Montag, 7. Januar 2008
Hiergeblieben
Tausenddreihundert Gedanken, und sie müssen alle hier bleiben, in diesem kleinen Haus. Sie tragen Gewänder aus Endlos und Immer, aus Vielleicht und aus Oft, aus Wenn und aus Wie, sie flüstern "Moskau" und "Köln", einer heißt Warum, einer Nasowas, einer Herrlich, einer Vollends. Der Morgenmops ist drunter und der mit dem Nescafé in der gesprungenen Tasse, Joints gehen um, Battements und Pas de chat. Versprechen aller Couleur, kichernd und tuschelnd und so falsch wie schön. Aufdichhabichgewartet, Gernewann und Neinichmachdasschon-bleibruhigsitzen, frisch und doch blass alle drei. Der Deibel ist auch dabei, die Bassgitarre auf dem Rücken. Karfreitag hoch über den Dächern.

Der mit dem Nie um die Schultern sitzt treu zu meinen Füßen und sagt gar nichts.

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Sonntag, 6. Januar 2008
Es schlafen die Menschen in ihren Betten
Es kann nur reisen, wer ein Zuhause hat. Dem Heimatlosen gereicht das Speisen an fremden Tischen niemals zur nötigen Sättigung, nicht zu Genuß und Bedienung eines mit Vorfreude hinausgezögerten, fein entwickelten Appetits, wie ihn Fremde und Frischluft mühelos erzeugen. Lust des Herzens, gewonnen aus warm vertrauter Geselligkeit am Ende erfüllter Tage: kein Geschenk dieser Art für den unfreiwillig Rastlosen.

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Mit Absicht
ER hat Waffelteig gemacht. Das Waffeleisen steht schon, vom Kleb des letzten Mals sorgfältig befreit, auf dem Esstisch. ER hat eine Packung Himbeeren in der Mikrowelle aufgetaut und dann zu einer Fruchtsoße erwärmt und in einer weiteren Schüssel einen Becher Sahne mit Vanillinzucker steifgeschlagen. ER hat Kaffee gekocht und Teewasser aufgesetzt. ER hat Geschirr und Besteck für seine kleine Familie und die Gäste säuberlich auf ein Tablett sortiert. ER bringt für sein Kind und das Gästekind Milch in einem Topf auf handwarme Temperatur, damit daraus Kakao gemacht werden könne. Während das Gästekind freundlicherweise den Tisch deckt, steht SIE auf und erscheint im Flur, Ende des Mittagsschlafes. Man setzt sich zu Tisch. ER füllt das Waffeleisen mit einem Löffel Teigs, die erste Waffel dauert immer am längsten, er öffnet den Deckel mehrfach zu früh. Dann: Knusprig hellbraun, dampfend - fertig.

SIE: Hast du mit Absicht nur so eine halbe Waffel gemacht? (zu den Gästen) Wollt ihr so eine halbe Waffel haben? (zu ihm) Mach doch mal 'ne neue.

Die Gäste: Nein, prima, gerne, wir teilen uns die, hmmm, lecker! (nehmen die etwas klein geratene Waffel. Hmmm, lecker.)

Mit Absicht. Böse Falle. Sagt er ja, hat er doch tatsächlich vorsätzlich für seine kleine Familie und die Gäste mit dem Teig gegeizt. Sagt er nein, dann ist es ihm aus Blödheit oder aus Nachlässigkeit unterlaufen. Die Frage nach der Absicht kommt noch zweimal. Hast du mit Absicht keinen Zucker an die Himbeeren getan (säuerlich verzogenes Gesicht)? Hast du mit Absicht den Kaffee so stark gemacht (stellt die Tasse sofort zurück, gießt soviel Milch rein, dass die Tasse überläuft)? ER holt einen Schwamm aus der Küche, um den Milchkaffeesee aufzuwischen.

Sollte so ein Mann davongehen, dann mit Absicht. Nicht aus Blödheit.

[Non]
Samstag, 5. Januar 2008
Müde bin ich, geh zur Ruh',
schließe meine Augen zu.
Vater, lass die Augen dein
über meinem Bette sein.

Hab ich Unrecht heut getan,
sieh es, lieber Gott, nicht an.
Deine Gnad' und Christi Blut
machen alle Sorgen gut.

Kranken Herzen schenke Ruh',
nasse Augen schließe zu.
Lass den Mond am Himmel steh'n
und die stille Welt beseh'n.

Amen.

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Freitag, 4. Januar 2008
fröher
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Donnerstag, 3. Januar 2008
Sehnsaft
Trockene Hände und Füße vergraben im weichen sonnenwarmen Nachgiebigen, wohliges Hingeben und gelöste Laxheit in allen Gliedern, den Durst der Stunden stillen aus großen Gläsern, ein zarter Hauch über schweißnassem Schlüsselbein, geölte Haut vom Haaransatz bis zu den Fußsohlen, den nackten Hintern furchtlos aussetzen, Mund und Sinn weit öffnen für die die zum Platzen reife rote Frucht und dann den Saft ungehindert vom Kinn tropfen lassen, klebrige Unordnung in Haaren und Gedanken, fliehende Zeit im salzigwarmen Duft langer Nachmittage. Summen und Flirren.

Herr, lass Sommer werden.

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