mors

Mittwoch, 13. September 2017
Mäuse tot
Auf der Terrasse gestorbene Mäuse lege ich aufs Gras. Irgendwer kommt nachts und holt sie.

Dienstag, 30. September 2014
Denen der Rest schon gegeben ist
Ein Gnadenhof für Stechmücken: meine Küche. Sie kommen abends todmüde herein, taumeln schwach irgendwo in der Nähe des Lichts herum, nähern sich tiefer surrend. Eine Handbewegung, und sie sind verscheucht. Dann sitzen sie eine Nacht lang am selben Fleck.
Diese müssen nicht mehr zerschmettert werden. Sie fallen friedlich von den Wänden.

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Sonntag, 1. Juni 2014
A. D.
Vielleicht ist der Himmel ja so gut, ihrer wunderschönen Großmutter die Nachricht zu überbringen, dass ihr doch ein Mädchen nachkommt, genau so, wie sie es sich immer gewünscht hat. Und denen Verzeihung zu gewähren, die ihr diese Nachricht auf Erden nicht überbracht haben.

Schlafen Sie gut, liebe Frau D.

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Dienstag, 27. August 2013
Cave
Bis heute nur müheloses, denkfaules Unbehagen beim Thema Twitter. Wichtigtuer, Plaudertaschen, so die sehr bequeme, immerhin friedliche Meinung, bisher. Heute war Twitter das Werkzeug eines kalkulierten Verrats. Man möchte speien.

Sich fernhalten in Zukunft, etwa so wie von Waffen.

Die Scham, auch im Internet rumzuschreiben, auch einer dieser Narren zu sein. Die Furcht, zu assimilieren. Die letzten Dinge zu verlernen, die einen Menschen glücklich machen können.

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Samstag, 2. Februar 2013
coeli movendi et terra
Seine Mutter stand da und sah ihn und was sie ihm angetan hatten, und sie war voller Schmerz und weinte. Sie hatten ihn fertiggemacht, seine Seele hielt nicht stand, es war ein Jammer, und zum Schluss war das Schwert endlich mitten hindurch gegangen. Niedergeschmettert und traurig war sie, er war ihr einziger Sohn, und wie froh war sie um ihn gewesen. Zitternd sah sie, wie ihr Junge bestraft worden war.

Wem würden da nicht die Tränen kommen vor Mitleid, wenn er eine Mutter so verzweifelt sehen würde, bei einer solchen Hinrichtung? Ihr war klar, weil seine Freunde Scheiße gebaut hatten, hatte man ihn gequält und misshandelt, und sie musste zusehen, wie ihr Herzblatt einsam verreckte.


Francis Poulenc: Stabat mater
Gabriel Fauré: Requiem op. 48

Sandrine Piau, Sopran
Rudolf Rosen, Bariton
Norddeutscher Figuralchor
Bremer Philharmoniker
Leitung: Matthew Halls

11. und 12.03.2013, 20 Uhr
Glocke Bremen

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Sonntag, 17. Juni 2012
Ruhestätte
Sie ist letzte Woche gestorben. Mit angeblich 70 Jahren ist sie, die immer so schön rund und angenehm pummelig war, bei einem Körpergewicht von 38 kg gestorben, nach über 20 Jahren mit Non-Hodgkin, ohne ein graues Haar, und sie wusste nicht, wann sie geboren worden war, sehr wahrscheinlich einige Jahre später als in ihrem Ausweis stand. Immer wieder hat sie davon geträumt, dass sie aus dem Kinderwagen gehoben wird und dass eine Frau in einem geblümten Kleid wie um ihr Leben schreit dabei. Der Nazi hat sie mitgenommen aus dem Osten, von dem ihre hohen Wangen und die Schlitzaugen erzählten statt ihrer selbst, als Sexspielzeug mitgenommen für sich und seine sadistische Frau, die dem Kind immer wieder die Haare anzündete, wenn sie ihm das Essen in den Hühnerstall brachte. Auch Weihnachten verbrachte das Mädchen im Stall, und so kam es, dass ihr Weihnachtsbaum immer das Schönste war und das Wichtigste, jedes Jahr. Sie fand einen Mann, der sie heiratete und gegen karrierefördernde Gefälligkeiten in Hotels nach Berlin schickte, wo sie tat, was man von ihr verlangte, und sie hat erzählt, dass manch einer hinterher in ihren Armen lange weinte. Als jener Mann nach einem Herzstillstand sieben Mal wiederbelebt wurde, bevor er ins Pflegeheim kam, wo er Bilderglas zu essen versuchte, Pfleger würgte und Toiletten aus der Verankerung riss und 15 Jahre nicht sterben konnte, obwohl man ihn ans Bett fesselte und ihm alles gab, was der Apothekenschrank und der Amtsrichter hergaben, da verlor sie ihre Sprache nicht ganz und ihr Herz auch nicht und war die beste Freundin meiner Zeit.

Der Ansprache der Pastorin bei der Beisetzung war zu entnehmen, dass ihre Töchter nichts wissen und ihre Mutter als Blumenliebhaberin und sanfte Literaturfreundin und Telefontante begraben haben und betrauern.

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Dienstag, 17. Januar 2012
Mir tut das Schiff so leid. Wie es da auf der Seite liegt, tot.

Freitag, 18. März 2011
Mogelken
Albert Mogelken starb im Alter von 33 Jahren am 23. Juli 1623, als er sich bürgerlich bewaffnet und gemeinsam mit anderen mutigen Männern vor den Toren der Stadt einigen Leuten des umhermarodierenden Grafen Johann t’Serclaes von Tilly auf die Fersen setzte, die sich wiederum des Viehs anderer Bürger bemächtigt hatten.

Kleine runde Kuchen mit Rosinen: Mogelken.

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Samstag, 4. September 2010
Spinnen lieben
Ertrunkene Spinnen in der Wasserwanne, blass und verkrümmt hinabgesunken. Wer Spinnen verabscheut, wird sie so als Wasserleichen vielleicht doch mögen können. Wer Spinnen ein bisschen gruselig findet, aber immerhin "nützlig", der wird sie vielleicht bedauern und auch, dass er nicht rechtzeitig kam, um sie mit einem Schäufelchen zu retten.

Wer Spinnen richtig gerne mag, der wird das Wasser vorsichtig ausschütten, sie bestimmen und sich fragen, warum sie an der glatten Wanne hinaufklettern mussten, warum sie nach dem Hineinrutschen den Rand nicht erreicht haben, der wie in einem guten Schwimmbad nach den ausgiebigen Regengüssen der letzten Tage immer flach überspült war, und er wird sie auf der Hand halten, bevor er sich beim Ablegen unter einem Baum darin bestätigt fühlt: ja, Spinnen sind die Schmetterlinge unter den Achtbeinern.

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Dienstag, 15. Juni 2010
Was für eine schöne Frau, immer

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