hat den Brief sofort weggeworfen, erzählte man mir später.
Am späten Abend ließ ich ihn anrufen. Er war wegen einer Messe zufällig in der Stadt, und als er kam, hatte er schon einen Sekt in der Krone. Es war Nacht, und er saß an meinem Bett und wir haben diesen Tag zu unseren großen Geschwistertagen dazugezählt.
Kaiserschnitt, fragte ich, als ich die Anästhesistin wieder neben mir sah. Nein, sagte sie. Heute mittag, als das mit der Peridural nicht klappte, da habe ich Ihnen versprochen, dass ich bei Ihnen bin, wenn Ihr Kind kommt, und hier bin ich. Sie hat meine Hand nicht mehr losgelassen.
Selten habe er sich so gut unterhalten, da gehe so eine Braunüle glatt von allein rein, lachte er, als ich mich für die angenehmste Stecherei meines Lebens bei ihm bedankte.
Ich parkte mein Auto in einer etwas entfernten Nebenstraße, damit es lange da stehen bleiben könnte ohne Parkschein, denn ich wusste nicht, wie es weitergehen würde danach, und wann ich wieder an das Auto würde denken können.
Am dritten Tag kam der Oberarzt zur Visite. Dr. Zett, stellte er sich vor. Ich kenne Sie, sagte ich, Sie waren doch zum Schluss dabei und haben sich mir da schon vorgestellt. Das haben Sie mitbekommen, sagte er, das habe ich nicht gedacht.
Am Tag danach schrieb ich einen Brief, im Bett. Sie ist gesund und wunderschön, schrieb ich. Er hat den Brief sofort weggeworfen, erzählte man mir später.
Am späten Abend ließ ich ihn anrufen. Er war wegen einer Messe zufällig in der Stadt, und als er kam, hatte er schon einen Sekt in der Krone. Es war Nacht, und er saß an meinem Bett und wir haben diesen Tag zu unseren großen Geschwistertagen dazugezählt.
Kaiserschnitt, fragte ich, als ich die Anästhesistin wieder neben mir sah. Nein, sagte sie. Heute mittag, als das mit der Peridural nicht klappte, da habe ich Ihnen versprochen, dass ich bei Ihnen bin, wenn Ihr Kind kommt, und hier bin ich. Sie hat meine Hand nicht mehr losgelassen.
Selten habe er sich so gut unterhalten, da gehe so eine Braunüle glatt von allein rein, lachte er, als ich mich für die angenehmste Stecherei meines Lebens bei ihm bedankte.
Ich parkte mein Auto in einer etwas entfernten Nebenstraße, damit es lange da stehen bleiben könnte ohne Parkschein, denn ich wusste nicht, wie es weitergehen würde danach, und wann ich wieder an das Auto würde denken können.
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Sonntag, 21. Februar 2010
Terrassentag 1/2010
Es zwitschert auf den Dächern und gluckert in den Rinnen, und in der Brust knackt es von der Sonne und vom Weiß.
[Vesper]
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