virtus

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Dienstag, 7. Juli 2009
Clavir Ubung
Ein sehr schönes Stück vom Trinken ist Bachs Partita a-moll, BWV 827. Entweder man ist leicht betütert, oder ebe nnicht, dann kann man ja erstmal zuschaun. Das esrste Stück lässt sich gerne beim Erzählen zuhören. Erzählt wird viel von früher, von Mädchen, und es sprcht langsam, das erste Stück, so MM=76 für die Achtel ist sehr zu empfehlen, dann kommt man auch mit, und es ist nicht schwer, man muss nichts gewöhnt sein, ein leichtes Stück eigentlich, und das erzählt und man nickt gelegentlich, und am Ende lacht es ganz grässlich, weil die Geschichte dann doch ziemlich schmutzig wird, aber spielen müssen Sie es schon selbst, das kann ich hier nicht alles wiedergeben. Die Story ist ein bisschen traurig, aber irgendwie sehr... na, schön halt, und gerade als man denkt, das könnt ich mir germ nochmal erzählen lassen, da steht da das Wiederholungszeichen am Ende, und dann fängt dieses schon leicht angeschickerte Stück nochmal von vorne an mit dieser schnönen Geschichte von dem Mädchen, das Fantasia hieß. Im zwieten Satz hat der Meister die Anweisung "Finger liegen lassen, wo es möglich ist, macht nichts" vergessen. Statt dessen müht er sich ab, alle möglichen Noten zu punktieren und mit sorgfätlig gemalten Bindebötgen zusammenzuhängen, das hätt er sich sparen können, einfach noch einen Schluck nehmen und die Finger machen lassen, macht wirklich nichts, wenn das so ein wenig schlampige Soße wird (Klavierlehrer mal weghören) und allemand ist hier jedenfalls das mit den Wurstfingern, die so genau und gelahrt tun, aber es sind doch Handwerkerpfoten. Die Corrente ist dann wie immer schon ziemlich schwer zu spieln und weiß auch wie immer nicht ob sie ein Zweier oder ein Dreier sein will, Correnten mag ich nicht, ernstes Zeug und ein Getue immer und ach, aber zum Wohl, jeder darf hier dabeisein. Jetzt wird getanzt. Die Sarabande zeigt erst wie's geht und dann darf auch Oppa mittanzen und es geht ganz gut, und im zweiten Teil hat er's richtig kapiert und hört gar nicht mehr auf hier durch den Saal zu stolpern, Mensch Oppa, setz dich wieder hin, hier, das war dein Glas, ja. Aufgepasst, jetzt wird Burlesca gemacht, macht mal einen Kreis, ja nee, die Flasche könnt ihr mitnehmen, oder ok, das ist auch gut, ein paar Stühle aus dem Weg, aber zwei stehen lassen, damit die Karawane auch über den Tisch ziehen kann, auf und nieder, und neinnein, Sie haben sich nicht um eine Hilfslinie verlsen wi edas sonst immer ist, wenn das so Unisono in beidne Händn geht, das ist Absicht, und das macht der Johann nur zu ganz besonderen Anlässen, so ein "und jetzt alle". Das Scherzo verträgt wohl nicht viel, das weiß nichtmal mehr, wo seine Tatkstriche sind und worfür und greift da am Ende Akkorde, naja, heute mal, aber so macht man das normalerweinse nicht, aber ich find das ja immer rreizvoll wenn so ein Ding so überschnappt, ich mag das, und dich auch, du, du bis mein besster Freund. Küssmich. Und lass uns die Gigue draußen hören, da ist die Luft kühl, und dann gehen wir noch ein bisschen, ja? Schon ganz schön spät. Das ist schön, dass du mich noch zur Haltestelle bringst, nein, ich fürcht mich nicht. Gute Nacht.

Freitag, 26. Juni 2009
Saisonende
assemblé soubresaut
assemblé soubresaut
glissade jeté
jeté jeté jeté
pas de chat pas de chat
pas de bourrée dessus dessous
trois changements en tournant
relevé

und dann alles links

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Freitag, 15. Mai 2009
Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen
Eine Landschaft wie ein Geländespiel. Bagband und Logabirum und Spols heißen da die Ortschaften. Esens kann man auf der Straßenkarte noch finden, aber Boekzetelerfehn ist schon schwieriger, und es empfiehlt sich, einen einheimischen Führer zu engagieren. Die Bevölkerung dort ist empfänglich und rührig, wenn es um anspruchsvolle Chormusik geht, und es werden immer wieder begabte junge Sänger ins Land entsandt, die dann nach Hause zurückkehren zu Konzert und Feier. Am Pfingstwochenende also "Singet" und - gemäß dem Stand des Kirchenjahres - "Der Geist", beide doppelchörig und beide großkarätige Edelsteine in der Krone ihrer Gattung, einer türkisblau, der andere braun. Auch mit nur acht Sängern besetzt bleibt es doch Chormusik, die Stimmen müssen bei Fuß gehen, zufassen nur auf Kommando und ansonsten Sitz und Platz machen wie sich's gebühret. Der sehr geschätzte junge Kollege hat ein echtes Solo ergattert an dem Wochenende und so ist ein Platz frei auf den Altarstufen - die Kinder Zion sei'n fröhlich, und ich will's versuchen.

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Dienstag, 9. Dezember 2008
Dim Mind As Variant, TimeToRebound As Long
Visual Basic unter MS Office 2007 kennt das FileSearch-Objekt nicht mehr - schöne  Sch Bescherung, wenn man in einem dynamischen Datenpool unterwegs zu sein hat. Habe das erst über die Funktion Dir nachbauen wollen, aber es bedarf vieler Schleifen, will man beliebige Subfolders miterwischen bis in die n-te Ebene. Rad neuerfinden ist ja immer sehr ehrenvoll, doch inzwischen habe ich aus dem Netz eine schöne Klassendefinition gefischt (dort schon als alter Hut gehandelt...), welche sauber funktioniert und die wichtigsten Methoden und Eigenschaften von FileSearch zur Verfügung stellt.
Ha! Prima.

Samstag, 29. November 2008
Den Monden und die Sterne, die du bereitest
Nun also wieder Advent, morgen geht's los, heute schon mal der Aufruf, die Tore weit zu machen. Erst will der Weihnachtsmarkt durchquert werden wie ein hindernisreicher Sagenwald voll gruselnder Zauberknechte, die ihre Arme ausstrecken und locken mit duftenden Rauschmitteln und bimmelndem Lichterspiel, dann durch die Seitentür eintreten in den rotsteinernen hohen Raum. Dort 850 g Papier virtuos auf dem rechten Arm balancieren, stundenlang, zwischendurch den Stapel umordnen auf dem Weg zu einem anderen Platz und keins der kostbaren Papiere darf hinunterfallen, da gibt es eine Ritze in den Stufen, in die schon manch gedrucktes Kulturgut unwiederbringlich hinabgesegelt ist in sein steinernes Grab; nach dem Untergang der Welt werden fremdartige Wesen im Schutt der Kirche die verschlüsselten Botschaften einer versunkenen Kultur wiederfinden und nicht lesen können.

Sich prügeln lassen müssen für die zu hohe Quinte der nervösen Kollegin - diskutieren hilft da nichts, da heißt es sich obertonarm mit dem Tenor verbünden, damit die falsche Quinte dann doch noch verkauft werden kann als "glockiger Ton". Sopräne dürfen alles - Hosianna in der Höhe. Ein Alt muss gut aussehen, man hört ihn sowieso nicht (noch Schuhe putzen und das zwanzigstereihetaugliche Lippenrot einpacken).

Gleich nach dem Schimpfen kommt dann aber die Seligkeit, nach den Worten der Alten zu singen mit Jauchzen und Frohlocken. Zwei Zinken dabei, die leichtfüßig daherdudeln wie Blockflöten - großartig, wer schonmal gezinkt hat, weiß, dass dieses Instrument eigentlich gar keinen definierbaren Ton von sich gibt, da kann man reinpusten wie man will, und dann platzt auch gleich die Halsschlagader oder die Augäpfel fallen raus, da muss man vorsichtig sein.

Mein Kraftrad hält ewig, Vater. Und verleihe immerdar Friesen, das muss heute ohne Gelächter abgehen.

Freitag, 7. November 2008
Ist es nicht der unbedingte, eiserne Wille zur Vermeidung des Scheiterns (oder auch nur als gescheitert zu gelten), welcher uns die stärksten Lähmungen verursacht? Und kann er uns letztlich bewahren? Nicht das Scheitern beschädigt ein Leben, sondern die Stase der inneren Motion, die vorsichtshalbernde Resignation, das Zagen vor den Möglichkeiten.

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Samstag, 19. Juli 2008
Dicke Bretter
Max Reger behandelt in seinem "Vater unser" (o. O., 1909/1910) den Chor wie eine Orgel: Register und Mixturen kommen da vor, wie sie auch das chorgewohnte Ohr nicht oft zu hören bekommt. Geteilt in dreimal vier Stimmen führt er die Sänger an die Grenzen ihres Ambitus, lässt die Chöre in vorbachscher Manier einander Antwort geben, mixt aber auch hohe Stimmen zu Sirenenklängen und lässt die vielen eng beieinanderliegenden Männerstimmen knurren. Plagale Harmoniefolgen (C-B-D-H-Dis-cis-Cis, Reger halt) illustrieren das Gottesreich; dass wir "unsern Schuldigern" auf Erden nicht vergeben können (und wollen), das grätscht uns schmerzhaft ein unaufgelöster D#7b9 vor. Im Zentrum die Bitte um Erlösung und ihre Gewährung gleichzeitig: butterzart und den tiefen Stimmen geschenkt der zwölftaktige Choral, in H-Dur natürlich, da sind sie wieder, die fünf Kreuze, die alles können. Das lutherische "von dem Bösen" lässt dem Betenden ja bekanntlich die Wahl, ob er an "das Böse" oder "den Bösen" denken mag dabei (ich meine, M. L. hatte "den Bösen" immer im Blick, denn er war im nah, auch immer); hier ist es "das Übel", von dem wir erlöst werden sollen - auch gut. Am Ende dann natürlich so etwas wie eine Fuge (es tut jedenfalls wie eine Fuge), in barockester Verschlingung der Stimmen gesetzt, auch technisch barock geführt, harmonisch jedoch auf Alban Berg zeigend, über und zwischen allem ein Posaunenregister mit einem scharf trötenden Cantus firmus, und man erkennt klar, dass Reich und Kraft und Herrlichkeit auf Erden tatsächlich nicht unser sind, aber Schreien darum tut einfach sehr gut: Vater!
Amen.

Außerdem: Drei sechsstimmige Chöre op. 39. Der andere Reger, der süße. Von zitternden Blümlein und süßem Hoffen, von Morgenlicht und purpurrotem Abendglühen im Wald ist da die Rede, aber nicht naiv, sondern auf wunderbare Weise wissend, wie gefährlich solche hinter dem Brustbein wohnende Empfindung uns ins Wanken bringen kann, und wie schön dieses Wanken sei. Man möchte alles mit th schreiben.

Dazu gibt es die sogenannte Deutsche Messe von Franz Schubert, welche ja im Normalfall der selben Mechanik gehorcht wie jedes Krippenspiel: denen, die das Kunstwerk aufführen, macht es Arbeit und Freude und sie sind mit Eifer dabei, und die zuhören, müssen's erdulden. Es sind darin allerdings Schätze zu heben, das ist nicht unmöglich. Und Reger macht hier die Beleuchtung dazu, das lässt hoffen.

Live und in Farbe gibt es das alles (und noch ein paar Preziosen mehr) am 7. September 2008 im Abschlusskonzert der 2. Max-Reger-Biennale in Giengen an der Brenz. Und der SWR wird es eines schönen Tages senden.

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Mittwoch, 16. Juli 2008
Mardorf maritimo
Kanon für 4 Hände
Strahlendes Lächeln, behutsam begrüßt von vertraut blauem Auge,

Gehen am Wasser entlang, rastend auf schattiger Bank,
Strahlendes Lächeln, behutsam begrüßt von vertraut blauem Auge,

Abends ein köstliches Mahl, verplaudert im Freien bei Kerzen,
Gehen am Wasser entlang, rastend auf schattiger Bank,
Strahlendes Lächeln, behutsam begrüßt von vertraut blauem Auge,

Wein auf den Lippen zuletzt, Mond über allem: nun komm.
Abends ein köstliches Mahl, verplaudert im Freien bei Kerzen,
Gehen am Wasser entlang, rastend auf schattiger Bank,
Strahlendes Lächeln, behutsam begrüßt von vertraut blauem Auge,

Wein auf den Lippen zuletzt, Mond über allem: nun komm.
Abends ein köstliches Mahl, verplaudert im Freien bei Kerzen,
Gehen am Wasser entlang, rastend auf schattiger Bank,

Wein auf den Lippen zuletzt, Mond über allem: nun komm.
Abends ein köstliches Mahl, verplaudert im Freien bei Kerzen,

Wein auf den Lippen zuletzt, Mond über allem: nun komm.

Montag, 7. Juli 2008
Blame it on my heart
Präludium und Fuge gis-moll, BWV 887
Saftig hebt es an, das Präludium, und breitet sein Material gleich über einem kleinen wohldosierten Orgelpunkt aus. Hier bin ich, sagt das Gis, und ich weiche nicht. Sinfonisch kommen die schaukelnden Brechungen der Quinten und Sexten daher und schaffen eine Atmosphäre von ungebändigter Energie und einer nicht enden könnenden Kraft. Gehende Bässe und die chromatische Führung der gebrochenen Harmonien in figurativen Sprüngen erzeugen im Verein mit dem betriebsam sich durch die Tastatur ergehenden Diskant einen unwiderstehliche Bewegung des gesamten Raumes und der Zeit noch dazu. Wie tief es hinabgeht im zweiten Teil, der nicht nur die obligatorische Unterquinte berührt, sondern sogar eine weitere Quinte hinabsteigt, ins freundlich-milde A-Dur, ein Akt der wohltuenden Herablassung in schlichtere Gefilde. Der größte Schatz dieses Stückes liegt aber in seiner indefiniten emotionalen Farbe begründet. Man mag Wut darin erkennen; es lässt sich als Ausdruck einer rauschenden, unbenennbaren Freude lesen und spielen, Traurigkeit zum Tode ebenso wie Trost zum Leben lassen sich heraushören und hineinlegen. Wer liebt, wird in diesem Stück lieben, wer hasst, kann seinen ganzen Hass in diesen Tönen wiederfinden. Wer leer und fühllos ist, wird großzügig versorgt mit Farben und Geschmack und Materie für alle Zwecke. Fragen und Antworten, die nicht zueinanderpassen wollen und dennoch valide Bezüge zueinander haben, hat der Summus Genius Musicae hier in die Tasten gezaubert, man muss nur an der Grafik entlang sich bewegen und der reichen Beschilderung vertrauensvoll folgen. Keine picardische Terz befreit allerdings von Ernst und Wesentlichkeit, ein einzelner Ton, das bittere Gis alleine versammelt am Ende alle Motion, die gute und die leidvolle. Einmal volltanken auf vier Seiten. Oder Gas geben, oder beides.

Die Fuge: eine Doppelfuge, gnädig in nur drei Stimmen gesetzt. Das erste Thema so diatonisch wie es nur sein kann, sechs Töne bleiben unbehelligt sogar vom alterierten Leitton. Sekundschritte und Oktavspannung friedlich nebeneinander, und wie zum besseren Verstehen der eigentlich schon einfachen Verhältnisse (auch für dich ist das Wort, einfacher Geist, du sollst nicht verloren sein) wird alles zweimal gesagt, ohne Schnörkel einfach einen Ton höher. Fehlende rhythmische Gliederung als ein Fanal der Bescheidenheit und einer geradezu evangelischen Askese - in der Ruhe liegt die Kraft. Sechs Töne, eine Länge: wie Backsteine reichen sie aus für die Errichtung eines großen Gebäudes, man muss nur genug davon nehmen. Der Sechsachtel-Takt bietet aber dann im Kontrasubjekt doch die Bühne für eine tänzerische Note, die fein oder kräftiger dosiert werden kann je nach gewählter Zackigkeit in der Phrasierung - alle Möglichkeiten auch hier, der ganzen Angelegenheit einen heiteren oder auch einen schwer lastenden Charakter zu verpassen. Das zweite Thema dann natürlich rhythmisch leicht bewegt, freilich ohne das eng gefasste metrische Repertoire des bis dahin harmonisch weit entwickelten Stücks zu sprengen, ein Backstein bleibt ein Backstein. Voll chromatisch durchmisst dieses zweite Thema den Raum einer engen Quarte, mit einem Trillerchen am Ende fast verwegen geschmückt: kleines buntes Fenster in der Apsis einer schlichten Kathedrale. Der neapolitanische Sextakkord (A-Dur, wir kennen die tröstliche Farbe in dieser strengen Welt bereits) lugt mit schiefgelegtem Kopf immer wieder hinter den meterdicken Säulen der strengen Tonlage hervor und weist mit seinem freundlichen Gemüt den Weg über wild mäanderndes, golden blinkendes Mosaik von Anfang an, denn er kennt sich aus im Vertikal-Akkordischen und im Chromatischen gleichermaßen. Nicht unpassend und doch überraschend der übermäßige Sextakkord gegen Ende, unwiderstehlich entwickelt aus unverhandelbaren Linien, ein übermäßiger Sextakkord, wie er später von Mozart vielleicht nicht erfunden, aber salonfähig gemacht werden wird - hier gibt es ihn schon, aber er ist ein Geheimtipp, und nur wer genau aufpasst und die Stelle kennt, wird ihn finden, der in keinem Reiseführer verzeichnet ist. Am Ende führt der Weg zurück zum Ausgang, und ohne Alteration wird es erreicht, das einsame Gis, das sich nicht fürchtet, niemals.

Fünf Kreuze natürlich, nur die fünf können das.

Mittwoch, 4. Juni 2008
Noch schöner:
assemblé soubresaut
assemblé soubresaut
glissade assemblé
sisson ouvert assemblé
sisson ouvert assemblé
failli battement fermé plié
soutenu relevé
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(und dann alles links natürlich wieder)

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