mors
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Mittwoch, 19. Mai 2010
amour fou
amour fini
amour final
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Samstag, 27. März 2010
Epitäphelchen
Mäuschen! Wo wolltest du denn hin? Ich stelle keine Fallen, und wenn du dich da unter dem Maschendraht so einklemmst, dass er dich ganz platt macht, dann muss ich dich da rausholen und begraben.
Du warst eine schöne Maus.
Du warst eine schöne Maus.
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Samstag, 2. Januar 2010
Erlangen
Als die alte Tante Anna gestorben war, da fand ihre Tochter eine Flasche Parfüm in ihren Sachen, und alle waren erstaunt, dass die Tante Anna so ein teures, absonderliches Blumenparfüm besessen hatte. Gebt es dem Mädchen, sagten sie, und so kam das Parfüm zu mir, ein französisches Parfüm in einer einfachen schweren Flasche in einem geriffelten rosa Karton, und es sagte etwas zu mir wie "Blume" und "treu". Mein Vater hat mir zur Konfirmation noch eine kleine Flasche davon geschenkt, und zum Abitur noch einmal und dann nie wieder, es waren die einzigen Male, dass er mir Frauensachen schenkte. Seitdem trage ich dieses Parfüm, es riecht für mich nur noch nach Alkohol, aber für euch riecht es wie Blumen.
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Donnerstag, 9. Juli 2009
Toter kleiner Saurier, du hattest schon Federchen. Leicht bist du und zerbrochen. Kannst hier bleiben, keine Sorge. Sei mein Gast unter den Bäumen.
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Montag, 15. Juni 2009
Erschlagen wollte ich die Mücke, die mich heute Nacht suchte, aber ich fand sie nicht, ich fand sie nicht. Heute morgen lag sie auf meinem Bett, vollgesogen und gestorben.
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Dienstag, 28. Oktober 2008
Ich schneide die letzten Rosen ab und hole sie herein, den Lavendel, ein paar blühende Gräser auch, und die letzten Äpfel. Der Winter wird kalt werden, kalt.
Wie jeder Wein schmeckt wie jener Wein.
Wie jeder Wein schmeckt wie jener Wein.
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Freitag, 10. Oktober 2008
Ein Leben
Ich lernte Frau S. am 9. September 2001 kennen, als ich sie, die kurz zuvor in eine kleinere Wohnung in einem Stift ganz in der Nähe umgezogen war, in ein anderes Wahllokal begleitete - sie gehörte nach vielen Jahren nun zu einem anderen Wahlkreis und hatte die Benachrichtigungskarte nicht genau gelesen. Sie hakte sich bei mir unter und wir unterhielten uns auf dem kurzen Weg zum richtigen Wahllokal über veränderliche Wege, Gottes Fügung und über die einzige Partei, die man überhaupt wählen kann. Ich besuchte sie von da an unregelmäßig, holte sie manchmal von der Kirche ab, nahm sie mit auf den Spielplatz und in kleine Konzerte, und sie kam zu Kaffee und Mittagessen und auch zu meiner Geburtstagsparty. In ihrem Kühlschrank standen immer Heringssalat und Apfelsaft, in ihrem Kleiderschrank hingen Pelzmäntel in allen Farben ("wenn ich mal nicht mehr bin, dann suchen Sie sich da einen aus"), sie trug dezent gemusterte, dunkle Mousselinkleider oder feine helle Blusen, die ihrer Magerkeit hervorragend standen, und ihre ausgelesene Tageszeitung durfte ich immer mitnehmen. Gelegentlich nahm ich auch ihre federleichte Strickjacke zum Waschen mit, denn sie traute dem Wäschedienst nicht "für Wolle". Wir hielten uns an beiden Händen, wenn ich mich verabschiedete, und ihre Wangen dufteten nach Niveacreme.
Sie hatte als junge Frau ein Kind von ihrem Dienstherrn bekommen, für dessen Kinder sie als Privaterzieherin gearbeitet hatte. Nach stolzen einsamen Jahren fand sie Arbeit als Sekretärin und in ihrem neuen Chef den Mann für's Leben, den "besten Mann". Sie brachte wieder einen Sohn zur Welt. Der ältere Sohn starb im Alter von 37 Jahren an Leukämie, der jüngere über 60jährig durch Suizid, da war sie schon Witwe.
Aus einem Urlaub zurückgekehrt traf ich sie nicht zu Hause an, und auch ans Telefon ging niemand. Die Stiftsleitung teilte mir mit, sie sei in das nahegelegene Stadtteilkrankenhaus eingeliefert worden, erst vor wenigen Tagen. Dort fand ich sie, fast unsichtbar in dem großen Krankenbett, glücklich lächelnd, und sie wollte gerne im Rollstuhl hinausgefahren werden. Was sie habe? Sie wisse es nicht, sagte sie lächelnd. Ich gehörte ihr nicht an, daher hatte es gar keinen Sinn, das Personal nach Grund und Namen ihres Aufenthaltes zu fragen. Wann sie entlassen werden würde? Sie wusste es nicht und lächelte dabei.
Ihre Enkeltochter, welche sie viele Jahre lang nicht gesehen hatte, deren Besuch sie sich wünschte, und die ich auf Buchbinder-Wanninger-Art telefonisch im 600 km entfernten M. ausfindig gemacht hatte, konnte nicht kommen. Ich fütterte Frau S. bei meinen abendlichen Besuchen mit Obst und Käsebrot bis zu dem Tag, an dem sie keine Zähne mehr trug, sie wolle das nun nicht mehr. Eine vorbeikommende Krankenschwester streichelte ihre Hand und sagte, nein, sie müsse auch keine Zähne tragen, das sei schon in Ordnung so.
Es kamen Tage, an denen ich mit ihr sprach, und sie hörte nur zu; Tage, an denen ich nicht sprach und sie sah mich an mit wasserblauen hellen Augen. Ein Tag, an dem sie die Augen nicht öffnete. Ich schlug ihr vor, die Fotografien ihrer Söhne aus der Wohnung zu holen (was einige Mühe bei der Stiftsleitung kosten sollte, denn ich hatte keinen Schlüssel und wer sei ich überhaupt), da drückte sie mir die Hand, mit geschlossenen Augen. Ich rannte. Als ich mit den Fotos zurückkam, hatte sie dunkle Flecken im Gesicht, und wieder drückte sie meine Hand. Ich verließ sie mit dem Versprechen, am nächsten Tag gleich morgens wiederzukommen und stellte die beiden Bilderrahmen auf ihren Betttisch.
Frau Alexandra S. starb zwei Stunden später, am 9. Oktober 2003 um 20 Uhr, im Alter von fast 96 Jahren. Sie starb mit dem Lächeln im Gesicht, das sie auch im Leben nie verloren hatte.
Sie hatte als junge Frau ein Kind von ihrem Dienstherrn bekommen, für dessen Kinder sie als Privaterzieherin gearbeitet hatte. Nach stolzen einsamen Jahren fand sie Arbeit als Sekretärin und in ihrem neuen Chef den Mann für's Leben, den "besten Mann". Sie brachte wieder einen Sohn zur Welt. Der ältere Sohn starb im Alter von 37 Jahren an Leukämie, der jüngere über 60jährig durch Suizid, da war sie schon Witwe.
Aus einem Urlaub zurückgekehrt traf ich sie nicht zu Hause an, und auch ans Telefon ging niemand. Die Stiftsleitung teilte mir mit, sie sei in das nahegelegene Stadtteilkrankenhaus eingeliefert worden, erst vor wenigen Tagen. Dort fand ich sie, fast unsichtbar in dem großen Krankenbett, glücklich lächelnd, und sie wollte gerne im Rollstuhl hinausgefahren werden. Was sie habe? Sie wisse es nicht, sagte sie lächelnd. Ich gehörte ihr nicht an, daher hatte es gar keinen Sinn, das Personal nach Grund und Namen ihres Aufenthaltes zu fragen. Wann sie entlassen werden würde? Sie wusste es nicht und lächelte dabei.
Ihre Enkeltochter, welche sie viele Jahre lang nicht gesehen hatte, deren Besuch sie sich wünschte, und die ich auf Buchbinder-Wanninger-Art telefonisch im 600 km entfernten M. ausfindig gemacht hatte, konnte nicht kommen. Ich fütterte Frau S. bei meinen abendlichen Besuchen mit Obst und Käsebrot bis zu dem Tag, an dem sie keine Zähne mehr trug, sie wolle das nun nicht mehr. Eine vorbeikommende Krankenschwester streichelte ihre Hand und sagte, nein, sie müsse auch keine Zähne tragen, das sei schon in Ordnung so.
Es kamen Tage, an denen ich mit ihr sprach, und sie hörte nur zu; Tage, an denen ich nicht sprach und sie sah mich an mit wasserblauen hellen Augen. Ein Tag, an dem sie die Augen nicht öffnete. Ich schlug ihr vor, die Fotografien ihrer Söhne aus der Wohnung zu holen (was einige Mühe bei der Stiftsleitung kosten sollte, denn ich hatte keinen Schlüssel und wer sei ich überhaupt), da drückte sie mir die Hand, mit geschlossenen Augen. Ich rannte. Als ich mit den Fotos zurückkam, hatte sie dunkle Flecken im Gesicht, und wieder drückte sie meine Hand. Ich verließ sie mit dem Versprechen, am nächsten Tag gleich morgens wiederzukommen und stellte die beiden Bilderrahmen auf ihren Betttisch.
Frau Alexandra S. starb zwei Stunden später, am 9. Oktober 2003 um 20 Uhr, im Alter von fast 96 Jahren. Sie starb mit dem Lächeln im Gesicht, das sie auch im Leben nie verloren hatte.
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Samstag, 21. Juni 2008
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Montag, 21. April 2008
Ps 39,5-6
Wie das sein wird, wenn in zwanzig, dreißig Jahren die ersten davon bloggen und twittern*, wie die kleinen Zipperlein und großen Gebrechen Raum greifen, von den Schoten, die sie mit dem Pflegedienst erleben, wie es ist, wenn kein Pflegedienst kommt, obwohl er dringend gebraucht würde, davon, wie man einen Rollator repariert und pimpt, davon, was es heißt, vom Tod nicht nur zu wissen, sondern ihn zu spüren, wie es ist, gegen ihn zu kämpfen, wie es ist, ihn zu ersehnen, wie es ist, wenn er kommt. Wie das sein wird?
Er wird jedenfalls einen neuen Platz bekommen, näher bei uns, der Hein. Und vielleicht sogar wieder unser Freund sein.
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Er wird jedenfalls einen neuen Platz bekommen, näher bei uns, der Hein. Und vielleicht sogar wieder unser Freund sein.
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*oder wie das bis dahin heißen wird, vielleicht müssen dann die schnellen Konsonanten raus, damit es passt zum neuen Tempo; edern wäre schön, oder mugeln.
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Dienstag, 25. März 2008
Erik und Pauline
Holland. "Erik. Er starb vier Wochen vor dem Termin im Bauch seiner Mutter. Die Familie hat ihn mit nach Hause genommen, ihn beschenkt und geherzt und mit Briefen und Blumen in einem Körbchen begraben."
Deutschland. "Bitte zünde eine Kerze an. Pauline hat es nicht geschafft. Sie war sehr krank und ist unter der Geburt gestorben. Wir können nicht sprechen."
Deutschland. "Bitte zünde eine Kerze an. Pauline hat es nicht geschafft. Sie war sehr krank und ist unter der Geburt gestorben. Wir können nicht sprechen."
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