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Donnerstag, 24. Januar 2013
Vor dem Abend schnell gelobt
Die Begeisterung möge Absolution genug sein für ein fettes Eigenlob: der Designpreis für das schönste Badezimmer im Haus geht eindeutig an die Bauleitung, wie ich mich auf einem heute unterzeichneten Stundenzettel völlig zu Recht genannt sah. Knapp 3 Quadratmeter hat das Prachtstück von Familienbadezimmer, das bisher ein Traum in Rentnerbeige und Popelgrün war, mit einem Hauch Orange und gruselig barock hineingezwungener Colanikeramik (ebenso olivgrün wie alle Fugen). Bevor der Denkmalschutz das Kulturzeugnis aus den deutschen 70ern entdeckt hat, war es vor 3 Wochen plötzlich in einem Schuttcontainer vor der Haustür verschwunden - wat fott is is fott. Das Colani-Monsterwaschbecken hat übrigens vorher ein unfassbar korrektes Vater-Sohn-Paar aus Heppenheim mit dem Opel abgeholt und bezahlt.
Seit fast drei Wochen Männer im Haus, die morgens klingeln und abends wieder gehen, manchmal den Hausschlüssel mitnehmen und immer kehren, bevor sie Feierabend machen. Sie haben Zwischendecken aufgerissen, Löcher in Stahlbeton gebohrt, den Herd aus- und wieder eingebaut, weil sich dahinter die Kaltwasserleitung viel eleganter in den Rohrkasten führen lässt als daneben, sie haben Kupferrohr in den Garten geworfen und mit der Flex hantiert wie ein Friseur mit der Schere. Sie haben den Nähplatz samt Regal und Bügelbrett komplett unter Folie verschwinden lassen, denn auch dort mussten sie mal kurz entlangbohren. Den superfeinen Kaffee, den das Mütterlein zu Weihnachten mitgebracht hatte, habe ich an sie verfüttert, und wie gern sie ihn getrunken haben, das ist schon recht. Man freundet sich quasi an und hört Geschichten von Töchtern und von Bandscheibenvorfällen, lernt fast so viel wie im Grundstudium über Absperrventile, Flexibilität von Klebern, Lärmschutz am Klo und Montagehöhen nach VDE. Wer gerade da ist, kann man riechen wenn man gegen Feierabend nach Hause kommt, und irgendwie riecht es gut, jedenfalls nachdem der feuchte Neubauduft des frischen Putzes abgezogen ist. Der Fliesenleger nervt zu Beginn mit seinem Radio und seiner Mitsingerei und seiner guten Laune, er ist seit 25 Jahren Fliesenleger im selben Betrieb, und er macht seine Arbeit jeden Tag gern und singt und redet mit sich selbst und mit seinen 30 Eimern, die er auf allen Treppen verteilt, in den Augen ist der Wahnsinn, aber er ist ein feiner Typ unter seiner Strickmütze. Wie er die Glasur mit dem Glasschneider nur anritzt und die Fliese über dem Knie blitzsauber bricht, tack - Kunst! Die Fugen natürlich mit Augenmaß gelegt, nix Keile, und er lobt die Fliesenauswahl. Risiko, wenn man die Fliesen selbst besorgt, aber zum Glück gutgegangen.
Die Fußbodenfugen sind noch offen und nächste Woche kommt noch das Waschbecken und das WC, beides aus einer Gästetoilettenserie, da hat alles Zwergenformat, aber mit allen DIN-Normen vereinbar, so etwas gibt es. Eine Badewanne mit voller Länge zum entspannten Liegen hat die Bauleitung tatsächlich auch noch untergebracht in den sauber gezeichneten Plänen, die der Klempner nur noch bepreisen musste. Den Waschbeckenunterschrank wird das eigene Personal ganz am Ende noch etwas kleiner machen müssen, damit er nicht zu weit vorsteht und alle sich blaue Blutergüsse an den Knien holen.
Das ganze Haus, jedes Buch und jede Tasse, hat nun einen feinen Staubüberzug, auch in den Schränken. Das kommt vom Presslufthammer und vom Fliesenflexen und vom Anpassen von Ytongsteinen mit der Feile und vom Schütten von Zement aus Säcken in Bottiche. Das muss so, jeden Tag. Wer zwischendurch putzt, ist doof, darauf kommt man aber erst mit der Zeit. Gegen trockene Augen gibt es Tropfen in der Apotheke.
Ganz am Ende wird der Maler kommen (auch ein unfassbar korrektes Vater-Sohn-Paar) und die grüne Decke und die grüne Tür samt grüner Zarge in stylischem Weiß streichen. Und dann wird angebadet.
Seit fast drei Wochen Männer im Haus, die morgens klingeln und abends wieder gehen, manchmal den Hausschlüssel mitnehmen und immer kehren, bevor sie Feierabend machen. Sie haben Zwischendecken aufgerissen, Löcher in Stahlbeton gebohrt, den Herd aus- und wieder eingebaut, weil sich dahinter die Kaltwasserleitung viel eleganter in den Rohrkasten führen lässt als daneben, sie haben Kupferrohr in den Garten geworfen und mit der Flex hantiert wie ein Friseur mit der Schere. Sie haben den Nähplatz samt Regal und Bügelbrett komplett unter Folie verschwinden lassen, denn auch dort mussten sie mal kurz entlangbohren. Den superfeinen Kaffee, den das Mütterlein zu Weihnachten mitgebracht hatte, habe ich an sie verfüttert, und wie gern sie ihn getrunken haben, das ist schon recht. Man freundet sich quasi an und hört Geschichten von Töchtern und von Bandscheibenvorfällen, lernt fast so viel wie im Grundstudium über Absperrventile, Flexibilität von Klebern, Lärmschutz am Klo und Montagehöhen nach VDE. Wer gerade da ist, kann man riechen wenn man gegen Feierabend nach Hause kommt, und irgendwie riecht es gut, jedenfalls nachdem der feuchte Neubauduft des frischen Putzes abgezogen ist. Der Fliesenleger nervt zu Beginn mit seinem Radio und seiner Mitsingerei und seiner guten Laune, er ist seit 25 Jahren Fliesenleger im selben Betrieb, und er macht seine Arbeit jeden Tag gern und singt und redet mit sich selbst und mit seinen 30 Eimern, die er auf allen Treppen verteilt, in den Augen ist der Wahnsinn, aber er ist ein feiner Typ unter seiner Strickmütze. Wie er die Glasur mit dem Glasschneider nur anritzt und die Fliese über dem Knie blitzsauber bricht, tack - Kunst! Die Fugen natürlich mit Augenmaß gelegt, nix Keile, und er lobt die Fliesenauswahl. Risiko, wenn man die Fliesen selbst besorgt, aber zum Glück gutgegangen.
Die Fußbodenfugen sind noch offen und nächste Woche kommt noch das Waschbecken und das WC, beides aus einer Gästetoilettenserie, da hat alles Zwergenformat, aber mit allen DIN-Normen vereinbar, so etwas gibt es. Eine Badewanne mit voller Länge zum entspannten Liegen hat die Bauleitung tatsächlich auch noch untergebracht in den sauber gezeichneten Plänen, die der Klempner nur noch bepreisen musste. Den Waschbeckenunterschrank wird das eigene Personal ganz am Ende noch etwas kleiner machen müssen, damit er nicht zu weit vorsteht und alle sich blaue Blutergüsse an den Knien holen.
Das ganze Haus, jedes Buch und jede Tasse, hat nun einen feinen Staubüberzug, auch in den Schränken. Das kommt vom Presslufthammer und vom Fliesenflexen und vom Anpassen von Ytongsteinen mit der Feile und vom Schütten von Zement aus Säcken in Bottiche. Das muss so, jeden Tag. Wer zwischendurch putzt, ist doof, darauf kommt man aber erst mit der Zeit. Gegen trockene Augen gibt es Tropfen in der Apotheke.
Ganz am Ende wird der Maler kommen (auch ein unfassbar korrektes Vater-Sohn-Paar) und die grüne Decke und die grüne Tür samt grüner Zarge in stylischem Weiß streichen. Und dann wird angebadet.
[Vesper]
Dienstag, 22. Januar 2013
Gute Besserung
Wasser aus dem Hahn in den Ärmel laufen lassen: wie lange es dauert, bis die unerklärlich unangenehme Empfindung verstanden ist und die Ursache abgestellt.
Mit den Händen in den Schnee fassen: wie viel kälter als in Erinnerung war.
Die Liebe: wie elend sie sterben kann.
Fieber: wie traum.
Mit den Händen in den Schnee fassen: wie viel kälter als in Erinnerung war.
Die Liebe: wie elend sie sterben kann.
Fieber: wie traum.
[Vesper]
Montag, 21. Januar 2013
Schon lange nicht mehr so krank gefühlt. Dass ich mich nun für Sachen entschuldige, die ich sonst einfach gern getan habe, das hat wohl keine Nummer. Die Haferflocken streue ich den Amseln hin. Einen Strauß Blumen auf den Tisch gestellt, da kommt das Würgen, in ihrer Nähe. Frisur wie Stroh.
Wohin sind die schönen Wörter? Die Künste? Komme der Sommer.
Wohin sind die schönen Wörter? Die Künste? Komme der Sommer.
[Vesper]
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Sonntag, 20. Januar 2013
Auf der Mäusestraße ist was los
Wahnsinn: Ein Liveticker der örtlichen Tageszeitung zur Wahl. Vor 18 Uhr gibt es nichts zu berichten, dachte ich. Wenn ich das nächste Mal Reisbrei koche, mache ich auch einen Liveticker auf. Die Welt soll dankbar sein für so viel Spannung, eine ganze Stunde lang. Es wird in time alle Informationen geben zu Reis als solchem, zu möglichen und hochspekulativen Beziehungen und Abhängigkeiten der Breifestigkeit und der Beilagen, zu Rieselgeräuschen, der Blauheit der Gasflamme und (seien Sie gespannt) der Länge des Kochlöffels.
[Non]
Dienstag, 15. Januar 2013
Dream is a keyboard
Im Keller habe ich Duschen entdeckt. Erst kommen Lagerräume, das ist offensichtlich, denn an jeder Tür steht "Lager", dann verändert sich der Fußboden. Kein Beton mehr, sondern Fliesen klein und extra rutschfest, fast klebrig sind sie oder sogar nicht nur fast, und der Geruch nach Bratwurst morgens um halb acht bestätigt, dass es sich um den Küchenkeller handelt. "Kleinkälte" steht an einer Tür, da dann rechts. Mal ziehen, mal drücken, das könnte die jeweils empfehlenswerte Fluchtrichtung anzeigen. Der Bau hat Arme wie eine Krake aus Lego, und Querverbindungen, in jedem Geschoss andere. Wo es sich nach Verlaufen, im Kreis gelaufen und nie mehr nach Hause kommen anfühlt, da geht es noch durch eine Stahltür, dann links, dann durch die Glastür, und da ist der Duschraum. Die Stahltür muss vorsichtig angelehnt werden, denn sie ist eine Einbahntür, man kommt nicht wieder zurück, wenn man sie zufallen lässt.
Es ist warm wie in einem Tropenhaus und der Fußboden trocken. An den Wasserdruck kann man sich anlehnen, bis der Rücken heiß jault. Das Handtuch muss vorher gut versteckt werden, sonst wird es nass um die gemauerte Ecke herum. Wenn man dann auf einer hölzernen Umkleidebank sitzt und sich die Füße mit Shampoo eincremen will und sich zweimal wundert, dass das nicht einzieht, und wenn beim Anblick eines weißlichen Tropfens auf dem Fußboden kurz ein schlüpfriger Gedanke kommt, dann bedeutet das wohl alles nur Überlastung und sonst nichts. In einem Regal ist Platz für die Requisiten gepflegter Sportsfrauen, und ich stelle meine beiden Flaschen dazu. Haarzeug besitze ich ja nicht.
Nachmittags wieder im Keller herumgeschlichen. Ausgestempelt, wohlverstanden. Handtuch auf die Umkleidebank, und auf dem Bauch bei gemütlich gelbem Nebenraumlicht 25 Minuten geschlafen. So geht das. Einstempeln, Binwiederda sagen beim Betreten des Büros, so einfach!
Bei mir ist es überall staubig, sage ich. Lass uns am Wochenende wegfahren. Danach höre ich nichts mehr. Der Aufwand ist dann wohl doch zu groß für ein bisschen Sex.
Zum Schlafen die Kleider einfach ans Fußende legen und sich selbst in den Schlafsack wickeln, von Küchengeräuschen aufwachen. Tanzen mit erhobenen Armen, mit fremdsprachigen Menschen sprechen (Griechin, Italiener, Schwabe), gut und genug essen, nur Wasser und Sekt trinken einen ganzen Tag lang, weit fahren, in der Sonne einen Fluss entlang spazieren in einem falschen Pelz, aber in richtigen Stöckelschuhen, denen, die nur Käse reden, den Rücken kehren, auch wenn sie denselben Namen tragen, ein furchtbares Keyboard spielen bis einer heult, eine steile Stiege aus dem Jahr 1754 hinaufgehen zum Bett unter einer Schräge, zum Frühstück wieder hinunterturnen bis zu einem groben Tisch an einem Kachelofen: ein ganzes Wochenende voller richtiger Sachen. Froh und müde.
D. C. al Fine
Es ist warm wie in einem Tropenhaus und der Fußboden trocken. An den Wasserdruck kann man sich anlehnen, bis der Rücken heiß jault. Das Handtuch muss vorher gut versteckt werden, sonst wird es nass um die gemauerte Ecke herum. Wenn man dann auf einer hölzernen Umkleidebank sitzt und sich die Füße mit Shampoo eincremen will und sich zweimal wundert, dass das nicht einzieht, und wenn beim Anblick eines weißlichen Tropfens auf dem Fußboden kurz ein schlüpfriger Gedanke kommt, dann bedeutet das wohl alles nur Überlastung und sonst nichts. In einem Regal ist Platz für die Requisiten gepflegter Sportsfrauen, und ich stelle meine beiden Flaschen dazu. Haarzeug besitze ich ja nicht.
Nachmittags wieder im Keller herumgeschlichen. Ausgestempelt, wohlverstanden. Handtuch auf die Umkleidebank, und auf dem Bauch bei gemütlich gelbem Nebenraumlicht 25 Minuten geschlafen. So geht das. Einstempeln, Binwiederda sagen beim Betreten des Büros, so einfach!
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Bei mir ist es überall staubig, sage ich. Lass uns am Wochenende wegfahren. Danach höre ich nichts mehr. Der Aufwand ist dann wohl doch zu groß für ein bisschen Sex.
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Zum Schlafen die Kleider einfach ans Fußende legen und sich selbst in den Schlafsack wickeln, von Küchengeräuschen aufwachen. Tanzen mit erhobenen Armen, mit fremdsprachigen Menschen sprechen (Griechin, Italiener, Schwabe), gut und genug essen, nur Wasser und Sekt trinken einen ganzen Tag lang, weit fahren, in der Sonne einen Fluss entlang spazieren in einem falschen Pelz, aber in richtigen Stöckelschuhen, denen, die nur Käse reden, den Rücken kehren, auch wenn sie denselben Namen tragen, ein furchtbares Keyboard spielen bis einer heult, eine steile Stiege aus dem Jahr 1754 hinaufgehen zum Bett unter einer Schräge, zum Frühstück wieder hinunterturnen bis zu einem groben Tisch an einem Kachelofen: ein ganzes Wochenende voller richtiger Sachen. Froh und müde.
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D. C. al Fine
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